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Corbi, Inez - Im Tal des wilden Eukalyptus (Band 2 der Australien-Saga)
Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus
Originaltitel: -
Verlag: List Taschenbuch
Erschienen: 14. September 2012
ISBN-13: 978-3548611167
Seiten: 320
Einband: Taschenbuch
Serie: Band 2 der Australien-Saga
Preis: 8,99 €
Autorenportrait:
Quelle: VerlagsseiteInez Corbi, geboren 1968, studierte Germanistik und Anglistik in Frankfurt/Main. Nach Erfolgen bei verschiedenen Kurzgeschichten-Wettbewerben widmet sie sich inzwischen vollständig dem Schreiben.
Die Webseite der Autorin: [URL] www.inez-corbi.de [/URL]
Inhaltsangabe:
Quelle: VerlagsseiteDas Glück scheint vollkommen: Moira und ihr Geliebter Duncan bekommen ein Kind! Ihr Leben in einer einfachen Hütte ist hart, aber sie sind glücklich. Bis Duncan fliehen muss, weil britische Soldaten ihn verfolgen. Da nutzt Moiras offizieller Ehemann die Gelegenheit und nimmt ihr den lang ersehnten Sohn. Moira ist am Boden zerstört. Doch sie nimmt den Kampf um ihr Kind auf und schreckt auch vor den lauernden Gefahren im Busch nicht zurück . . .
Meine Meinung:
Sagas sind in meinem Bücherbeuteschema ziemlich weit oben angesiedelt - vor allen Dingen wenn es sich, wie in diesem Fall, um eine Australien-Saga handelt. Ich hatte zwar noch nie das Vergnügen, Australien kennenlernen zu dürfen, dafür lese ich umso lieber Romane, die diesen traumhaften Kontinent behandeln. Bei „Im Tal des wilden Eukalyptus“ handelt es sich bereits um den zweiten Band. Er setzt dort an, wo „Das Lied der der roten Erde“ endete.
Nachdem Moira vor ihrem ungeliebten Ehemann Dr. McIntyre geflohen ist, beginnt sie ein neues Leben mit ihrer großen Liebe dem Ex-Sträfling Duncan. Die neue Situation fordert für Moira viele Entbehrungen. Da sie ihr kleines Stückchen Land gerade erst bewirtschaften, fallen die gemeinsamen Mahlzeiten nicht sehr üppig aus und auch an die Tatsache, dass keine Angestellte sich um das Essen kümmert, muss sich die eigenwillige Moira erst gewöhnen. Ihre Kochkünste lassen eher zu wünschen übrig. Doch Duncan ist glücklich und hat nur Augen für Moira und ihr ungeborenes Kind, welches sie unter ihrem Herzen trägt. Nach einer vorangegangenen Fehlgeburt achtet er streng darauf, dass Moira sich schont.
Bereits kurz nach der Geburt des kleinen Joeys bekommen die beiden Besuch von Moiras Noch-Ehemann, der ungefragt beginnt, den Kleinen zu untersuchen. Da er sich jedoch auch um Moira zu sorgen scheint und ihr ein paar Tipps gibt, bevor er geht, denken die beiden nicht weiter über das plötzliche Interesse McIntyres nach. Kurze Zeit später setzt ein Aborigine-Häuptling, der weiße Siedler überfällt, das Maisfeld von Duncans Nachbarn in Brand. Als Duncan dem Mann helfen will, seine Existenzgrundlage zu retten, nähert sich ein Trupp Soldaten, um gegen die kriegerischen Aborigines vorzugehen. In einem Offizier der englischen Krone erkennt Duncan den ehemaligen Major Captain Penrith und er muss wieder einmal fliehen.
Währenddessen bekommt Moira unerwarteten Besuch. Die Kutsche ihres Mannes fährt vor und zusammen mit Dr. Alistair McIntyre steigt Reverend Marsden aus. Moira erfährt, dass er nicht in seiner Funktion als Kirchenmann, sondern als Magistrat anwesend ist. Er teilt ihr mit, dass nach britischem Recht ein Kind, welches während einer Ehe geboren wird, als Nachkomme beider Eheleute anzusehen ist. Somit ist der gesetzliche Vater des Kindes ihr Ehemann Dr. McIntyre und er setzt nun seinen Anspruch auf das Kind durch. Moira ist entsetzt und kann nur hilflos mit ansehen, wie die beiden Männer sich mit ihrem Sohn auf den Weg machen.
Für Moira bricht eine harte Zeit an. Ihr Geliebter ist verschwunden und es gibt kein Lebenszeichen von ihm. Ganz allein muss sie die Ernte durchbringen und die Sorge um ihren Sohn lässt Moira einen gefährlichen Entschluss fassen – sie entführt den kleinen Joey aus dem Haus ihres Ehemannes …
Vielleicht mag jetzt der Gedanke aufkommen, ich hätte mit meiner Inhaltsangabe schon zu viel verraten. Aber keine Angst – dem ist nicht so. Alles, was ihr bis jetzt gelesen habt, ist auch in der Buchbeschreibung auf der Innenseite des Buches zu lesen. Dieses Buch bietet inhaltlich aber noch sehr viel mehr.
