Strobel, Arno - Das Wesen

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14 Nov. 2010 00:40 #1 von goat
Strobel, Arno - Das Wesen wurde erstellt von goat
Autor: Strobel, Arno
Titel: Das Wesen
Originaltitel: -
Verlag: Fischer
Erschienen: 11. November 2010
ISBN-10: 3596186323
ISBN-13: 978-3596186327
Seiten: 368
Einband: Broschiert
Serie: -

Autorenportrait:

Arno Strobel, 1962 in Saarlouis geboren, studierte Informationstechnologie und arbeitet heute bei einer großen deutschen Bank in Luxemburg. Mit dem Schreiben begann er im Alter von fast vierzig Jahren. Arno Strobel lebt mit seiner Familie in der Nähe von Trier.

Quelle: Verlagsseite

Inhaltsangabe:

Ein kleines Mädchen stirbt, und der Hauptverdächtige wandert in den Knast – unschuldig? 15 Jahre später: Wieder verschwindet ein Kind, und der Albtraum beginnt von vorn – für die Ermittler und den Täter von damals.

Quelle: Klappentext

Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit einem Prolog im April 2007. Ein ehemaliger Häftling verlässt nach über dreizehn Jahren Haft die Justizvollzugsanstalt Hagen und seine erste Empfindung in der neugewonnenen Freiheit ist eine unbändige Wut ...

Zwei Jahre später steht das Ermittlerduo Kriminalhauptkommissar Bernd Menkhoff und Alex Seifert vor einem Mehrfamilienhaus in Aachen. Sie gehen einem anonymen Hinweis nach, der sie zu einer Wohnung führt, aus der ein Mädchen verschwunden sein soll. Als sie an der Tür klingeln, stehen sie plötzlich dem Mann gegenüber, den sie vor 15 Jahren des Mordes an einem vierjährigen Mädchen überführt haben, Dr. Joachim Lichner, ein einst angesehener Psychiater. Er bestreitet jedoch vehement, Vater eines Kindes zu sein. Die Indizien sprechen gegen ihn, jedoch reichen die Beweise nicht aus, um den Mann, der noch immer seine Unschuld beteuert, festzuhalten.

Der Fall wird immer verzwickter und selbst Kommissar Seifert ist sich nicht mehr sicher, ob damals wirklich der richtige Täter verurteilt wurde, denn die belastende Aussage vor 15 Jahren kam ausgerechnet von Lichners damaligen Lebensgefährtin Nicole Klement, die kurz darauf ein Verhältnis mit seinem Partner Menkhoff einging. Dieser ist zwar mittlerweile verheiratet und Vater einer Tochter, doch das Geheimnis um diese Dame scheint auch nach so lange Zeit nicht gelöst zu sein, denn diese hat den Kontakt zu Dr. Lichner wieder aufgenommen. Kommissar Seifert wird das Gefühl nicht los, damals etwas Wichtiges übersehen zu haben ...

Arno Strobel springt in seinem Roman immer wieder zwischen dem Fall im Jahre 1994 und dem gegenwärtigen Geschehen im Jahre 2009 hin und her. Um möglichst viel Spannung zu erzeugen, sind die Kapitel recht kurz gehalten und für meinen Geschmack waren sie etwas zu kurz. Für mich hatte das in diesem Fall eher den gegenteiligen Effekt. Es hat mich gestört, ständig aus der jeweiligen Handlung so schnell wieder herausgerissen zu werden. Andererseits wären sonst die Parallelen zu den beiden Fällen vielleicht nicht so deutlich aufgezeigt worden.

Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend und es fiel mir schwer das Buch zwischenzeitlich aus der Hand zu legen, denn der Autor versteht sich sehr gut darauf, den Leser zu verunsichern, was seine Figuren angeht. Sie sind so gut beschrieben, dass man denkt, sich ein gutes Bild von ihnen gemacht zu haben, nur um dann festzustellen, dass man seine Meinung wieder revidieren muss. Und das ist genau das, was ich an Psychothrillern so liebe. Arno Strobel ist ein Meister seines Fachs. Allerdings gibt es die eine oder andere Kleinigkeit, die mich stört und an der er noch ein bisschen feilen könnte, um NOCH überzeugender zu werden.
Kommissare, die ihrer Frau zu Hause bis ins kleinste Detail über die laufenden Ermittlungen berichten, kommen nicht so glaubwürdig rüber. Oder der etwas zu überladene Schluss, wo wieder ganz tief in der "Klischeekiste"gewühlt worden ist. Und für einen gelungenen Abschluss wird alles wieder passend zurecht geschrieben. Bitte etwas weniger Dramatik und dafür überzeugendere Szenen, die der Geschichte auch gerecht werden. Ein guter Psychothriller braucht kein übertriebenes Crescendo, sondern überzeugt durch die leisen Töne - so wie Arno Strobel es eigentlich auf den vorherigen 300 Seiten bereits bewiesen hat.

"Das Wesen" ist ein spannender und überzeugender Thriller, der mit ein paar Kinderkrankheiten zu kämpfen hat, die nicht weiter schlimm sind und eine Empfehlung meinerseits nicht beeinträchtigen. Die beiden Ermittler sind so sympathisch, dass ich mir vorstellen könnte, ihnen auch in weiteren Romanen von Arno Strobel zu begegnen.

:****:

Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.

Ernst Reinhold Hauschka

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03 Aug. 2011 07:14 #2 von Ikopiko
Meine Meinung:

Die Kriminalbeamten Bernd Menkhoff und Alex Seifert erhalten den anonymen Hinweis, dass ein Kind gekidnappt wurde. Als sich die entsprechende Wohnungstür öffnet, trauen sie ihren Augen nicht. Vor ihnen steht der Psychiater Dr. Lichner, den sie selbst vor 15 Jahren hinter Schloss und Riegen gebracht haben – wegen Kindesmord. Obwohl alle Indizien gegen Lichner sprechen, reichen diese nicht aus, um ihn erneut zu verhaften. Lichner behauptet sogar, keine Kinder gezeugt zu haben.

Während der Ermittlungen stoßen Menkhoff und Seifert immer wieder auf Hinweise, die zumindest Seifert daran zweifeln lassen, dass Lichner 1994 zu Recht verurteilt wurde. Außerdem bröckelt das Vertrauensverhältnis zwischen Seifert und Menkhoff, da Menkhoff seinerzeit persönlich in den Fall verwickelt war. Lichner stochert mit provokativen Äußerungen noch weiter in diese Wunde rum.

Das Ermittlerduo wird auf eine harte Probe gestellt.

Arno Strobel schafft es meisterlich, den Leser zu verwirren. Hin und her gerissen war ich mit meiner Meinung, ob Lichner 1994 tatsächlich zu Recht oder Unrecht verhaftet wurde. Die Hilflosigkeit Seiferts habe ich fast körperlich gespürt. Voller Spannung fieberte ich der Lösung des Falles – oder eigentlich der Fälle – entgegen.

Die Sprünge zwischen der Vergangenheit (1994) und der Gegenwart (2009) sind Strobel gelungen. Die Handlungen sind glaubhaft.

Auch mein zweiter Thriller von Arno Strobel hat mich überzeugt.

Ich vergebe vier von fünf Sternen.

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