Schiewe, Ulf - Montalban. Der Bastard von Tolosa (Band 01)

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27 März 2010 11:29 - 06 März 2024 07:36 #1 von Netha
Autor: Schiewe, Ulf
Titel: Der Bastard von Tolosa
Originaltitel: -
Verlag: Droemer Knaur Verlag
Erschienen: 2. November 2009
ISBN-10: 342619841X
ISBN-13: 978-3426198414
Seiten: 928
Einband: HC
Serie: Frankreich-Reihe Band 01
Preis: 22,95 €

Autorenportrait:

Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der "brotlosen Kunst" widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte. Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den "Bastard von Tolosa" mündete. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.

Droemer Knaur HP

Inhaltsangabe:

Wie Tausende »Soldaten Christi« folgt der junge Edelmann Jaufré Montalban 1096 dem Aufruf des Papstes, Jerusalem von den Ungläubigen zu befreien. Viele grausame Schlachten später beginnt er am Sinn des Krieges zu zweifeln. Als seine Geliebte brutal niedergemetzelt wird, will er sich auf seine Burg nahe dem heutigen Toulouse zurückziehen. Doch dort erwartet ihn eine Gattin, die er nur unter Zwang geheiratet hatte - und eine tödliche Intrige um das Rätsel seiner Herkunft.
 

Quelle: Amazon de


Meine Meinung

Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch durch sein schlichtes, aber denn noch wunderschönes Cover.
Gleich zu beginn fiel mir auf welch klare und bildhafte Sprache der Autor verwendete. Und was mich ganz besonders gefreut hat, dieses Buch ist in der alten Rechtschreibung geschrieben.
Es beginnt damit das Jaufré. Seines Zeichen Burgherr auf Rocafort, einen Mönch zu sich ruft um einige Schreibarbeiten anfertigen zu lassen.
Als Aimar, ein sehr junger Mönch, vor ihm steht stutzt Jaufré anfangs. Aber er schließt ihn bald in sein Herz. Der junge Mönch ist sehr vertrauensvoll und wissbegierig. Im laufe der nächsten Tage, als die Briefe geschrieben werden sollen, ergibt es sich das Jaufré beginnt aus seinem Leben zu erzählen.
Und so erfährt der Leser sein gefährliches Leben in der Zeit um die Eroberung Jerusalems, aber auch warum Jaufré sich dem Kreuzzug angeschlossen hat.
Es waren gefährliche Zeiten, in denen Jaufré aber auch erleben durfte was es heißt wirkliche Freunde zu haben. Nach einem Brief seines Onkels an seinen Herrn in Tripolis entscheidet Jaufré sich dazu zurück zu kehren in die Heimat. Aber auch dort hat er einiges zu überstehen bis er endlich wieder Frieden mit sich und den seinen schließen kann.

Ulf Schiewe schaffte es mich fast von Anfang an zu fesseln. Seine Schlachtszenen sind recht detailgetreu niedergeschrieben, aber denn noch nicht zu grausam.
Die Recherche zu diesem Buch muss gewaltig gewesen sein, den alles passt auch mit der wahren Geschichte sehr gut zusammen.
Der Leser erfährt so einiges was nicht gerade zum Allgemeinwissen zählt.
Auch die Gewissensbisse die Jaufré hegt werden dem Leser nahe gebracht, so das es einige Stellen gab wo ich inne halten musste um über das was ich gerade gelesen habe nachdenken.
An den Endes der Abschnitte flechtet Ulf Schiewe kleine Sätze ein die dem Leser sagten das diese Sache noch nicht abgeschlossen sei, und mich dann immer weiter zog beim lesen. Da ich ja unbedingt wissen wollte wie das weiter ging.
Sehr hilfreich war ein beigelegtes Lesezeichen, in dem noch einmal die wichtigsten Protagonisten erklärt wurden. So konnte man immer wieder schauen wer den nun wer war, da es bei 928 Seiten einige Figuren gab die dort mitspielten.
Ich habe schon sehr viele historische Romane gelesen, aber so etwas wie hier ist mir noch nie untergekommen, dieses Buch ist mit Herzblut geschrieben worden. Und für mich ein klares Highlight im Jahre 2010.
Mit Spannung erwarte ich das zweite Buch von Ulf Schiewe, welches ich garantiert lesen werde.