Wer den ersten Band bereits gelesen hat, wird den meisten Charakteren hier wieder begegnen. Einige sind einem sympathisch, die anderen eher weniger. Aber sie haben alle eines gemeinsam: Sie sind authentisch. Inez Corbi hat wieder ganze Arbeit geleistet und ihren Figuren Leben eingehaucht und so überzeugend dargestellt, dass es mir sehr leicht fiel, die Charaktere zu entweder zu lieben oder zu hassen.
Mit Moira hat sie einen sehr eigenwilligen Charakter geschaffen, der für die Zeit im Jahr 1801 doch eher untypisch war. Eine Frau, die sich nach einer Zwangsheirat gegen ihren Ehemann auflehnt und mit einem Sträfling durchbrennt, ist nun wirklich ungewöhnlich. Dass sie in Sorge um ihr Kind über sich hinauswächst und es sogar entführt, ist etwas, was auch Frauen nachvollziehen können, die keine Kinder haben. Ihr Mut, alles völlig allein zu bewältigen, ist bewundernswert.
Wer für mich in diesem Roman besonders hervorsticht, ist jedoch Alistair McIntyre – eine in meinen Augen schillernde Persönlichkeit, mit den meisten charakterlichen Eigenschaften. Er ist auf Anhieb unsympathisch, der Autorin, wie ich persönlich finde, aber am besten gelungen. Der erfolgreiche Arzt birgt ein dunkles Geheimnis, welches seinen Ruin bedeuten könnte, würde es ans Tageslicht kommen. Aber er ist ein so hervorragender Schauspieler, dass nicht einmal Moira etwas aufgefallen ist. Überall tritt er selbstsicher in Erscheinung, aber in Wirklichkeit ist ein bedauernswerter Jammerlappen. Er nimmt Moira ohne mit der Wimper zu zucken das Kind weg, ist aber auf der anderen Seite wieder sehr emotional, wenn es darum geht, Menschen zu helfen. Auch Moira unterstützt er mit Geld. Ja, dieser Charakter hat mich von allen am meisten fasziniert.
Die Frage, ob man den zweiten Band auch lesen kann, wenn man den Ersten nicht kennt, würde ich mit einem klaren Ja beantworten. Wie immer gilt auch hier: Es ist besser, die Figuren von Anfang an zu kennen, um zu sehen, wie sie sich entwickelt haben. Aber notwendig ist der Vorgängerband nicht, um Diesen verstehen zu können. Mir ist allerdings beim Lesen aufgefallen, dass ich Schwierigkeiten hatte, mich an einige Dinge aus dem ersten Band zu erinnern. Aber es ist fast zwei Jahre her, dass ich „Das Lied der roten Erde“ gelesen habe und ich denke, da darf man wohl Einiges vergessen. Ich habe mich trotzdem wieder gut zurechtgefunden. Der Schreibstil der Autorin hat es mir aber auch sehr leicht gemacht, mich in die Geschichte einzufinden und ich konnte mich sehr schnell fallen lassen. Inez Corbi schreibt sehr vielfältig und das hat mir besonders gut gefallen. In den Liebesszenen ist sie genauso so überzeugend, wie in den spannungsgeladenen Abschnitten und auch die emotionalen Passagen gingen ans Herz. Es gab einige Stellen, an denen ich mehrmals kräftig schlucken musste. Dieser Roman bietet eine sehr breit gefächerte Palette an Gefühlen und Handlungen, sodass es schwierig ist, ihn in eine Schublade zu stecken.
Das Cover dieses Romans ist traumhaft schön, obwohl meiner Meinung nach das Liebespärchen etwas von der schönen Landschaft ablenkt. Passender zum Thema war jedoch eher das Cover des Vorgängerbandes. Bei diesem lässt sich irgendwie kein Bezug zum Thema Australien herstellen. Apropos Australien: Hier hat es die Autorin wieder versäumt, dem Leser das Land angemessen nahe zu bringen. Natürlich gibt es ein paar Landschaftsbeschreibungen, aber die stehen weit unter den Möglichkeiten, die so eine Australien-Saga bietet. Karten zur Orientierung finde ich in Büchern immer sehr hilfreich, deswegen freue ich mich, dass es in diesem Roman wieder eine Karte gibt. Im Anhang befindet sich auch eine Zeittafel und erwähnt werden sollte auf jeden Fall, dass Inez Corbi neben den fiktiven Charakteren auch wieder einiges an wahren Fakten in ihrer Geschichte untergebracht hat.
Ob es einen dritten Band geben wird, kann ich nicht sagen, aber möglich wäre es, weil das Ende der Geschichte eine Fortsetzung nicht zwangsläufig ausschließt. Wenn die Geschichte hier endet, ist es ein würdiger Abschluss. Aber ich würde mich sehr über einen weiteren Band freuen.
Wenn ich nun abschließend die beiden Bände miteinander vergleiche, gefällt mir der erste Teil ein kleines Stückchen besser. Aus diesem Grund würde ich einen halben Stern abziehen. Da das leider nicht geht, vergebe ich für „Im Tal des wilden Eukalyptus“ vier Sterne und spreche natürlich eine Empfehlung aus.
Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.
Ernst Reinhold Hauschka
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