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Bertram, Gerit - Die Goldspinnerin Abschnitt 1
da hast du ja einen ganzen Fragekatalog für uns. Also voran ...
Ja, diese Tötungsmethode wurde zu jener Zeit genauso praktiziert. Unglaublich, oder? Das Mittelalter hat eine Fülle solcher grausamen Kuriositäten zu bieten, dies ist nur eine davon. Allerdings wurde in Lübeck nicht gerädert, sondern erhängt oder geköpft, Frauen auch oft ertränkt und ähnliches ... Dafür wurden sogar Kinder hingerichtet, da war Lübeck nicht zimperlich.
Cristin hat ihren eigenen Kopf, dafür haben wir sie auch besonders gern. Allerdings kann sie froh sein, dass Lukas so nachsichtig mit ihr ist. Ein anderer Ehemann hätte sie dafür bestimmt gezüchtigt. Ja, Lukas ist ein Klassetyp - was wohl auch teilweise mit seinem Alter zu tun hat. Er hat gelernt, seine Arbeiter zu achten und ordentlich zu behandeln und kann auch nachsichtig sein. Dafür legt er unheimlich viel Wert auf die Meinung anderer, also was Nachbarn von ihm halten könnten u.ä. Also trotzdem ein typischer Kaufmann seiner Zeit, dem Ansehen und Benehmen wichtig ist. Da hat er es also mit seiner Cristin nicht so leicht, gell?
Ein Knochenhauer ist die alte Bezeichnung für einen Fleischer. Sie verkauften ihr Fleisch auf Märkten und waren in Zünften organisiert und genossen ein gewisses Ansehen.
Cristin tut im Grunde etwas, was gar nicht angesagt war: Sie will sich bilden. Ihre Triebfeder dazu ist der Wunsch, mehr über sich und ihre Gabe herauszufinden. Da durfte ja nicht auf der Straße drüber geredet werden, zu groß war die Gefahr, als Hexe verschrien zu werden.
Ja, heile Welt gewissermaßen, die aber jäh aus den Fugen gerät ...
Die Frage wegen Emmerik ist klug, Meggie. Vielleicht wäre er weniger verhärtet, würde seine Frau noch leben. Vielleicht wäre er ein Anderer geworden, wenn er nicht - so wie alle männlichen Nachkommen der Henker - das Erbe des Vaters weiterführen müsste. Henker waren Ausgestoßene der Gesellschaft und hatten keine Chance auf ein besseres Leben. Aber der Scharfrichter ist eine sehr interessante Figur im Roman, finde ich. Wer weiß, was das Leben noch für ihn bereithält?
Warum das 14. Jahrhundert? Nun ja, es war die Blütezeit der Hanse. Lübeck war die mächtigste und schönste Hansestadt, ein funkelnder Diamant sozusagen. Die Anderen aber, Bettler, Dirnen, etc. wurden ferngehalten, um die reichen Patrizier, Könige und Fürsten nicht abzuschrecken. Insofern ist es natürlich auch eine künstliche Pracht. Für uns eine spannende Zeit mit vielen Facetten.
Wie wir auf die Idee kamen? Peter entdeckte diesen Beruf, den fanden wir geheimnisvoll und klasse. Ja, und ich entdeckte, dass gerade meine Heimatstadt eine Fülle von archäologischen und historischen Besonderheiten zu bieten hat. Da war das dann irgendwann klar. Eine Lübecker Goldspinnerin.
Ich hoffe, ich hab jetzt alle Klarheiten beseitigt?
Liebe Grüße und viel Spaß weiterhin
Iris
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Original von Iris
(...)
Ja, diese Tötungsmethode wurde zu jener Zeit genauso praktiziert.
Es gibt auch einige zeitgenössische Darstellungen von Todeskandidaten, die gerädert wurden, z.B. in dem Buch Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker von Franz Irsigler oder auch in Maike Vogt-Lüerssens Alltag im Mittelalter. Kennt ihr die Redewendnung "Ich fühle mich wie gerädert" wenn jemand sich wie zerschlagen fühlt? Genau das wurde ja beim Rädern getan.
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Original von Iris
Hallo Meggie,
da hast du ja einen ganzen Fragekatalog für uns. Also voran ...
Dazu seid Ihr ja da
Ja, diese Tötungsmethode wurde zu jener Zeit genauso praktiziert. Unglaublich, oder? Das Mittelalter hat eine Fülle solcher grausamen Kuriositäten zu bieten, dies ist nur eine davon. Allerdings wurde in Lübeck nicht gerädert, sondern erhängt oder geköpft, Frauen auch oft ertränkt und ähnliches ... Dafür wurden sogar Kinder hingerichtet, da war Lübeck nicht zimperlich.
So gerne ich mal eine Zeitreise ins Mittelalter unternehmen würde (mit der Option kurz nach Hause zu reisen, wenn ich mal aufs Klo muss), aber die Folter- und Tötungsmethoden damals waren einfach grauenhaft.
Gerade letzten stand in der Zeitung, dass eine iranische Frau wegen Ehebruchs gesteinigt werden soll. Das hat mich dann doch wieder sehr an mittelalterliche Methoden erinnert.
Da hat er es also mit seiner Cristin nicht so leicht, gell?
Aber das Leben ist abwechslungsreicher...
Die Frage wegen Emmerik ist klug, Meggie. Vielleicht wäre er weniger verhärtet, würde seine Frau noch leben. Vielleicht wäre er ein Anderer geworden, wenn er nicht - so wie alle männlichen Nachkommen der Henker - das Erbe des Vaters weiterführen müsste. Henker waren Ausgestoßene der Gesellschaft und hatten keine Chance auf ein besseres Leben. Aber der Scharfrichter ist eine sehr interessante Figur im Roman, finde ich. Wer weiß, was das Leben noch für ihn bereithält?
Der undankbarste Job, den ich mir vorstellen kann. Aber man sieht, dass dies auch Folgen haben kann. Seine Tochter hat sich ja gleich verabschiedet und hat als Hübschlerin angefangen (Hübschlerin find ich einen sehr schönen Ausdruck für die Ausübung des ältesten Gewerbes der Welt)...
Ihr Leben ist auch schon aus der Bahn geraten.
Schon mal ein dickes Danke für die Beantwortung meiner Fragen. Ich hab bestimmt noch mehr.
LG Meggie
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Original von Peter
Original von Iris
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Ja, diese Tötungsmethode wurde zu jener Zeit genauso praktiziert.
Es gibt auch einige zeitgenössische Darstellungen von Todeskandidaten, die gerädert wurden, z.B. in dem Buch Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker von Franz Irsigler oder auch in Maike Vogt-Lüerssens Alltag im Mittelalter. Kennt ihr die Redewendnung "Ich fühle mich wie gerädert" wenn jemand sich wie zerschlagen fühlt? Genau das wurde ja beim Rädern getan.
Danke für die Erklärung. Jetzt macht die Redewendung natürlich viel mehr Sinn.
Man sollte sich manchmal näher mit solchen Sprüchen beschäftigen.
LG Meggie
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