- Beiträge: 11485
Martin, Ricarda - Winterrosenzeit Abschnitt 1
19 Jan. 2018 15:52 #13
von Netha
Liebe Grüße von Netha
Netha antwortete auf Martin, Ricarda - Winterrosenzeit Abschnitt 1
Dieser Abschnitt ist gestern noch gefallen. Nun hat Hans-Peter es bis England geschafft und stapft durch den Regen. Toll das Ginny und ihre Freunde ihn mitnehmen. Bin sehr gespannt wie das weiter geht.
Hans Peter hat ja noch nicht mal eine Eintrittskarte und das für die Beatles. Könnte eine verdammt herbe Endtäuschung geben. Die Sanne in Deutschland scheint sich ja auch Hoffnung zu machen, dass sie Hans Peter abbekommt wenn er aus England wieder da ist. Wie sie wohl reagiert wenn er ihr sagt das er sie nicht liebt. Na etwas naiv sind die deutschen Jugendlichen schon noch.
Hans Peter hat ja noch nicht mal eine Eintrittskarte und das für die Beatles. Könnte eine verdammt herbe Endtäuschung geben. Die Sanne in Deutschland scheint sich ja auch Hoffnung zu machen, dass sie Hans Peter abbekommt wenn er aus England wieder da ist. Wie sie wohl reagiert wenn er ihr sagt das er sie nicht liebt. Na etwas naiv sind die deutschen Jugendlichen schon noch.
Liebe Grüße von Netha
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
21 Jan. 2018 08:46 #14
von Tuppi
Tuppi antwortete auf Martin, Ricarda - Winterrosenzeit Abschnitt 1
ich komme zur Zeit nicht wirklich zum lesen... gestern hab ich mal wieder ein Kapitel geschafft, hoffe, es wird auch bald wieder mehr...
Die Geburtstagsfeier hatte ein abruptes Ende. Aber wenigstens ist die Katze jetzt aus dem Sack...
Wilhelm tut mir irgendwie leid. Da das damals andere Zeiten waren, kann ich verstehen, dass Hans-Peters offene Art in zur Weißglut bringt. Hilde hat recht: er ist eifersüchtig darauf, dass HP gescheiter ist als er.
Ich kann aber auch HP verstehen, der durch das Studium aus der Idylle des Dorfes in das offenere Stadtleben geraten ist. Er will sich nichts mehr gefallen lassen - was ja auch gut ist. Die erste Ohrfeige hat er an diesem Geburtstag bekommen (in dem Alter habe ich die letzte von meiner Mutter bekommen), das spricht ja irgendwie auch für Wilhelm...
Hilde tut mir leid. Sie kuscht und versucht, alles in geordneten Bahnen zu halten. Es gefällt mir, dass Wilhelm seine Frau nicht knapp hält. Er hat das Zepter in der Hand, aber scheint auch großzügig zu sein. Und er ist nicht schlagwütig!
Doris mag ich, sie steht ihren Mann und hat das Herz auf dem rechten Fleck.
Dass HP Fragen zu seinem Vater hat, kann ich verstehen. Er war die große Liebe von Hilde. Logisch, dass sie die Erinnerungen verdrängen möchte - die Ehe mit Wilhelm ist zweckmäßig, aber nicht wirklich harmonisch.
Die Geburtstagsfeier hatte ein abruptes Ende. Aber wenigstens ist die Katze jetzt aus dem Sack...
Wilhelm tut mir irgendwie leid. Da das damals andere Zeiten waren, kann ich verstehen, dass Hans-Peters offene Art in zur Weißglut bringt. Hilde hat recht: er ist eifersüchtig darauf, dass HP gescheiter ist als er.
Ich kann aber auch HP verstehen, der durch das Studium aus der Idylle des Dorfes in das offenere Stadtleben geraten ist. Er will sich nichts mehr gefallen lassen - was ja auch gut ist. Die erste Ohrfeige hat er an diesem Geburtstag bekommen (in dem Alter habe ich die letzte von meiner Mutter bekommen), das spricht ja irgendwie auch für Wilhelm...
Hilde tut mir leid. Sie kuscht und versucht, alles in geordneten Bahnen zu halten. Es gefällt mir, dass Wilhelm seine Frau nicht knapp hält. Er hat das Zepter in der Hand, aber scheint auch großzügig zu sein. Und er ist nicht schlagwütig!
Doris mag ich, sie steht ihren Mann und hat das Herz auf dem rechten Fleck.
