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Rehn, Heidi - Tanz des Vergessens
Titel: Tanz des Vergessens
Originaltitel: -
Verlag: Knaur Verlag
Erschienen: 1. Juli 2015
ISBN-10: 3426515911
ISBN-13: 978-3426515914
Seiten: 560
Einband: TB
Serie: -
Preis: 9,99 €
Autorenporträt:
Quelle: Knaur VerlagHeidi Rehn wurde 1966 in Koblenz/ Rhein geboren und wuchs in einer Kleinstadt am Mittelrhein auf. Zum Studium der Germanistik, Geschichte, BWL und Kommunikationswissenschaften kam sie nach München. Nach dem Magisterexamen war sie zunächst als Dozentin an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig, anschließend war sie PR-Beraterin in einer Agentur. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin. Zusammen mit ihrer Familie lebt sie mitten in München.
Inhaltsangabe:
Quelle: Knaur VerlagFrühling 1919: Die junge Lou will nach dem tragischen Tod ihres Verlobten in den Wirren der Münchner Räterepublik nur noch eines: vergessen! Um ihren Schmerz zu betäuben, stürzt sie sich in das Bohème-Leben der frühen Zwanzigerjahre. Doch wie ein schwarzer Schatten hängt die Vorstellung über ihr, allen Menschen, die ihr nahestehen, Unglück zu bringen. Als sich dieser Glaube ein weiteres Mal zu bewahrheiten scheint, bleibt ihr nur noch ein letzter Ausweg ...
Meine Meinung:
Dieses Werk von Heidi Rehn war mein 10. das ich von ihr gelesen habe. Und ich kann sagen, sie überrascht mich jedes mal aufs neue.
Da ich dieses Buch im Rahmen einer Leser-runde gelesen habe, bekam ich von der Autorin auch einiges an Hintergrundinformationen. Auch wie sie selber ihre Figuren gesehen hat und immer noch sieht. Autoren begleitete Leser-runden sind für mich etwas ganz besonderes.
Diese Geschichte spielt in den Jahren direkt nach dem ersten Weltkrieg. Die Menschen möchten sich wieder vergnügen und Fröhlich sein. Sodass es in der Stadt München und später auch in Berlin des Nachts hoch hergeht.
Auch die galoppierende Geldentwertung spielt eine Rolle, sowie die Einführung der neuen Währung. Am Rande aber dennoch beachtenswert ist der langsame aber stetige Aufstieg von Adolf Hitler.
Lou, eine zu Anfang und zu dieser Zeit noch Minderjährige, junge Dame hat einen Schicksalsschlag nach dem anderen zu verkraften. Sie redet sich ein, dass sie allen Menschen mit denen sie näher in Kontakt steht Unglück bringt.
Doch sie hat Freunde, die in allen Lebenslangen zu ihr stehen. Auch wenn Lou diese tiefe und innige Freundschaft teils nicht so recht mitbekommt und fast schon mit Füßen tritt. Stehen ihr fünf Figuren immer zur Seite.
Lou hat ein außerordentliches Talent, sie ist Täschnerin, und hat wunderbare Ideen, diese versucht sie in Berlin umzusetzen und sich ein eigenes selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Doch gewisse Umstände lassen Lou nicht gerade gradlinig ihren Weg gehen. Frida, Wilma, Judith, Max und Franzi haben teils ihr heile Not mit Lou, doch sie lassen nicht locker und so mache brennende Situation kann so überwunden werden. Und was alle miteinander verbindet, ist die Musik. Die Musik ist immer mit dabei, ob in Gedanken oder um an Menschen zu gedenken die von ihnen gegangen sind. Diese Freunde haben immer ein Lied auf dem Grammophone oder in Gedanken bei sich.
Eine in meinen Augen wunderbare Geschichte, die uns mal wieder zeigt wie schwer es die Menschen gerade nach einem Krieg haben, um sich aus den Trümmern wieder emporzuarbeiten. Ein friedliches Leben zu führen, aber auch wie sie damit umgehen, Menschen die sie verloren haben nicht zu vergessen.
