Heidi Rehn: Tanz des Vergessens, Abschnitt 5

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11 Okt. 2015 13:40 #7 von Heidi
@Nicole: viel spaß beim Sticken! Ich bewundere sehr, was Du so alles "nebenher" hinkriegst. Eigentlich bist Du auf Kur und solltest Dir mit nichts Stress machen.... :bg

Lous Leben bei Hilde und Ernst musste mit einem dicken Knall enden. Darauf habe ich mich von Anfang an gefreut (das ist der Vorteil, die Autorin und damit - theoretisch - die Herrin über die Geschichte zu sein :lolo:). Beim Schreiben wurde mir dann allerdings klar, dass es mir doch schwerer fällt als beabsichtigt. Ihr wisst ja, meine Figuren sind meine Kinder und selbst den missratenen kann ich deshalb nie richtig von grundauf böse sein.... :wei:

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11 Okt. 2015 13:45 #8 von Heidi
@Netha: Das Judith lesbisch ist, war nicht von Anfang an geplant. Es hat sich im Lauf der Figurenentwicklung so ergeben. Und dann fand ich genau das spannend, was Du hier erwähnst: der berühmte Paragraph 175 verbietet in der Tat explizit die sexuellen Handlungen zwischen Männern. Weibliche Homosexualität fällt nicht darunter. Das hat mich sehr beschäftigt und ich habe dann einen befreundeten Historiker (der zufällig schwul ist, sich vielleicht deswegen seit jeher auch mit dem Thema beschäftigt) gefragt und der hat mir das so erklärt, wie ich es dann auch nachlesen konnte: Man ging davon aus, dass weibliche Homosexualität nicht möglich ist. Frauen, die sich zu Frauen hingezogen fühlen, tun das offenbar, weil ihnen einfach noch nicht der richtige Mann begegnet ist. Nimmt sich ein Mann diesen Frauen an, regelt sich das von allen.... So dachte man. Schon pervers, oder? :denk:
In Berlin, das habe ich, befürchte ich, schon beim "Sommer der Freiheit" mal erwähnt, gab es auch schon zu Kaisers Zeiten auffällig viele Häkelklubs und dergleichen, die letztlich einfach nur getarnte Lesbenclubs waren. In den 20er Jahren agierten die dann ganz offen als Lesbentreffs.

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11 Okt. 2015 13:50 #9 von Heidi
@ Moni & charlie: Berlin und München legen seit jeher großen Wert darauf, dass sie nicht zu vergleichen sind. :bg
Seit der Kaiserzeit besteht da ein offen ausgetragener Wettkampf. "Berlin, der Kopf, München, das Herz" heißt ein Buch, das sich sehr ausführlich damit beschäftigt, dass München im frühen 20. Jahrhundert die Kunst- und Bohèmestadt ist, wohingegen Berlin die aufstregende Metropole, Regierungssitz etc. Thomas Mann hat, ich fürchte, das habe ich schon mal erwähnt, in den 1920er Jahren vehement für Münchens Ruf als Kunststadt gestritten. Gerade, weil es politisch so abgedriftet ist und damit nahezu seine gesamte künstlerische Elite vertrieben hat.

Letztlich ist und bleibt München natürlich bis heute ein Dorf, gerade im Vergleich mit Berlin. Damit kokettiert die Stadt ja auch ganz schön. Aber in den 20er Jahren kann man sehr gut zeigen, dass München wirklich dörflich-provinziell war im Vergleich zur Weltstadt Berlin. Josephine Baker durfte nicht auftreten, Leuchtreklamen an den Hausfassaden und Geschäftshäusern waren verboten, das Nachtleben sehr viel eingeschränkter und langweiliger und insgesamt lebten weitaus weniger Fremde in der Stadt an der Isar. Wohingegen Berlin in den 1920er Jahren auch für viele ausländische Künstler wie Wirtschaftsleute sehr interessant war.
Kein Wunder, dass Lou sich bei ihrer Ankunft erstmal erschlagen fühlt von dem wahnsinnigen Tempo, das in Berlin herrschte. Damit konnte München einfach nicht mithalten. Eigentlich bis heute nicht :bg :lolo:

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11 Okt. 2015 20:07 #10 von Netha

Nimmt sich ein Mann diesen Frauen an, regelt sich das von allein.


was für Einfaltspinsel haben den damals Gesetzte verfasst. Nun ja manche glaubten auch noch an den Bösen Blick. :lolo:

Aber ich bin froh das den beiden nix passieren kann ausser vielleicht Schimpftiraden. Wilma scheint auch ne tolle zu sein, sie hat ein gewisses etwas, was mir sehr gut gefällt. Nur kann ich das natürlich wieder nicht richtig ausdrücken. Will es mal so nennen sanft aber gradlinig zum Ergebnis kommen, egal was sie anfässt. Erfolgsorientiert alle mal.

Liebe Grüße von Netha

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12 Okt. 2015 07:25 #11 von Heidi
Wilma ist auch eine ganz besondere. Am Anfang hatte ich wirklich vor, sie ziemlich böse zu machen. Sie sollte Lou reinlegen. Aber kaum waren die ersten Sätze geschrieben, da entfaltete sie sehr selbstbewusst ihren Charakter und siehe da, sie wollte Lou nichts Böses. Letztlich bin ich froh, dass es so gekommen ist. Sie passt auch sehr gut zu Judith und verleiht ihr Stabilität. Denn Judith wirkt zwar sehr taff, aber tief in ihrem Innern hat sie auch einen sehr sensiblen Kern. :katt

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12 Okt. 2015 11:54 #12 von Zabou1964
Ist eigentlich niemandem aufgefallen, dass Selma und ihre Lieben auf dem Sechstagerennen waren? Ich habe mich riesig gefreut, von ihnen zu lesen. Ich hoffe, wir erfahren noch etwas von ihnen.

Wilma habe ich zuerst skeptisch gegenüber gestanden. Aber jetzt mag ich sie auch. Ich hatte Angst, dass sie Lou keine Chance gibt. Sie kam mir etwas überheblich vor. Zum Glück hat sich das als Trugschluss herausgestellt.

Ich bin froh, dass Lou bei Judith in Berlin ist. Ernst und Hilde können sich jetzt gegenseitig zerfleischen. Da geht es jetzt bestimmt richtig zur Sache, nachdem Richard Ernst so über den Tisch gezogen hat. Schließlich war es Hildes Geld, das Ernst da verloren hat.

Max scheint auch seinen Weg zu gehen in Berlin. Diese Ilka finde ich auch eine interessante Figur. Sie ist sehr selbstbewusst und zielstrebig. Außerdem scheint sie eine imposante Erscheinung zu sein. Ich drücke die Damen für das Filmprojekt.

Von diesen Dollarhäuschen habe ich zum ersten Mal gelesen. Aber irgendwie mussten die Leute den Wert ihres Geldes ja anlegen. Was war eigentlich mit Gold? War das auch eine Variante? Es ist für mich unvorstellbar, dass die paar sauer angesparten Groschen, die ein Normalbürger so hat, auf einmal nichts mehr wert waren. Oder dass man von seinem Gehalt am nächsten Tag nicht mal mehr eine Tasse Kaffee bekommt.

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