Dass HP Fragen zu seinem Vater hat, kann ich verstehen. Er war die große Liebe von Hilde. Logisch, dass sie die Erinnerungen verdrängen möchte - die Ehe mit Wilhelm ist zweckmäßig, aber nicht wirklich harmonisch.
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
22 Jan. 2018 06:24 #15
von Tuppi
Tuppi antwortete auf Martin, Ricarda - Winterrosenzeit Abschnitt 1
es wurde gestern wieder nur 1 Kapitel...
Ich mag Ginny! Sie hat mich mit ihrer erfrischenden Art gleich in ihren Bann geschlagen. Ihr Vater gibt auch einen guten Eindruck, im Gegensatz zu ihrer Mutter. Die ist mir zu nörglerisch.
Fiona mag ich nicht. Ich kann es nicht erklären, aber irgendwas stört mich an ihr...
Aber ich bin mir sicher, Ginny und HP werden sich auf dem Konzert (oder kurz davor) kennen lernen - wo die Liebe hinfällt... die Großmutter wird nicht begeistert sein, aber den jungen Mann wird man ja nicht mit einem Auto gleichsetzen können (wobei ich mich bei der Vorstellung gerade königlich amüsiere)...
Ich mag Ginny! Sie hat mich mit ihrer erfrischenden Art gleich in ihren Bann geschlagen. Ihr Vater gibt auch einen guten Eindruck, im Gegensatz zu ihrer Mutter. Die ist mir zu nörglerisch.
Fiona mag ich nicht. Ich kann es nicht erklären, aber irgendwas stört mich an ihr...
Aber ich bin mir sicher, Ginny und HP werden sich auf dem Konzert (oder kurz davor) kennen lernen - wo die Liebe hinfällt... die Großmutter wird nicht begeistert sein, aber den jungen Mann wird man ja nicht mit einem Auto gleichsetzen können (wobei ich mich bei der Vorstellung gerade königlich amüsiere)...
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
23 Jan. 2018 06:46 #16
von Ikopiko
Ikopiko antwortete auf Martin, Ricarda - Winterrosenzeit Abschnitt 1
Hans-Peter ist wirklich unheimlich naiv. Er weiß um den Trubel um die Beatles und denkt, er kann da mal eben so hin, ein Zimmer bekommen und eine Konzertkarte kaufen? Als Student sollte man meinen, dass er cleverer ist, auch wenn er ländlich lebt …
Ich mag Susi, aber auch Ginny. Beide sind offen und haben ein gutes Herz. Ich kann aber auch Norman verstehen, als er Hans-Peter den Marsch bläst. Für ihn ist Hans-Peter ein Eindringling. Er wollte eine Tour mit seiner Clique machen und nun drängt sich ein fremder dazwischen und verdreht Ginny den Kopf …
Wie will Ginny Hans-Peter ins Konzert kriegen? Ich denke, das war damals unmöglich.
Hans-Peter hat seinen Vater mal in die Schranken verwiesen. Das geschieht dem ganz recht! Aber Hans-Peter sollte dann auch so konsequent sein und neben dem Studium jobben. Er kann nicht einerseits seinen Vater angehen und andererseits nur zu gerne sein Geld annehmen. Entweder oder …
Ich mag Susi, aber auch Ginny. Beide sind offen und haben ein gutes Herz. Ich kann aber auch Norman verstehen, als er Hans-Peter den Marsch bläst. Für ihn ist Hans-Peter ein Eindringling. Er wollte eine Tour mit seiner Clique machen und nun drängt sich ein fremder dazwischen und verdreht Ginny den Kopf …
Wie will Ginny Hans-Peter ins Konzert kriegen? Ich denke, das war damals unmöglich.
Hans-Peter hat seinen Vater mal in die Schranken verwiesen. Das geschieht dem ganz recht! Aber Hans-Peter sollte dann auch so konsequent sein und neben dem Studium jobben. Er kann nicht einerseits seinen Vater angehen und andererseits nur zu gerne sein Geld annehmen. Entweder oder …
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
23 Jan. 2018 06:53 #17
von Ikopiko
Ikopiko antwortete auf Martin, Ricarda - Winterrosenzeit Abschnitt 1
Danke für die ausführliche Erklärung!
Meine Mutter ist Jahrgang 40, Flüchtlingskind und auch ländlich aufgewachsen. Ich habe oft überlegt, ob sie auch so naiv wäre wie Hans-Peter. Ich glaube, nicht.