Ich freue mich sehr auf den dritten Band aus der Zeit der zwanziger Jahre. Das ich diesen auch lesen werde steht außer Frage. Denn Heidi Rehn hat sich bei mir einen festen Leseplatz er schrieben.
Ich vergebe fünf von fünf Sternen
Liebe Grüße von Netha
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Ich habe schon einige Bücher von Heidi Rehn gelesen und war stets begeistert von ihrer Schreibweise. Auch mit ihrem neuesten Werk „Tanz des Vergessens“ konnte sie mich wieder überzeugen. Handlungsorte des Romans sind München, wo die Autorin selbst lebt, und Berlin. Die Geschichte spielt nach dem Ersten Weltkrieg.
Die junge Lou lebt mit ihrem Verlobten Curd in München. Als im Mai 1919 die Räterepublik zerschlagen wird, gibt es Unruhen auf Münchens Straßen. Durch ein tragisches Unglück kommt Curd dabei ums Leben. Lou macht sich bittere Vorwürfe, dass sie Curd wegen einer Besorgung nach draußen geschickt hat. Judith und Max, Curds Freunde aus Wien, stehen ihr zur Seite. Über ihre unermessliche Trauer hilft ihr das Tanzen hinweg. Sie findet eine Anstellung als Täschnerin und eine neue Bleibe bei der Tochter ihres Arbeitgebers, die ihr bald zur Freundin wird. Auf ihren nächtlichen Streifzügen durch Münchens Nachtleben lernt sie den wesentlich älteren Ernst kennen, der allerdings verheiratet ist. Ein sehr pikantes Arrangement ermöglicht es den beiden dennoch, sich regelmäßig zu sehen. Aber auch dieses kleine Glück währt nicht lange. Lou muss ihren Weg finden und begibt sich nach Berlin.
Heidi Rehn ist es mal wieder gelungen, mir ihre Protagonistin ans Herz wachsen zu lassen. Mit Lou hat sie einen außergewöhnlichen Charakter geschaffen. Ich konnte mich in die junge Frau hineinversetzen, mit ihr lachen und weinen. Zudem hat sie ihre Geschichte zu einer interessant Zeit in Deutschland angesiedelt. Die politische Situation in der Weimarer Republik war mir bisher nicht sehr geläufig. Die Wirtschaftskrise, die galoppierende Inflation und das Aufkommen der braunen Gesinnung hat Heidi Rehn geschickt in ihre Geschichte eingeflochten. Aber auch die Roaring Twenties, Tanzvergnügen, das Leben der Künstler und die Mode finden Erwähnung. Man merkt dem Roman eine gründliche Recherchearbeit an.
Lous Geschichte hat mich von Anfang an fesseln können. Sehr gefühlvoll erzählt die Autorin, wie es der jungen Frau, die durch den Verlust ihres Verlobten sehr verletzt ist, ergeht. Aber auch die Nebenfiguren waren sehr gut ausgearbeitet. Judith, Lous Freundin, war mir die liebste. Mit ihrer direkten und zupackenden Art hat sie mir am besten gefallen. Anhand dieser Figur lernt der Leser auch etwas über die gleichgeschlechtliche Liebe zu Anfang des letzten Jahrhunderts.
Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar mit zeitgenössischen und lokal geprägten Ausdrücken, das sehr hilfreich ist. Ein ausführliches Nachwort der Autorin rundet den Roman ab und gibt noch einige Erklärungen zum Thema.
Fazit:
Mit „Tanz des Vergessens“ ist Heidi Rehn ein atmosphärisch dichter und spannender Roman gelungen, an den ich noch lange und gerne zurückdenken werde.
