Bertram, Gerit - Die Tochter des Medicus
Titel: Die Tochter des Medicus
Originaltitel: --
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 2015
ISBN: 978-3-7645-0440-3
Seiten: 512
Format: Taschenbuch
Serie: --
Preis: 14,99 Euro
Autorenporträt:
Gerit Bertram ist das Pseudonym eines Autorenpaares, das sich 2007 durch ein Internet-Schreibforum kennenlernte. Schnell entdeckten sie ihre gemeinsame Liebe zur Geschichte und schreiben seitdem erfolgreich zusammen. Iris Klockmann ist gelernte Arzthelferin und lebt mit ihrer Familie in ihrer Geburtsstadt Lübeck. Peter Hoeft war fast dreißig Jahre lang in der stationären Altenpflege tätig und wohnt in der Nähe von Hannover.
Quelle: Blanvalet
Inhaltsangabe:
Als Gideon Morgenstern in Regensburg das Erbe seines Großvaters antritt, ahnt er nicht, dass der Koffer, den der alte Mann ihm vermacht hat, sein Leben für immer verändern wird. Gideon, der stets gegen die Traditionen aufbegehrte und als Einziger in der Familie nicht Arzt wurde, entdeckt plötzlich die tragischen Zeugnisse einer längst verschwundenen Welt: alte Fotografien, ein Hochzeitsgewand – und vor allem eine uralte Holztruhe. Diese gehörte Daniel Friedman, einem jüdischen Arzt, der 1519 in Regensburg bei einem Pogrom ermordet wurde. Als einzige Überlebende nahm seine Tochter Alisah den Medizinkoffer an sich und führte sein Handwerk fort. Doch als jüdische Frau war es nicht nur gefährlich, sondern auch verboten, als Ärztin tätig zu sein …
Quelle: Blanvalet
Meine Meinung:
Gideon Morgenstern bekommt von seinem Großvater ein großes Erbe vermacht. Unter anderem einen Koffer, auf welchen er gut acht geben soll. Gideon findet darin Tagebücher von Alisah Friedman, einer direkten Vorfahrin, die 1519 unter tragischen Umständen das Judenviertel in Regensburg verlassen muss. Ihr Weg führt sie nach Frankfurt, doch auch dort ist das Leben als Jüdin nicht sehr einfach. Und dann ist da noch Lorenzo Neri, ein junger Mann aus Venedig, der sich zu Alisah hingezogen fühlt.
Das Buch beginnt eher harmlos und stellt uns erst mal Gideon Morgenstern vor. Er lebt in Italien, geht einem gesicherten Job nach und führt mit der rassigen Gianna eine stabile Beziehung. So denkt er zumindest, bis er nach Deutschland zur Testamentseröffnung fährt und das Erbe von seinem Großvater antritt. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich alles. Es geht quasi mit Gideon bergab. Er überdenkt sein Leben und weiß nicht so recht, ob er wirklich ausgefüllt ist.
In einem weiteren Handlungsstrang lernen wir Alisah Friedman kennen, eine Jüdin aus dem Jahre 1519 und direkte Vorfahrin von Gideon. Ihr Leben ist nicht einfach. Dies wird von den Autoren auch eindrucksvoll dargestellt. Der Kampf der Juden gegen Vorurteile, Hass und Beleidigungen schlagen einem auf fast jeder Seite entgegen.
Aber Alisah ist tapfer und sucht sich ihren Weg. Wie auch Gideon, der sich näher mit seiner Vorfahrin beschäftigt und damit auch Einblick in sein Innerstes bekommt.
Abgerundet wird alles mit einer kleinen Liebesgeschichte um Gideon und Paula und auf der anderen Seite Alisah und Lorenzo.
Das alles natürlich nicht auf gerade Linie passieren kann, ist ja wohl klar. Es kommt zu Widrigkeiten, die nicht so einfach zu überwinden sind.
Das Autorenduo Gerit Bertram hat es in eindrucksvoller Weise geschaffen, sich dem Thema Judenhass und -vertreibung zu widmen und daraus eine Geschichte zu spinnen, die durch Intensität glänzt und einen tiefen Einblick gibt.
Besonders gut hat mir gefallen, dass das Buch in zwei Stränge unterteilt ist. Die Gegenwart, demonstriert von Gideon und Paula sowie die Vergangenheit mit Alisah und Lorenzo.
Zu Anfang war mit Gideon nicht sympathisch, doch als er anfing, aus seinem Leben etwas zu machen, hat er es doch noch geschafft, sich in mein Herz zu schleichen. Alisah aber hatte mich gleich in ihren Bann gezogen. Ihr Schicksal ist berührend, ihr Wille ist bewundernswert.
Aber auch die anderen Charaktere sind sympathisch und liebenswert. Lorenzo war für mich am herausragendsten, da er einfach er selbst war und mit allen Mitteln für sich und seine Liebsten kämpt.