Aber Hilde kann ich sehr gut verstehen. Meine Oma hat ihren Mann im Krieg verloren, er gilt als vermisst. Sie musste wirklich hart um das Überleben ihrer Kinder schuften. Sie war bei einem Bauern untergekommen, der ihr jeden Happen vorhielt. Wenn sie eine Tasse Milch für die Kinder beim Melken der Kühe abzwackte, konnte sie ein Donnerwetter erleben ... Von daher hat Hilde meinen Respekt. Um sich und vor allem Hans-Peter versorgt zu wissen, erträgt sie die Launen ihres Mannes geduldsam.
Meine Mutter ist Jahrgang 40, Flüchtlingskind und auch ländlich aufgewachsen. Ich habe oft überlegt, ob sie auch so naiv wäre wie Hans-Peter. Ich glaube, nicht.
Aber Hilde kann ich sehr gut verstehen. Meine Oma hat ihren Mann im Krieg verloren, er gilt als vermisst. Sie musste wirklich hart um das Überleben ihrer Kinder schuften. Sie war bei einem Bauern untergekommen, der ihr jeden Happen vorhielt. Wenn sie eine Tasse Milch für die Kinder beim Melken der Kühe abzwackte, konnte sie ein Donnerwetter erleben ... Von daher hat Hilde meinen Respekt. Um sich und vor allem Hans-Peter versorgt zu wissen, erträgt sie die Launen ihres Mannes geduldsam.
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
23 Jan. 2018 11:06 #18
von RebeccaM
Always look on the bright side of life
RebeccaM antwortete auf Martin, Ricarda - Winterrosenzeit Abschnitt 1
Aufgrund Euer Kommentare, die ich mit großem Interesse verfolge, möchte ich an dieser Stelle noch ein paar Worte zu diesem Roman schreiben, da ich sehe, dass das Verhalten einiger Personen bei Euch auf Unverständnis stößt. 1965 liegt nur etwas über fünfzig Jahre zurück, da kann man schnell denken, dass das Leben damals fast ebenso wie heute gewesen war. Der größte „Umbruch“ in der Gesellschaft im 20.Jahrhundert fand jedoch ab 1968 (mit den Studentenrevolten) statt.
Im Gegensatz zu historischen Romanen die in längst vergangenen Zeiten spielen, war es bei der Recherche zu „Winterrosenzeit“ möglich, Zeitzeugen zu befragen. Dieses Manuskript wurde sogar von zwei Lektorinnen korrigiert, die Beide in den 1960ern Teenager und Beatles-Fans waren (das wusste ich aber nicht, als mir die Idee zu dieser Geschichte schrieb). Im Nachwort erwähne ich auch meine Schwester, 1949 geboren, auch sie liebte die Beatles sehr.
Ihr wisst, dass ich seit über 25 Jahren Freunde in England habe. Meine besten Freunde wurden 1946, bzw. 1945 geboren – sie erlebten also die Wandlung und „Swinging London“ als Jugendliche hautnah mit und wurden von mir regelrecht gelöchert, um diesen Roman schreiben zu können.
Warum ich Euch das erkläre? Es ist keine Rechtfertigung meinerseits, ich möchte Euch nur aufzeigen, dass ich mir hier – ebenso bei meinen Romanen aus dem 19. Jahrhundert - nichts aus den Fingern gesogen habe, sondern alle Figuren den damals geltenden Verhaltensmustern angepasst habe.
Warum Hans-Peter nicht auf eigenen Füßen steht? Mitte der 1960er war studieren, was die finanzielle Seite betrifft, nicht so einfach wie heute. BaFög gab es erst ab 1971, seit 1955 bestand das „Honnofer Modell“, eine Art Förderung für Studenten. Es erhielten aber nur bedürftige junge Leute Geld, dieses war auch sehr gering und auf die ersten drei Semester beschränkt. Damals war es auch nicht so üblich wie heute, dass Studenten „nebenbei“ jobbten, ja, allein der Begriff „jobben“, so, was wir uns heute darunter vorstellen, gab es gar nicht. Die Studenten hatten lediglich die Möglichkeit während den Semesterferien eine Arbeit zu bekommen.
Ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier sage, dass im Verlauf der Handlung des Romans Hans-Peter sich entschließen wird, ganz mit seinem Stiefvater zu brechen und sein Studium ohne dessen finanzielle Unterstützung fortzusetzen, auch wenn er nicht weiß, wie er es machen soll.
