Martin, Ricarda - Das Lied der Lüge

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20 Nov. 2011 13:08 - 05 März 2024 13:34 #1 von Mandy
Autor: Martin, Ricarda
Titel: Das Lied der Lüge
Originaltitel: -
Verlag: Weltbild
Erschienen: 2011
ISBN 13: 978-3868006186
Seiten: 731 Seiten
Einband: Hardcover
Serie: -
Preis: 9,99 Euro

Autorenportrait:

Ricarda Martin wurde 1963 in Süddeutschland geboren und lebt als freie Autorin im Schwäbischen Raum. Bereits in früher Jugend wurde ihre Leidenschaft für England und britische Geschichte geweckt. Seit sie die Insel 1984 zum ersten Mal bereist hat, zieht es sie jedes Jahr mehrmals nach Großbritannien. Nachdem sie in verschiedenen Berufen gearbeitet hat, widmet sich Ricarda Martin seit einigen Jahren nur noch dem Schreiben und einer ehrenamtlichen Tätigkeit im Tierschutzverein im Bereich der Katzenhilfe, denn Tiere sind neben Büchern ihre zweite Leidenschaft.

Quelle: Amazon.de

Inhaltsangabe:

London, 1906: Lady Lavinia Callington leidet unter der Gefühlskälte ihres viel älteren Ehemannes Edward. Doch noch schlimmer für sie ist ihre Kinderlosigkeit. In ihrer Verzweiflung vesucht sie, sich in der Themse zu ertränken. Doch das Schicksal schickt ihr Susan Hexton zu Hilfe, die ihr Leben rettet. Susan stammt aus armen Verhältnissen und ist ungewollt schwanger. Ihr ungeborenes Kind wird schon bald zum Bindeglied zwischen den beiden Frauen. Und sie schmieden einen unmoralischen und unglaublichen Plan, der sie für viele Jahre aneinander binden wird.

Quelle: Weltbild.de

Meine Meinung:

Susan Hexton und Lavinia Callington stammen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, aber durch eine schicksalhafte Begegnung sind die beiden plötzlich miteinander verwoben und das jahrelang, denn die beiden haben ein großes Geheimnis und dieses sollte wenn möglich niemals an die Öffentlichkeit gelangen, denn es könnte für beide verheerende Folgen haben.

Die meiste Zeit begleitet man Susan durch ihr aufregendes, aber auch immer wieder von Schicksalsschlägen angefülltes Leben. Auch wenn ich nicht alles gut heiße was Susan getan hat, so ist sie mir doch sehr sympathisch gewesen, genauso wie Stephen, Daniel, Rosalind und Sebastian. Mit Lavinia dagegen konnte ich nie so richtig warm werden, sie hat zwar auch manchmal eine sanfte und gefühlvolle Seite an sich gezeigt, aber zu oft leider auch die arrogante und bestimmende, die vor nichts zurückschreckt.

Ricarda Martin versteht es wirklich gut fiktives mit historisch belegtem zu vermischen und genau diese Mischung macht die Geschichte auch so interessant, wobei sie wahrscheinlich sogar so vielleicht irgendwann tatsächlich mal passiert sein könnte, denn alles ist ja auch nicht schriftlich festgehalten worden. Die Story fängt übrigens 1906 an und endet 1930 und in dieser Zeit ist ja einiges auf der Welt geschehen, so läßt uns die Autorin z.B. an der Frauenbewegung der damaligen Zeit teilhaben, am ersten Weltkrieg usw.. Besonders ein Geschehen hat mich besonders bewegt, da ich mich früher viel damit befaßt habe und es war eine wirkliche Überraschung für mich als ich gelesen habe, das dieses Thema auch darin vorkommt, aber um was es sich da handelt erwähne ich jetzt nicht, da es wahrscheinlich für einige andere Leser genauso überraschend kommen wird.

Die 731 Seiten lassen sich wirklich gut lesen, auch ist die Geschichte zu keiner Zeit langweilig, uninteressant oder gerät ins stocken, denn immer wieder passieren in Susans, aber auch in Lavinias Leben, so viele Dinge, das man nur noch staunen kann und sich fragt wie eine einzige Person das alles überhaupt durchstehen kann, aber gerade Susan ist wirklich eine starke Persönlichkeit und hat das Glück auf einige bemerkenswerte Menschen zu treffen.

Das Ende fand ich ziemlich gelungen und ganz am Schluß gibt es dann auch nochmal eine große Überraschung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe, aber es hat mir wirklich gut gefallen, das es so kam und hat der Geschichte den letzten Schliff gegeben und für mich persönlich abgerundet. Über einen zweiten Teil würde ich mich trotzdem sehr freuen, denn nachdem man Susan so lange begleitet hat wäre es interessant zu erfahren wie es mit ihr, Jimmy und Anabell weitergeht.

Übrigens gibt es noch ein Nachwort der Autorin, wo nochmal einige sehr interessante Details drinstehen, z.B. über Emmeline Pankhurst und die Schauspielerin Sarah Bernhardt.

So langsam wird es wirklich mal Zeit, das ich "Im Tal der Lügen" und "Tochter der Schuld" lese, die schon etwas länger hier stehen, denn war ich schon vorher recht gespannt auf die beiden Bücher, so bin ich es jetzt noch um einiges mehr.