Dieses Werk erhält von mir ganz klar fünf Sterne.
:*****:

Liebe Grüße von Netha
Letzte Änderung: 06 März 2024 07:36 von Meggie.

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01 Apr. 2010 20:11 #2 von Meggie
Meine Meinung:
Jaufre de Montalban, provenzalischer Edelmann und ehemaliger Krieger Christi, lebt als alter Mann auf seiner Burg in Rocafort und ist der Erzähler des 923 Seiten umfassenden historischen Epos.
Er erzählt einem jungen Mönch seine Lebensgeschichte, weil er nicht weiß, ob er noch lebt, wenn sein Sohn Raol wieder zu ihm zurückkehrt. Er will, dass Raol die Wahrheit erfährt, die Wahrheit über den "Bastard von Tolosa".

Ein gewaltiger historischer Roman mit einem detailreichen und vor allem bildhaften Schreibstil. Ulf Schiewe beschreibt das Leben des Jaufre de Montalban so genau, als hätte er selbst dieses Leben gelebt.
Die teilweise grausame Beschreibung einzelner Szenen setzt das Kopfkino in Gang und man meint, bei den Schlachten oder Gesprächen oder Feiern dabei zu sein und mittendrin zu sein.

Mit wunderbaren Worten werden Landschaften beschrieben. So bekommt man Lust, die einzelnen Orte doch mal selbst kennenzulernen.

Jaufre und seine Familie und Freunde wachsen einem ans Herz und der Verlust einzelner Personen lässt einem genauso trauern, wie die Protagonisten.

Dank einer Leserunde, die vom Autor Ulf Schiewe begleitet wurde, konnte ich wieder etwas hinter die Kulissen des Romans sehen und mir manche Szenen besser vorstellen, da der Autor Rede und Antwort stand.

Fazit:
Durch den bildhaften Schreibstil hat man einen wunderbaren Eindruck über die Zeit des 12. Jahrhunderts im Libanon und in Frankreich bekommen.
Wer historische Wälzer mag, sollte sich diesen Geheimtipp nicht entgehen lassen.

:*****:


LG Meggie

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07 Apr. 2010 06:00 - 04 Jan. 2024 17:13 #3 von Tuppi
Meine Meinung
Jaufré Montalban erzählt einem Mönch im Jahr 1131 seine Geschichte. Als Soldat Christi reist er ins heilige Land, um es zu befreien. Als seine geliebte Nuora einem schrecklichen Gemetzel zum Opfer fällt, beschließt er mit seiner Tochter in seine Heimat zurückzukehren. Er hat die Greueltaten leid und möchte dort den Krieg vergessen und mit seiner Tochter ein friedliches Leben führen. Doch auf Rocafort wartet nicht nur sein verbittertes Eheweib, sondern auch neue Gegner, die auf sein Erbe aus sind...

Die Geschichte ist aus Sicht von Jaufré geschrieben, er erzählt sein Leben im Krieg. Ulf Schiewe hat eine tolle Art, mich an den Erlebnissen teilnehmen zu lassen. Ich konnte mir die Personen und die Umgebung lebhaft vorstellen und hatte beim Lesen farbige Bilder vor mir. Ich habe mich sehr gut zurechtgefunden und fand die Zeitsprünge überhaupt nicht störend. Die Geschichte ist stimmig und es wird alles aufgeklärt.
Begeistert war ich von den Karten, die man im Buch fand und von den Beschreibungen der historischen Personen am Buchende und auf dem Lesezeichen.