Warum Hans-Peter scheinbar blauäugig nach England reist, ohne Konzertkarten zu haben?
Heute verwenden wir das Internet ganz selbstverständlich, darüber erfahren wir alles, was auf der Welt vor sich geht, von Fernsehprogrammen werden wir ebenso wie von der Printpresse regelrecht erschlagen.
1965 gab es das alles nicht. Es ist historisch fundiert, dass die Zeitschrift BRAVO das einzige Medium für die moderne Musik in Deutschland war (Der „Rolling Stone“ erschien erstmalig 1967). Darin wurden die Auftritte der Beatles genannt, Ort und Datum, mehr aber auch nicht. Es gab keine Möglichkeit, in Deutschland Karten zu kaufen. Es gab auch nicht die Möglichkeit für eine Privatperson nach England zu schreiben und dort Karten zu bestellen – allein wegen des Bezahlens.
Darüber hinaus – und das in an der Stelle erwähnt – war es gerade bei Rock-/Pop-Konzerten üblich, hinzugehen und die Eintrittskarten an der Kasse zu kaufen. In Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg gab es Vorverkaufsstellen, auf dem Land jedoch nicht, da in diese Gegend Musikgrößen ja gar nicht kamen.
Ohne zu spoilern kann ich verraten, dass – ebenfalls fundiert! – weiter hinten im Roman erwähnt werden wird, dass die Beatles 1966 nach Deutschland kommen und u.a. einen Auftritt in München machen werden. Für diesen organisierte die BRAVO Zug- und Busanreisen aus ganz Deutschland, einschließlich der Eintrittskarten. Das war erstmalig in Deutschland, so etwas hatte es zuvor noch nie gegeben – nicht einmal bei Elvis
Wie in meinem vorherigen, längeren Beitrag geschrieben, müssen wir auch zwischen Stadt- und Landbevölkerung unterscheiden. Seit vielen Jahrzehnten, auch seit meiner Jugend, ist es „normal“, in die Großstädte oder ins Ausland zu reisen, und so andere Eindrücke zu gewinnen. 1965 reisten die, die es sich leisten konnten, natürlich auch, meistens jedoch an die sonnigen Strände Italiens. Sogenannte „Städtetripps, z.B. von der Schwäbischen Alb mal nach Berlin oder Hamburg, war nicht üblich, geschweige denn, dass Schulen den Schülern solche Möglichkeiten boten. In meiner Abschlussklasse 1979 ging die Reise von Rottweil in Baden-Württemberg lediglich für drei Tage nach München, weiter weg gab es einfach nicht. Das kam erst in den 1980er-Jahren.
Ich glaube … fürchte … Euch werden hier noch mehrere Szenen begegnen, in denen ihr das Handeln der Figuren für „naiv“, vielleicht auch „dumm“ halten werdet. Vieles ist natürlich auch persönlicher Geschmack. Ich wollte Euch nur vermitteln, dass es früher einfach so war, dass Menschen so handelten, was aus unser heutigen Sicht tatsächlich naiv erscheinen mag. Natürlich sind die Figuren ebenso fiktiv die die ganze Geschichte – trotzdem habe ich großen Wert darauf gelegt, das Leben und Handeln so zu schildern, wie es damals gewesen ist.
Im Gegensatz zu historischen Romanen die in längst vergangenen Zeiten spielen, war es bei der Recherche zu „Winterrosenzeit“ möglich, Zeitzeugen zu befragen. Dieses Manuskript wurde sogar von zwei Lektorinnen korrigiert, die Beide in den 1960ern Teenager und Beatles-Fans waren (das wusste ich aber nicht, als mir die Idee zu dieser Geschichte schrieb). Im Nachwort erwähne ich auch meine Schwester, 1949 geboren, auch sie liebte die Beatles sehr.
Ihr wisst, dass ich seit über 25 Jahren Freunde in England habe. Meine besten Freunde wurden 1946, bzw. 1945 geboren – sie erlebten also die Wandlung und „Swinging London“ als Jugendliche hautnah mit und wurden von mir regelrecht gelöchert, um diesen Roman schreiben zu können.
Warum ich Euch das erkläre? Es ist keine Rechtfertigung meinerseits, ich möchte Euch nur aufzeigen, dass ich mir hier – ebenso bei meinen Romanen aus dem 19. Jahrhundert - nichts aus den Fingern gesogen habe, sondern alle Figuren den damals geltenden Verhaltensmustern angepasst habe.