Von mir gibt es:*****:
Letzte Änderung: 05 März 2024 13:34 von Meggie.

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21 Nov. 2011 08:41 - 05 Jan. 2024 07:05 #2 von Tuppi
Meine Meinung:
Lady Lavinia Callington hat von ihrem Arzt die niederschmetternde Antwort erhalten, daß sie niemals Kinder bekommen kann. Somit kann sie ihren Lebensstandart vergessen, denn ihr Mann hat ihr schon angekündigt, daß er nicht kinderlos bleiben möchte. Völlig verzweifelt springt sie in die Themse, denn ein Leben in Armut kommt für sie nicht in frage.
Susan Hexton ist auf dem Weg von der Arbeit nach Hause zu ihrem Sohn, als sie das mitbekommt. Kurz entschlossen rettet sie die Frau. Sie muß schauen, wie sie den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn zusammenbringt. Um nicht obdachlos zu werden, hat sie ihren Körper dem Vermieter zur Verfügung gestellt, was nicht ohne Folgen geblieben ist. Sie kann aber für das Kind nicht sorgen und weiß genau, daß ihr Mann, der bald aus dem Gefängnis kommt, keinen Bastard duldet. Lavinia macht ihr das Angebot, das Kind an ihrer Stelle großzuziehen und bietet ihr dafür Geld...

Das Buch ist sehr lebensnah geschrieben. Lavinia und Susan sind beide in einer Situation, in der sie nicht wissen, wie es weitergehen soll. Das Angebot von Lavinia kann beider Leben retten und Susan könnte ihrem Sohn dadurch ein besseres Leben bieten. Susan entschließt sich dazu und Lavinia bekommt dadurch eine Tochter. Als Susan wieder nach Hause kommt, muß sie feststellen, daß ihr Mann inzwischen den Sohn hat und ihr nicht zurückgeben wird. Sie bekommt die Chance, als Schauspielerin Karriere zu machen. So erhält sie sogar das Angebot, an den Broadway zu gehen. Doch die Überfahrt gelingt nicht, da die Titanic untergeht. Zurück in England muß sie feststellen, daß sich ihr Mann das Ersparte, das sie sich zurückgelegt hat, unter den Nagel gerissen hat. Völlig mittellos wird sie in der Frauenbewegung WSPU tätig. Nachdem in Europa der Erste Weltkrieg ausbricht, arbeitet sie in der Fabrik. Die Sehnsucht nach ihren Kindern nagt aber zu jeder Zeit an ihr.
Der Autorin ist es gelungen, mich beim lesen bestens zu unterhalten. Ich musste oft schlucken, wenn Susan von einem Schicksalsschlag zum nächsten jagt. Jedesmal, wenn ich dachte, sie hätte es geschafft, dann passiert wieder etwas Schreckliches. In diesem Roman ist die Geschichte sehr gut integriert. Die Unterdrückung der Frauen wird ebenso detailliert dargestellt wie die Tragödie um die Titanic, die Frauenbewegung der Suffragetten und der erste Weltkrieg. Auch die Unabhängigkeitsversuche von Irland werden angeschnitten. Das Buch ging mir sehr unter die Haut und auch wenn ich manchmal am Verzweifeln war, so konnte ich dennoch alles nachvollziehen. Mit Tränen in den Augen habe ich das Buch aus der Hand gelegt. Auch dieses mal war ich wieder total begeistert und bin gespannt auf weitere Werke der Autorin...

Fazit:
Geschichtsunterricht auf unterhaltsame Art!
:*****:


21.11.2011 - 242

Viele Grüße Nicole

EIN TAG OHNE LESEN IST KEIN GUTER TAG!
Letzte Änderung: 05 Jan. 2024 07:05 von Tuppi.

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03 Dez. 2011 20:01 #3 von charlie
Meine Meinung:


Susan hat wirklich ein sehr hartes Leben. Sie ist verheiratet, ihr Mann ist im Gefängnis und muss einige Jahre absitzen. Jimmy ihr zweijähriger Sohn muss auch versorgt werden. Susan hat einen sehr harten Job und das Geld reicht hinten und vorne nicht. Zu allem Unglück ist sie auch noch vom ihren Vermieter schwanger, der sie gezwungen hat mit ihm ins Bett zu gehen, andernfalls hätte er sie aus der Wohnung geworfen. Als sie nach der Arbeit in der Themse Lady Lavinia rausfischt, macht die ihr ein unmoralisches Angebot. Susan sieht keinen anderen Ausweg als dieses Angebot anzunehmen.

Susan ist eine sehr starke Frau und hat sich Anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts nicht unterkriegen lassen. Sie ist meine Lieblingsfigur und ich habe mit ihr mitgefühlt. Von der ersten Seite an, konnte ich das Buch fast nicht mehr zur Seite legen. Diesen Roman könnte ich mir auch sehr gut als Film vorstellen. Bei mir ging das Kopfkino sofort an. Ich danke der Autorin nochmals für die interessante Leserunde und werde weitere Werke sicher verfolgen und lesen.

Ich vergebe fünf von fünf Sternen.

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