Heidi Rehn: Tanz des Vergessens, Abschnitt 3

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06 Okt. 2015 07:51 #7 von Heidi
Ja, langsam wird es einsam um Lou. Viele sind wie Max und dann auch Judith Anfang der Zwanziger Jahre von München nach Berlin gegangen. München galt vor dem 1. Weltkrieg ja als die "Kunststadt", hier lebte die Bohème. Es gab immer schon eine Diskussion, wie das wesentlich kleinere München zu Berlin steht. Nach den Ereignissen 1919 sind viele Intellektuelle weg, auch viele Künstler, weil die Politik in Bayern sehr hart "durchgriff" und es vielen zu eng wurde. Thomas Mann hat dazu 1925 ein Symposium einberufen, an dem viele berühmte Autoren und Künstler teilnahmen. Er hat München, das er sehr liebte und schätzte, als "die dümmste Stadt Deutschlands" bezeichnet, weil die Münchner es zuließen, dass sich die Stimmung verschlechterte, viele kluge Köpfe abwanderten und man sich stattdessen so obskuren Gestalten wie Hitler zuwendete. Interessanterweise nimmt die Begeisterung für Hitler und die NSDAP in der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre reichlich ab. Nach dem Ende der Inflation hat sich die wirtschaftliche Lage stabilisiert, es gab erheblich weniger Not, Armut, Arbeitslosigkeit. Damit stabilisierte sich auch die politische Lage, es gab weniger Straßenkämpfe, Überfälle. Und zu Hitlers Vorträgen in den großen Bierkellern gingen weniger Massen. Lediglich die reichen Unterstützer hielten ihm die Treue und statteten ihn noch besser aus. Als dann 1929 die Weltwirtschaftskrise die Lage schlagartig verschlechterte, erhielt Hitler rasch wieder Zulauf.
Sorry, jetzt habe ich ein wenig vorgegriffen, aber die Situation in der zweiten Hälfte der Zwanziger ist das Thema meines nächsten Romans, dessen Manuskript ich gerade abgeschlossen habe. :wei:

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06 Okt. 2015 07:52 #8 von Heidi
@Nicole: Mich freut es zu lesen, wie Du Dich zwischen Deinen Anwendungen immer wieder auf Lou einlässt. Ich hoffe, das versüßt Dir noch öfter gelegentliche Wartezeiten. :katt

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07 Okt. 2015 09:32 #9 von Netha
Menno bin ich langsam diesmal... aber hab so einiges um die Ohren der Zeit. Aber es geht Quenchenweise weiter.

Lou ist nun Volljährig. Und sie hat sich wirklich auf die Adoption eingelassen. Was daraus wohl noch wird. Hilde will sie nun gut verheiraten, schaun wir mal wie Lou da wieder raus kommt.

Der König ist verstorben, das der Wirt deshalb nicht eine lustige Party im Garten haben möchte kann ich gut verstehen. Auch wenn die jungen Menschen das für übertrieben halten.

Max will nach Berlin, ich ahne schlimmes. Hitler ist dabei seinen Wahnnsinn vorzubereiten. Und der Trainer von Judith bekam das auch gleich zu spüren. Ich bekomme immer leicht die Hasskappe, wenn ich das lese, er wil die Juden vertreiben und schlimmeres, und Arisches Volk. Dieser Kerl war selber Ausländer und maßte sich an fast ein ganzes Volk auszurotten. Aber lassen wir das.
Das Mädel aus der Theatergruppe hat meiner Meinung nach das richtige Bauchgefühl.

Liebe Heidi, du wärst nicht du, wenn du nicht auch eine Thematik mit einbaust, die deine Leser zum innehalten und Nachdenke anregen. Und das finde ich sehr gut.

Mal sehen ob ich heute zum lesen komme, den heute ist Möbel transportieren angesagt. Wenn nicht am Tage, dann aber bevor ich schlafen gehe. Weiter gehts und ich bin immer noch sehr gespannt wie das weiter geht.

Liebe Grüße von Netha

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07 Okt. 2015 10:02 #10 von Zabou1964
Also so verwerflich finde ich es nicht, dass Lou sich auf die Adoption eingelassen hat. Irgendwie ziehen alle daraus ihren Nutzen. Hilde und Ernst scheinen keine Liebesehe zu führen. Was spricht also dagegen, wenn jeder seine eigenen Wege geht? Aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gründen scheinen sie ja an ihrer Ehe festhalten zu müssen. Ich fürchte nur, dass es Lou bald langweilig werden wird in diesem goldenen Käfig.

Der Überfall der Nazis auf die Juden war echt feige. Aber das war sicher kein Einzelfall. Sehr schön, dass sie hinterher direkt ihre Abreibung bekommen haben.

Gut gefallen hat mir auch, dass Lou und Karl sich aussprechen konnten. Judith hat sich da mal wieder mit einem klaren Wort eingebracht. Sie ist meine Lieblingsfigur in diesem Roman. Ich hoffe, dass wir auch weiterhin lesen werden, wie es ihr ergeht, auch wenn sie jetzt nach Berlin geht.

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08 Okt. 2015 09:11 #11 von Heidi
@Anke: Du bist doch genau im Tempo. Mich freut es auch, wenn man etwas langsamer liest. Ich schreibe ja auch relativ langsam und manchmel knobele ich an Szenen mehrere Tage, die dann beim Lesen in Sekunden vorbeirauschen....

Danke Dir. Ich bin sehr stolz, wenn meine Geschichten und Schilderungen gelegentlich zum Nachdenken anregen. Genau so sind sie gedacht. Bei aller Leichtigkeit war die Zeit in den Zwanzigern wahrlich nicht golden, weder in der ersten noch in der zweiten Hälfte. :bg

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08 Okt. 2015 09:15 #12 von Heidi
@Zabou: Danke für Deine Meinung zu Hilde und Ernst. Ich denke auch, beide kennen die Spielregel ihrer Ehe und wissen genau, worauf sie sich mit dem anderen eingelassen haben. Insofern ist Hilde ja auch mehr als bereit, das Spiel mit der Adoption mitzuspielen. Noch dazu, wo sie dier Meinung ist, Lou und Ernst mit der notwendigen Verlobung eins auswischen zu können. Richard gefällt ihr obendrein. Ihrer Meinung nach entwickelt sich also alles nach Plan... :bg

Die SA-Leute haben Anfang der Zwanziger Jahre München sehr oft mit solch feigen Überfällen aufgemischt. Zwar waren "die Roten" auch nicht zimperlich, aber sie haben sich zumindest adäquate Gegner gesucht und hintenrum keine heimtückischen Übergriffe gemacht, um sich dann vornherum als Verfechter der Ordnung aufzuspielen. Es ging schon heiß her....

Judith hat das Herz auf dem rechten Fleck. Und noch dazu ein gutes Auge für das, was um sie herum geschieht. Ich mag sie auch sehr. :katt

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