Ich hatte das Vergnügen, das Buch in einer Leserunde zusammen mit den Autoren zu lesen und konnte so wieder einen Einblick hinter die Idee, die Kulissen und vor allem die Gedanken erhaschen.
Fazit:
Ein Buch zum Grübeln, sich Verlieren und Abschalten.
LG Meggie
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Auch der vierte Roman von Gerit Bertram konnte mich sehr schnell überzeugen.
Die Tochter des Medicus war für mich etwas ganz besonderes. Das Thema der Judenverfolgung und wie ein Nachfahre in der Gegenwart damit umgeht, war für mich was ganz neues.
Dieses Ausgrenzen eines ganzen Volkes geht mir immer wieder an die Nieren. Aber wie die Protagonisten in dieser Geschichte damit umgegangen sind, hat mir sehr gefallen.
Alisha hatte immer ein Ziel vor Augen und ist ihren Weg gegangen, komme was da wolle. Sie hatte bei einigen Begebenheiten mehr Glück als Verstand, aber sie hat es für sich umgesetzt und immer das Beste daraus gemacht.
Als Alisha ihren Vater verlor sah alles sehr schwarz aus, aber mit jeder Wendung der Geschichte wurde dieses Schwarz immer heller. Ihr Weg hat mich sehr beeindruckt
In der Gegenwart erbt Gideon einen Koffer von seinem Vater. In diesem Koffer befanden sich auch die Tagebücher von Alisha, so konnte er mit einer Übersetzerin zusammen ihren Lebensweg mitverfolgen.
Mit ihren Aufzeichnungen konnte sie noch 400 Jahre später ihren Nachfahren Gideon zum nachdenken über sein bisheriges Leben bringen. Er war am Ende soweit sich zu fragen, „was möchte ich wirklich?“ „ bin ich mit dem Zufrieden wie es jetzt ist?“
Mich hat diese Geschichte schwer beeindruckt und ich finde das Fazit dieser Geschichte einfach klasse. Und als ich das Buch zuklappt fiel mir eine asiatische Weisheit prompt wieder ein.
„Du musst wissen was Du willst, sonst musst Du nehmen was kommt“
Ich vergebe kristallklare fünf Sterne von fünf Sternen.
Liebe Grüße von Netha
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Das Buch spielt in zwei Zeitebenen - die Charaktere Gideon und Paula aus der Gegenwart lesen das Tagebuch der Alisha Friedmann - was ich sehr gut fand. Ich hatte somit immer jemanden, der mit mir zusammen das Gelesene erstmal sacken lassen musste. Auch wenn diese Jemands nur erfundene Personen waren. Sie waren so erzählt, das ich mich ihnen nah fühlen konnte (vor allem Paula).
Was mich an der Geschichte faszinierte, für mich blieben nur nette Menschen im Gedächtnis (klar gab es auch böse, unangenehme Personen, aber die waren irgendwie unwichtig für mich). Dafür war aber das Gesamtbild drückend. Noch jetzt geht mir die Diskriminierung der Juden durch den Kopf. Man weiß es, das diese Menschen es noch nie wirklich leicht hatten - aber das nochmal in dieser Form zu lesen, indem man in ihre Gesellschaft, Religion mit hineingenommen wird, das ist doch nochmal ein ganz anderes Empfinden.
Alisah, die Hauptperson aus dem 16. Jahrhundert ist eine absolut liebenswerte und bewundernswerte junge Frau, mit der ich die ganze Zeit mitfiebern konnte - da erging es mir wie Gideon und Paula - ich konnte gar nicht abwarten zu lesen wie ihr Leben weiter verläuft.
Fazit:
Eine interessante, nachdenklich machende Geschichte - ich kann sie nur empfehlen
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Gideon erbt von seinem Großvater einen alten Koffer, der seit Generationen weitervererbt wird. Darin befinden sich Dokumente, Briefe und Gegenstände aus vergangenen Zeiten.
Bei der Durchsicht begibt er sich auf die Reise ins Jahr 1519 und erfährt die Geschichte seiner Ahnen.
Das Buch ist sehr spannend geschrieben und wechselt zwischen 2013 und 1519. In beiden Epochen passiert aufregendes und ich habe das Buch nur ungern aus der Hand gelegt. Es wurde sehr lebhaft beschrieben, sodass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte und farbenprächtige Bilder vor mir hatte.
Gideon war mir von Anfang an sympathisch und ich habe erlebt, wie er sein Leben ändert und glücklich wurde. Auch Alisah konnte ich sehr gut leiden und das Leben einer Jüdin, deren Berufung die Heilkunst ist, war alles andere als einfach. Ihre Erfahrungen hat sie aufgeschrieben, sodass ich durch Gideon erfahren habe, was sie erlebt hat.
Es war sehr interessant zu lesen, wie die Berichte von Alisah das Leben von Gideon verändert haben. Das Ende war atemberaubend schön. Der Name Gerit Bertram steht für wundervollen Lesegenuss!
Fazit:
Eine Zeitreise mit vielen Hürden.
