Pelzer, Dave - Ein Mann namens Dave

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19 Mai 2011 21:13 #1 von goat
Autor: Pelzer, Dave
Titel: Ein Mann namens Dave
Originaltitel: A man named Dave
Verlag: Heyne Verlag
Erschienen: 1. September 2004
ISBN-13: 978-3453877429
Seiten: 464
Einband: Taschenbuch
Serie: 3. Band der Trilogie
Preis: 7,95 €

Autorenportrait:

Dave J. Pelzer, hat sich die Bekämpfung von Kindesmisshandlung unter dem Motto »Hilfe zur Selbsthilfe« zur Lebensaufgabe gemacht. Seit Beendigung seines Dienstes bei der U.S. Air Force unterstützt er die Arbeit verschiedener Kinderschutzorganisationen. Nicht zuletzt durch das detaillierte Offenlegen der eigenen Erfahrungen leistet er einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung für dieses Thema in der ganzen Welt. Dave Palzer lebt mit seiner Frau Marsha, seinem Sohn Stephen und Schildkröte Chuck in Südkalifornien.

Quelle: Verlagsseite

Inhaltsangabe:

Die Fortsetzung des New York Times-Bestsellers "Der verlorene Sohn": Obwohl Dave beruflich Karriere macht, kann er sich von den Albträumen seiner Kindheit nur schwer lösen. Einzig die Geburt seines Sohnes ist ein wahrer Lichtblick für ihn: Ihm will Dave all die Wärme und Geborgenheit schenken, die er selbst so schmerzlich vermisst hat.

Quelle: Verlagssseite

Meine Meinung

Mit „Ein Mann namens Dave“ habe ich nun den dritten Band der Trilogie beendet. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängerbänden strahlt dieses Cover eine gewisse Ruhe aus. Ich kann leider nicht sagen, ob der Mann, der auf dem Bootssteg sitzt und in die auf- oder untergehende Sonne guckt, tatsächlich Dave ist, aber wenn man sich die Homepage des Autors anguckt, könnte man schon fast davon ausgehen. Als ich das Cover zum ersten Mal sah, war mein erster Gedanke: der Mann ist am Ende seiner Reise angekommen und hat seinen Frieden gefunden. Der Untertitel des Buches „Eine Geschichte von Triumph und Vergebung“ bestärkt mich zusätzlich in meiner Meinung.

Der letzte Band beginnt genau wie schon zuvor im ersten Kapitel mit einer Rückblende in die Zeit, wo Dave von seiner Mutter misshandelt wurde. Und das zweite Kapitel knüpft nahtlos an das Ende des zweiten Bandes an. Dave ist erwachsen geworden und sitzt zum ersten Mal in seinem Leben in einem Flugzeug. Er ist 18 Jahre alt und tritt seinen ersten Arbeitstag im Dienste der US Air Force an. Doch schon nach kurzer Zeit holt ihn die Vergangenheit in Form von Alpträumen wieder ein und führt fast zu einem Rausschmiss. Dave ist über alle Maßen verärgert, dass seine Mutter selbst jetzt noch soviel Kontrolle über ihn hat.

Eine Woche vor Ende der Grundausbildung kommt der nächste Schock. Sein Ziel auf Zuteilung zur Feuerwehr rückt in weite Ferne, denn angeblich gab es leichte Verzögerungen bei der Bearbeitung seines Wunsches und schließlich ist es dann zu spät. Es stehen keine Stellen mehr zur Verfügung. Stattdessen muss Dave sich mit einer Stelle als Kantinenfachkraft zufrieden geben. Nachdem der Sergeant ihm vorschlägt, in drei Jahren eine neue dienstliche Verwendung als Feuerwehrmann zu beantragen, unterschreibt Dave zwar widerwillig aber ohne zu zögern die Papiere. Innerlich jedoch fühlt er sich als Versager, weil er den größten Wunsch seines Vaters nicht erfüllen kann.

Als eines Tages ein Brief für Dave eingeht, erkennt er gleich an der Handschrift, dass dieser von seinem Vater stammt. Dieser schreibt, es würde ihm schlecht gehen, so dass er nicht einmal mehr die Teilzeitarbeit als Tellerwäscher ausüben könne. Und weil er sich schäme, würde er auch keine Freunde mehr bitten, ihm zu helfen. Dave ist fassungslos – sein Held ganz alleine und obdachlos. Er beschließt, seinem Vater etwas Geld zu schicken, muss jedoch feststellen, dass sein dieser keinen Absender hinterlassen hat.

Es vergeht einige Zeit, bis David einen Anruf seiner Pflegemutter bekommt, die ihm mitteilt, dass sein Vater im Krankenhaus im Sterben liegt. Als Dave im Krankenhaus ankommt, kann sein Vater bereits nicht mehr sprechen. Dave erinnert sich an die positiven Momente mit seinem Vater und erzählt ihm von diesen. Sein Vater schafft mit letzter Mühe, auf den Schrank zu deuten, in dem sein letztes Hab und Gut ist und Dave findet das Feuerwehrabzeichen. Er teilt seinem Vater mit, dass er das Abzeichen schützen und bewahren und es als Ehrenzeichen tragen wird.

