Rehn, Heidi - Die Buchhandlung in der Amalienstraße Abschnitt 3

Es ist schon verrückt, wie schnell sich in Kriegszeiten alles ändert - als ich den Roman letztes Jahr schrieb, war das nur eine abstrakte Erkenntnis für mich, durch die Erzählungen von Eltern und Großeltern sowie viele, viele Bücher entstanden. Jetzt aber erleben wir das hautnah mit, dabei sind wir vom Krieg nicht direkt betroffen. Aber dennoch kochte ja auch hier gleich die Diskussion auf, welche Bücher man noch lesen "darf". Ob man russische Autor*innen jetzt aussortieren soll. Sehr erschreckend!

Schon letztes Jahr fand ich das ein sehr aufrührendes Thema, weil mir die Tragweite der Zensur nicht so richtig bewusst gewesen war. Umso erschreckender, es jetzt wieder beobachten zu können. Vor allem eben auch, dass viele quasi schon bevor es entsprechende Vorschriften gibt, so handeln.

Tja, Dita... Sie meint, selbst noch viel nachholen zu müssen im Leben, sich endlich ihrer Freiheit erfreuen zu müssen - und so auch Elly Freiheit zu schenken, die man ihr immer vorenthalten hat. Sie ist eben auch gefangen in ihren Vorstellungen, obwohl sie denkt, das gerade nicht zu sein...

Ich fand die Reaktion der vier Freunde auf den Anschlag in Sarajewo erschreckend. Da sind zwei Menschen gestorben und die Freunde machen Witze darüber? So gerne ich die vier mag, das fand ich seltsam. Ansonsten finde ich es aber prima, was die Freunde alles gemeinsam unternehmen. Die Szene in der Tanzbar Odeon hat mir gut gefallen. Ich hatte das Gefühl, als säße ich im Saal und könnte alles beobachten.

Die Unterhaltung zwischen Marie und Theres in Leipzig fand ich sehr aufschlussreich. Theres war also mal verheiratet. Sie und ich Ex-Mann sind angegriffen worden, weil sie Juden sind. Das hat wohl eine lange Tradition, leider. Und Leo ist auch Jude. Das hatte ich mir bei seinem Nachnamen schon fast gedacht. Ich bin gespannt, ob wir noch erfahren, was ihm tatsächlich widerfahren ist.

Die Reaktionen der Menschen auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs sind wirklich sehr unterschiedlich. Aus heutiger Sich ist es mir vollkommen fremd, wie sich jemand freuen kann, wenn Krieg ausbricht. Aber die Menschen früher waren sicher auch patriotischer als heutzutage.

Das Aussortieren der diversen Bücher fand ich erschreckend. Auf was alles geachtet werden musste! Da könnte man ja beinahe alle Bücher aus den Regalen entfernen.

3 Kapitel habe ich gestern geschafft. Morgen geht es mit Kap 14 weiter...

Die Freundschaft des Kleeblatts festigt sich.

Die Begründung von Theres, warum der Krieg im Sommer nicht ausbrechen kann, war köstlich. Ich musste schallend lachen…

Nicht nur Leo hat ein dunkles Kapitel in seinem Leben, auch Theres… Ich bin neugierig…

Konnte gerade diesem Abschnitt auch noch beenden.

Irgendwie ist den Menschen gar nicht so richtig bewusst was das Attentat in Sarajevo auslösen wird. Kann mir gut vorstellen dass sicher nicht alle Leute hurra geschrien haben. Der erste Weltkrieg hat sich auchLange hingezogen, Wie aus der Geschichte wissen.

Das mit den Landkarten aussortieren ist für mich nachvollziehbar. Soweit habe ich gar nicht gedacht.

Ich finde es schrecklich wenn Bücher aussortiert werden nur falls zum Beispiel in der heutigen Zeit russische Autoren sind oder in der damaligen Zeit Juden oder Frauen.

Dita geht mir ziemlich auf den Zeiger. So eine selbstsüchtige Frau. Elli ist ihr komplett egal. Henni tut mir leid dass sie immer noch zu Hause helfen muss. Früher hatte man als Frau wirklich die A: Karte gezogen.

Die Szene im Odeon hab ich mir lebhaft vorstellen können.

ich konnte gestern diesen Abschnitt beenden...

Jetzt ist der Krieg also ausgebrochen… die Ansprache vom Kaiser war seltsam, hatte etwas von ner Tischrede bei einer Feier…

Die Umgestaltung der Buchhandlung ist heftig, bin gespannt, was da noch alles kommt…

Ja, die ersten Reaktionen auf das Attentat in Sarajewo sind aus heutiger Sicht kaum mehr nachzuvollziehen. Aber wir wissen ja auch, welche Kettenreaktion das ausgelöst hat. Der mangelnde Respekt auf die Todesnachricht, liebe Simone, ist natürlich pietätlos. Das will ich gar nicht entschuldigen. Aber Elly, Leo, Henni leben in einer völlig anderen Gedankenwelt. Wenige Wochen zuvor haben sie den Staatsbesuch des österreichischen Thronfolgerpaares in München wie eine Farce erlebt, ein gespenstisches Schauspiel, das keine Menschen sondern Repräsentanten einer völlig aus der Zeit gefallenen Weltordnung zeigte. Sie haben mit diesen Leuten eben keine Menschen aus Fleisch und Blut verbunden, sondern eher willenlose Puppen. Und letztlich ist das ja auch das Schreckliche: diese Menschen wurden ihrer "Funktion" als Thronfolger wegen erschossen. Was sie als Persönlichkeit ausmacht, interessiert ohnehin niemanden.

Mit diesen ganz aufwühlenden Beobachtungen von damals im Kopf knabbere ich seit Wochen an unseren derzeitigen Erlebnissen und finde es schon wirklich schlimm, das Gefühl zu haben, so viel Entscheidendes hat sich nicht geändert. Plötzlich scheint der Krieg, die Gewalt wieder ein legitimes Mittel, um Zustände zu verbessern. Entsetzlich genug, dass Putin meint, 2022 ein unabhängiges Land überfallen und vernichten zu müssen - ungeachtet der Menschenleben, die das kostet -, aber irgendwie scheint es keinen anderen Ausweg zu geben, als schwere Waffen zu liefern, um der Ukraine zu helfen, sich zu wehren. Die Menschheit ist nicht lernfähig. Leider! Und so viele müssen dafür ihr Leben lassen...