Fazit:
Ein tolles Leseerlebnis!
:*****:


07.04.2010 - 150

Viele Grüße Nicole

EIN TAG OHNE LESEN IST KEIN GUTER TAG!
Letzte Änderung: 04 Jan. 2024 17:13 von Tuppi.

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08 Apr. 2010 20:25 #4 von Zabou1964
Meine Meinung:
Der Debütroman von Ulf Schiewe „Der Bastard von Tolosa“ ist mit 928 Seiten und einem Gewicht von über einem Kilogramm ein „dicker Brocken“. Trotz dieses Umfangs habe ich mich – Gott sei Dank – an sein Werk herangetraut. Der Einband zeigt auf einem goldgelben Untergrund einen sehr aufwendig gearbeiteten Ring, der in der Handlung auch eine Rolle spielt. Auf der Innenseite ist eine Karte der Gegend um Tolosa in Südfrankreich abgebildet. Ein besonderes Highlight stellte für mich das beigefügte Lesezeichen dar, auf dem die wichtigsten Figuren aufgezählt und kurz beschrieben waren – eine wirklich geniale Idee, die das lästige Nachschlagen in einem eventuell vorhandenen Personenverzeichnis am Ende eines Buches ersparte. An dieser Stelle gab es dann aber auch noch detaillierte Angaben zu den historischen Figuren, die im Roman vorkamen, sowie ein Nachwort des Autors.

Um die eigentliche Geschichte über den Edelmann und Krieger Christi Jaufré Montalban spannt sich eine Rahmenhandlung, in der Jaufré einem jungen Mönch seine Lebensgeschichte erzählt, damit dieser sie später seinem Sohn weitergeben kann. Seine Geschichte beginnt Ende des elften Jahrhunderts, als Jaufré mit dem ersten Kreuzzug aufbricht, um Jerusalem von den „Ungläubigen“ zu befreien. Vierzehn lange Jahre kämpft er im fremden Land, hat eine Geliebte und eine Tochter, bis ein furchtbarer Schicksalsschlag ihn an dem Sinn seines Tuns zweifeln und in die Heimat Tolosa zu seiner Ehefrau Berta zurückkehren lässt. Doch auch dort findet er leider nicht den ersehnten Frieden. Seine Amme enthüllt ihm Details seiner Familiengeschichte und schon bald muss er seine Burg gegen einen Widersacher verteidigen.

Trotz der umfangreichen Seitenzahl hat der Autor die Spannung über die ganze Geschichte halten können. Die Handlung spielt auf verschiedenen Zeitebenen, sodass der Leser immer wieder wichtige Einzelheiten aus der Vergangenheit der Protagonisten erfährt. Diese Rückblenden passten sehr gut in den Erzählfluss.

Sprachlich war die Lektüre für mich ein echter Genuss. Geschickt hat Ulf Schiewe immer wieder Wörter alt-provenzalischen Ursprungs einfließen lassen, die das Lesen für mich authentisch machten. Für Sprachunkundige folgte fast immer im folgenden Satz eine Übersetzung. Die Beschreibungen der Figuren und vor allem der Landschaften ließen mich alles um mich herum vergessen und weckten mein Fernweh. Einige romantische Passagen im Roman möchte ich fast als poetisch bezeichnen. Die Kampfszenen und deren Folgen wurden sehr realistisch beschrieben, sodass zartbesaitete Leser eventuell ein wenig schockiert sein könnten.

Sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren waren mehrdimensional dargestellt. Jaufré war trotz seiner Berufung als Krieger Christi als ehrlicher und liebevoller Mann beschrieben. Meine absolute Lieblingsfigur war jedoch Hamid, sein arabischer Freund, der immer das rechte Wort zur rechten Zeit fand und Jaufré in jeder Lebenslage treu zur Seite stand.

Fazit:
Ich bin sehr froh, dass mich die Dicke des Buches nicht von der Lektüre abgehalten hat. Mir wäre ein äußerst wertvolles Leseerlebnis entgangen. Ein grandioses Erstlingswerk, dem hoffentlich bald ein nächstes folgen wird.

:*****:

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