20.08.2015 - 466
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Seit seinem ersten Roman verfolge ich bereits mit wachsender Begeisterung das Schaffen des Autorenpaares Gerit Bertram. Mit großer Spannung und hohen Erwartungen habe ich das Erscheinen ihres neuesten Werkes „Die Tochter des Medicus“ herbeigesehnt. Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, die Autoren haben sie sogar übertroffen. Die Geschichte um Alisah Friedmann hat mich bewegt, gerührt und neugierig gemacht auf das Leben der Juden und die Arbeit der Mediziner im späten Mittelalter.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart erbt Gideon Morgenstern, ein jüdischer Buchhalter, der in Italien lebt, von seinem Großvater einen Koffer, den Koffer „wider das Vergessen“, in dem seit Generationen Erinnerungsstücke aus dem Leben der Familienmitglieder gesammelt und weitergegeben werden. In diesem findet Gideon unter anderem das Tagebuch seiner Vorfahrin Alisah Friedmann, Tochter eines Medicus, die im Jahr 1519 Waise und mit allen anderen Juden aus Regensburg vertrieben wird. Ihr größter Wunsch ist es, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und Medica zu werden. Doch Anfang des 16. Jahrhunderts ist dieser Beruf Männern vorbehalten. Aber Alisah geht ihren Weg, entgegen allen Widerständen.
Besonders interessant fand ich die Schilderung der Arbeit der Mediziner zu dieser Zeit. Wobei ich sehr froh war, dass die Autoren bei der Beschreibung einiger Operationen nicht zu sehr ins Detail gegangen sind. Aber auch das Leben der Juden, deren Verfolgung und die Ausübung der Religion fand ich spannend und packend erzählt. Man merkt dem Roman eine gründliche Recherchearbeit an. Trotzdem wirken die Erklärungen niemals belehrend, sondern sind unterhaltsam in die Geschichte eingeflochten.
In der Gegenwart lernt Gideon Morgenstern durch die Lektüre des Tagebuchs seiner Vorfahrin auch die Religion seiner Familie, die er bis dato immer abgelehnt hatte, besser kennen. Er beginnt, seinen Großvater, von dem er sich im Streit getrennt hat, besser zu verstehen und hinterfragt seine eigene Lebensweise. Dieser Teil der Geschichte hat mir auch sehr gut gefallen, wenn auch das Leben von Alisah mich mehr bewegt hat.
Im Anhang gibt es einige Erklärungen der Autoren sowie ein Glossar, das die jüdischen Begriffe und medizinischen Fachausdrücke sehr gut erklärt.
Fazit:
Packende Geschichte, die authentisch das Leben einer jungen Jüdin mit ungewöhnlichem Berufswunsch im frühen 16. Jahrhundert erzählt.
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Gideon Morgenstern ist nicht mehr so recht zufrieden mit seinem Leben. Job und Freundin sind nicht mehr das Wichtigste für ihn, obwohl er von vielen um die hübsche Gianna beneidet wird.
Mit seiner Familie hat Gideon nicht viel am Hut, trotzdem fährt er nach Regensburg um das Erbe seines Großvaters anzutreten. Unter anderem erbt er einen Koffer mit geheimnisvollen Unterlagen. Gemeinsam mit Übersetzerin Paula lesen sie die uralten Aufzeichnungen Gideons Vorfahren und tauchen ein in die Geschichte Alisahs. Alisah war Jüdin und lebte im 16. Jahrhundert. Trotz aller Widerstände und vielen Schicksalsschlägen geht Alisah ihren Weg strikt weiter und hilft als Heilkundige den Menschen.
„Die Tochter des Medicus“ ist das neueste Werk des Autorenduos Gerit Bertram. Der Titel lässt anmuten, dass es sich bei dem Roman um eine, den bereits in hoher Zahl erschienenen historischen Heiler-Romanen ähnelnde, Geschichte handelt. Dem ist jedoch nicht so. Dieses Buch hebt sich aus der Masse heraus.
Die Familiengeschichte spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart ist Gideon unzufrieden mit seinem Leben. Durch die Geschichte Alisahs jedoch, die mehrere hundert Jahre vor ihm lebte, fasst er den Mut, sein Leben grundlegend zu ändern.
Der überwiegende Teil des Romans befasst sich mit Alisah. Alisah ist Jüdin und verliert bei einem Pogrom ihre Familie und kurz darauf auch ihre Heimat. Ganz allein geht sie ihren steinigen Weg und erreicht am Ende ihr Ziel.
„Die Tochter des Medicus“ ist ein trauriges Buch, jedoch auch ein spannendes und Mut machendes. Man muss nur fest genug an sein Ziel glauben und alles dafür tun. Dann kann man fast alles erreichen.
Fazit:
Eine spannende, abwechslungsreiche und Mut machende Geschichte mit schön beschriebenen Schauplätzen.
Bewertung:
Ich gebe dem Buch fünf von fünf Sternen.
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