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Neuhaus, Nele - Wer Wind sät (5. Band der Bodenstein / Kirchhoff-Reihe)
Titel: Wer Wind sät
Originaltitel: -
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Erschienen: 13. Mai 2011
ISBN-10: 3548283519
ISBN-13: 978-3548283517
Seiten: 560
Einband: Taschenbuch
Serie: 5. Band der Bodenstein / Kirchhoff-Reihe
Preis: 14,99 €
Autorenportrait:
Quelle: VerlagsseiteNele Neuhaus arbeitete in einer Werbeagentur und studierte Jura, Geschichte und Germanistik. Heute lebt die Pferdenärrin mit Mann und Hund im Vordertaunus. Mit ihren Krimis um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff hat sich Nele Neuhaus eine begeisterte Fangemeinde geschaffen und gehört zu den meistgelesenen deutschen Krimiautoren.
Inhaltsangabe:
Quelle: VerlagsseiteEin Nachtwächter stürzt zu Tode. Ein Grundstück im Taunus, das plötzlich zwei Millionen Euro wert ist, kostet einen alten Mann das Leben. Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein ermitteln im Kreise von Verdächtigen, die alle vorgeblich für eine gute Sache kämpfen. Doch jeder von ihnen hat sein eigenes Motiv - nichts ist, wie es scheint. Bis die Lügengebäude einstürzen. Rachsucht und Gier offenbar werden. Liebe in Hass umschlägt und Menschen büßen müssen.
Meine Meinung
Covertechnisch bleiben der Verlag und die Autorin ihrem Stil treu. Das aufziehende Unwetter und die verteilten Blutspritzer sind schon fast so etwas wie ein Markenzeichen. Der Rabe auf dem Strommast passt auch hervorragend zu diesem Band, denn ein Kolkrabe spielt in der Geschichte eine große Rolle. Zudem ist der Rabe als Aasfresser ein Symbol des Unheils und des Todes.
Und der Tod ist in dem fünften Band der Kirchhoff/Bodenstein-Reihe ein häufig gesehener Gast. Die Firma WindPro plant im Taunus den Bau einer Windparkanlage. Doch gerade Ludwig Hirtreiter, der Besitzer des Grund und Bodens, auf dem die Anlage entstehen soll, ist ein sehr entschlossener Gegner dieses Projektes und zugleich Gründer einer Bürgerinitiative. Selbst die 3 Mio. Euro die er für den Verkauf dieser Wiese erhalten würde, können ihn nicht überzeugen. Seine drei Kinder, die seit Jahren keinen Kontakt zu ihm haben, sehen das allerdings etwas anders und versuchen plötzlich alles, um ihrem Vater den Verkauf der Wiese schmackhaft zu machen.
Als es in der Firma WindPro einen Toten gibt, gerät auch Ludwig Hirtreiter kurz in den Kreis der Verdächtigen, denn es gibt Hinweise, dass der oder die Täter aus dem Kreis der Windparkgegner kommen. Aber dieser hat im wahrsten Sinne des Wortes ein todsicheres Alibi: er lehnt – durch mehrere Schüsse regelrecht hingerichtet – an einem Baum. Auf Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein kommt wirklich einiges an Arbeit zu, denn Ludwig Hirtreiter hatte selbst unter den Mitgliedern der Bürgerinitiative einige Gegner. Auch das angeschlagene Verhältnis zu seinen Kindern lenkt den Verdacht schnell in deren Richtung. Oder sollte tatsächlich der Betreiber der Firma WindoPro hinter diesem Mord stecken? Warum sonst sollte die Firma einen Windpark planen, obwohl es Gutachten gibt, die beweisen, dass der Standort aufgrund der unzureichenden Windverhältnisse völlig ungeeignet ist?
Diese kurze Inhaltsangabe ist nur ein Bruchstück dessen, was den Leser in Nele Neuhaus neuestem Krimi erwartet. Der Schreibstil in diesem Band ist etwas anspruchsvoller und die stark verschachtelten Erzählstränge benötigen die volle Aufmerksamkeit des Lesers, denn schließlich besteht für einen richtigen Krimifan die wahre Herausforderung im selbständigen zusammenpuzzeln ebendieser Erzählstränge. Auch die Menge an Figuren, die Nele Neuhaus in ihre Geschichte einstreut, ist enorm. Und wie es sich gehört: Fast jeder könnte ein Mörder sein. Und es war mir nicht möglich zu sagen, wer jetzt tatsächlich zu den Guten und wer zu den Bösen gehört.
Sehr gut gefallen hat mir die Weiterentwicklung der Protagonisten. Oliver von Bodenstein, der noch immer mit der Trennung von seiner Frau zu kämpfen hat, versinkt sehr tief in seine privaten Probleme, so dass er sich immer weiter von seiner Kollegin Pia Kirchhoff entfernt – was natürlich fatale Folgen für die Aufklärung des Falles hat, denn schließlich zählt die erfolgreiche Teamarbeit. Oliver von Bodenstein jedoch lässt Pia mit der Arbeit ganz allein und verkriecht sich immer mehr. Der Autorin gelingt es sehr gut, ihre Protagonisten sympathisch rüberzubringen, so dass der Leser sich auch in deren Lage versetzten kann.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt es dieses Mal aber leider auch von mir. „Wer Wind sät“ greift viele aktuelle Themen wie regenerative Energien, Korruption oder Massenpanik auf. Die Autorin hat die Themen zwar sehr gut in ihre Geschichte mit einfließen lassen, aber manchmal ist weniger eben auch mehr und das ganze wirkt dann zu überladen, wenn man zu viele Eisen im Feuer hat. Für mich in diesem Fall kein Grund, einen Stern abzuziehen, aber für die Autorin vielleicht ein guter Ratschlag, dies in den nächsten Bänden zu berücksichtigen.
Um noch einmal auf die Gestaltung des Buches zurückzukommen: Lobenswert ist, dass der Ullstein-Verlag für seine Taschenbücher jetzt auch eine Möglichkeit für die Unterbringung eines Lesebändchen gefunden hat. Dieses wird mit Hilfe eines unauffälligen Aufklebers auf der letzten Seite des Buches geklebt und schon muss der Leser sich nicht mehr um ein eigenes Lesezeichen bemühen. Bemängeln möchte ich allerdings das Format des Buches, was leider auch den Preis wieder erheblich in die Höhe treibt. Warum bleibt ein Verlag nicht bei der erschwinglichen Taschenbuchausgabe? Gerade im Zeitalter des Computers sollte ein Verlag so viele Kaufanreize wie möglich schaffen und dem Leser auch die Möglichkeit lassen, sich für eine preiswertere Variante zu entscheiden.
Nichts desto Trotz kann ich auch den aktuellen Krimi der Autorin wieder bedenkenlos empfehlen. Wie auch schon beim Vorgängerband ist auch dieses Buch wieder eine eigenständige Geschichte, die es nicht erforderlich macht, die anderen Bände bereits gelesen zu haben. Da sich die Protagonisten allerdings weiterentwickeln, wäre es aber ratsam die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Hier noch einmal die Auflistung der Pia Kirchhoff / Oliver von Bodenstein-Reihe:
1. Eine unbeliebte Frau
2. Mordsfreunde
3. Tiefe Wunden
4. Schneewittchen muss sterben
5. Wer Wind sät
Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.
Ernst Reinhold Hauschka
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