Nach einem Gespräch mit einem Pfleger namens Steve erfährt Dave, dass sein Vater diesem schon vor Monaten gesagt hat, dass Dave das Abzeichen bekommen soll und dass sein Vater heute einen sehr guten Tag gehabt hätte. Auf Daves Frage, woher er das weiß, wo man doch gar nicht sicher sein könnte, ob sein Vater ihn überhaupt versteht und er doch nicht reden könne, erwidert der Pfleger: „Er redet doch. Und Sie lernen gerade zuzuhören. Das ist schwer, aber solange er weiß, dass sie da sind, an seiner Seite, ist das alles, was zählt.“ In diesem Moment wird Dave erst richtig bewusst, dass sein Vater es nicht schafft und sterben wird und ihm wird klar, dass er seine Mutter aufsuchen muss.

Diese jedoch ist eiskalt wie immer. Es scheint sie nicht im Geringsten zu interessieren, dass ihr Mann im Sterben liegt. Und wieder einmal beschimpft sie ihren Sohn aufs Übelste: „Du weißt, was Du bist. Tief im Innern bist du ein Nichts. Du verdienst nicht mal, dieselbe Luft zu atmen wie ich oder meine Kinder.“ Daves Bruder Kevin versucht, die Situation zu entschärfen und nimmt Dave mit auf einen Rundgang durch das Haus. Im Schlafzimmer seiner Mutter sieht Dave eine Art Fotogalerie und schaut sie sich etwas genauer an. Ein Schwarzweißportrait von seiner Mutter an ihrem Hochzeitstag zieht ihn geradezu magisch an. Catherine Roerva Pelzer war umwerfend schön und ihre Augen strahlten auf dem Foto liebevoll. Sie gab das perfekte Modell einer jungen Braut ab, die es gar nicht erwarten konnte, den Rest ihres Lebens glücklich zu sein. Und plötzlich fällt ihm auf, dass sein Vater in dieser Bildergalerie genauso wenig Platz gefunden hat, wie er selbst.

Zurück im Krankenhaus muss Dave Abschied von seinem Vater nehmen. Sofern man es kann, würde ich es als sehr schönen Abschied bezeichnen, denn die beiden haben ihren Frieden gefunden und endlich als Vater und Sohn zusammengefunden.

Als Dave einige Zeit später seine Großmutter besucht, fällt ihm auf, dass auch in ihrer Bildergalerie weder ein Foto von ihrer Tochter, noch von ihrem Mann zu finden ist. David erfährt, dass seine Mutter niemals Krankenschwester war, sondern nur in der Apotheke gegenüber der Feuerwache gearbeitet und so seinen Vater damals kennen gelernt hat und er fragt sich, ob im Leben überhaupt noch etwas real ist und warum es so viele Lügen gibt.

In seinem Buch beschreibt Dave auch, wie er seine damalige Frau kennen lernt, die ihm einen Sohn schenkt und die anschließende Trennung der beiden. In Marsha findet Dave seine große Liebe und als ihm klar wird, dass Marsha seinen Sohn Stephen so liebt wie einen eigenen Sohn, macht er ihr einen Heiratsantrag. Das Buch beendet Dave mit dem Satz: „Ich führe ein fantastisches Leben.“

Auch zum Schluss lässt Dave wieder verschiedene Leute zu Wort kommen – unter anderem auch seine Frau und seinen Sohn. Nach dem letzten Band fehlen mir – wohl genau wie Dave - noch einige Antworten. Es mag wohl einige Parallelen zwischen Daves Kindheit und der seiner Mutter gegeben haben. Aber ist das ein Grund, sein Kind so zu misshandeln? Zumal die ersten vier Jahre seiner Kindheit ja ganz normal verliefen und er zu der Zeit noch eine liebevolle Mutter hatte. Wie kann sich ein Mensch plötzlich so sehr verändern? Natürlich kann Alkohol vieles kaputt machen und ein gestörte Kindheit mit Sicherheit auch. Aber wenn man als Kind schlecht behandelt wurde, muss man nicht gerade, wenn man selber Mutter ist, ganz anders handeln? Und Dave zeigt doch, dass es möglich ist, durch die Hölle zu gehen und trotzdem seinem eigenen Kind den Himmel auf Erden zu bereiten.

Es ist sicher müßig, zu versuchen, eine Antwort auf die vielen Fragen zu bekommen. Dave hat sie nicht bekommen und sein Leben trotzdem gemeistert. Und das Wichtigste dabei ist: Er ist glücklich. Ich wünsche keinem Kind der Welt auch nur ein Bruchstück von dem durchmachen zu müssen, was Dave durchgemacht hat. Vor einem Menschen wie Dave Pelzer kann ich nur den Hut ziehen. Er kann wirklich stolz auf das sein, was er erreicht hat. Letzten Endes hat er bewiesen, dass er der Stärkere war und seine Mutter ihn nicht klein gekriegt hat.

:*****:

Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.

Ernst Reinhold Hauschka

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