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Mai 1919: der erste Weltkrieg ist vorbei und die junge Lou genießt das Leben mit ihrem Verlobten. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer. Curd stirbt in München auf der Straße durch einen fehlgeleiteten Schuss. Lou macht sich schwere Vorwürfe, denn Curd ist an ihrer Stelle gegangen. Das war schon das zweite Mal, denn auch ihr Bruder hat nach einem Botengang für sie ein Bein verloren. Sie will sich eigentlich zurückziehen, denn weitere Unglücke möchte sie nicht herauf beschwören.
Sie sucht sich eine Stelle als Täschnerin, denn die Arbeit mit Leder ist ihre Leidenschaft.
Sie beginnt eine Liebelei mit einem älteren Herrn, der sie zusammen mit seiner Frau adoptieren möchte. Hat sie es geschafft und das Glück ist zurück?
Heidi Rehn steht für unterhaltsamen Lesegenuss mit Geschichtsfaktor. Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut und wurde nicht enttäuscht.
Lou ist eine sympathische junge Frau, der das Schicksal immer wieder sehr böse mit spielt. Jedes Mal, wenn das Glück anklopft, passiert etwas schlimmes und sie hadert mit sich und der Welt. Sie hat gute Freunde, die aber nach Berlin ziehen.
Die Geschichte hat mich gefesselt und ich habe es nur ungern aus der Hand gelegt. Lou konnte ich sehr gut leiden, auch ihre Freunde mochte ich. Es gab auch negative Charaktere und mehr als ein Mal brauchte ich Taschentücher. Adolf Hitler hatte eine kleine Nebenrolle, in der sein Talent, die Massen zu begeistern, gut beschrieben wurde.
Das Ende hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich schon sehr auf das nächste Buch dieser Autorin!
Fazit:
Manche Menschen trifft das Pech sehr hart.
21.10.2015 - 477
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Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Die Menschen leiden Hunger, sehnen sich nach den angenehmen Seiten des Lebens. Auch Lou plant mit ihrem Verlobten ihre gemeinsame Zukunft in Friedenszeiten. Aber dann wird er urplötzlich aus ihrem Leben gerissen. Zunächst verfällt sie in eine tiefe Trauer, doch dann beginnen auch für sie die „Goldenen Zeiten“, und sie tanzt sich von einer Feier in die nächste
Lou kann ihr neues Leben jedoch nicht vorbehaltlich genießen. Für den Tod ihres Verlobten und einem länger zurückliegenden Unfall gibt sie sich die Schuld und denkt, sie bringt geliebten Menschen Unglück. Daher vernachlässigt sie alte Freunde und auch ihre Arbeit. Letztlich sind es aber ihre alten (und neuen) Freunde, die in ihrer schwersten Zeit zu ihr stehen und sie wieder auf die richtige Bahn bringen.
Heidi Rehn entführt den Leser mit „Tanz des Vergessens“ nach München und Berlin in die „Zwanziger Jahre“. Nach den Kriegsentbehrungen ist alles im Aufbruch und die Menschen wollen ihr Leben wieder genießen. Aber auch in den „Goldenen Zwanzigern“ ist nicht alles Gold, was glänzt. Heidi Rehn zeigt auch die Schattenseiten auf, wie Drogenmissbrauch, Arbeitslosigkeit, Armut …
Leider war mir die Protagonistin bereits recht früh unsympathisch. Viele ihrer Entscheidungen, ihr Leben auf Kosten anderer, ihre Lebenseinstellung, konnte ich nicht nachvollziehen. Im wahren Leben wäre sie wohl nicht meine Freundin geworden. Auf der anderen Seite darf man nicht urteilen, wenn man die Zeit nicht selbst miterlebt hat.
Mit hat das Buch eine Zeit nähergebracht, über die ich nicht viel wusste. Auch wenn Lou mit nicht gefiel, fand ich es spannend, ihren Lebensweg mitzugehen. Der Schreibstil der Autorin hat mich das Buch ungern aus der Hand legen lassen.
Fazit:
Die Goldenen Zwanziger waren nicht nur golden.
Bewertung:
Ich gebe dem Buch vier von fünf Sternen.
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