Warum Hans-Peter nicht auf eigenen Füßen steht? Mitte der 1960er war studieren, was die finanzielle Seite betrifft, nicht so einfach wie heute. BaFög gab es erst ab 1971, seit 1955 bestand das „Honnofer Modell“, eine Art Förderung für Studenten. Es erhielten aber nur bedürftige junge Leute Geld, dieses war auch sehr gering und auf die ersten drei Semester beschränkt. Damals war es auch nicht so üblich wie heute, dass Studenten „nebenbei“ jobbten, ja, allein der Begriff „jobben“, so, was wir uns heute darunter vorstellen, gab es gar nicht. Die Studenten hatten lediglich die Möglichkeit während den Semesterferien eine Arbeit zu bekommen.
Ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier sage, dass im Verlauf der Handlung des Romans Hans-Peter sich entschließen wird, ganz mit seinem Stiefvater zu brechen und sein Studium ohne dessen finanzielle Unterstützung fortzusetzen, auch wenn er nicht weiß, wie er es machen soll.
Warum Hans-Peter scheinbar blauäugig nach England reist, ohne Konzertkarten zu haben?
Heute verwenden wir das Internet ganz selbstverständlich, darüber erfahren wir alles, was auf der Welt vor sich geht, von Fernsehprogrammen werden wir ebenso wie von der Printpresse regelrecht erschlagen.
1965 gab es das alles nicht. Es ist historisch fundiert, dass die Zeitschrift BRAVO das einzige Medium für die moderne Musik in Deutschland war (Der „Rolling Stone“ erschien erstmalig 1967). Darin wurden die Auftritte der Beatles genannt, Ort und Datum, mehr aber auch nicht. Es gab keine Möglichkeit, in Deutschland Karten zu kaufen. Es gab auch nicht die Möglichkeit für eine Privatperson nach England zu schreiben und dort Karten zu bestellen – allein wegen des Bezahlens.
Darüber hinaus – und das in an der Stelle erwähnt – war es gerade bei Rock-/Pop-Konzerten üblich, hinzugehen und die Eintrittskarten an der Kasse zu kaufen. In Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg gab es Vorverkaufsstellen, auf dem Land jedoch nicht, da in diese Gegend Musikgrößen ja gar nicht kamen.
Ohne zu spoilern kann ich verraten, dass – ebenfalls fundiert! – weiter hinten im Roman erwähnt werden wird, dass die Beatles 1966 nach Deutschland kommen und u.a. einen Auftritt in München machen werden. Für diesen organisierte die BRAVO Zug- und Busanreisen aus ganz Deutschland, einschließlich der Eintrittskarten. Das war erstmalig in Deutschland, so etwas hatte es zuvor noch nie gegeben – nicht einmal bei Elvis
Wie in meinem vorherigen, längeren Beitrag geschrieben, müssen wir auch zwischen Stadt- und Landbevölkerung unterscheiden. Seit vielen Jahrzehnten, auch seit meiner Jugend, ist es „normal“, in die Großstädte oder ins Ausland zu reisen, und so andere Eindrücke zu gewinnen. 1965 reisten die, die es sich leisten konnten, natürlich auch, meistens jedoch an die sonnigen Strände Italiens. Sogenannte „Städtetripps, z.B. von der Schwäbischen Alb mal nach Berlin oder Hamburg, war nicht üblich, geschweige denn, dass Schulen den Schülern solche Möglichkeiten boten. In meiner Abschlussklasse 1979 ging die Reise von Rottweil in Baden-Württemberg lediglich für drei Tage nach München, weiter weg gab es einfach nicht. Das kam erst in den 1980er-Jahren.
Ich glaube … fürchte … Euch werden hier noch mehrere Szenen begegnen, in denen ihr das Handeln der Figuren für „naiv“, vielleicht auch „dumm“ halten werdet. Vieles ist natürlich auch persönlicher Geschmack. Ich wollte Euch nur vermitteln, dass es früher einfach so war, dass Menschen so handelten, was aus unser heutigen Sicht tatsächlich naiv erscheinen mag. Natürlich sind die Figuren ebenso fiktiv die die ganze Geschichte – trotzdem habe ich großen Wert darauf gelegt, das Leben und Handeln so zu schildern, wie es damals gewesen ist.
Always look on the bright side of life
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Ladezeit der Seite: 3.506 Sekunden