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Leon, Donna - Das goldene Ei (Band 22 der Brunetti-Reihe)
Titel: Das goldene Ei
Originaltitel: The Golden Egg
Verlag: Diogenes
Erschienen: 28. Mai 2014
ISBN-13: 978-3257068917
Seiten: 368
Einband: Gebundene Ausgabe
Serie: Band 22 der Brunetti-Reihe
Preis: 22,90 €
Autorenporträt:
Donna Leon, geboren 1942 in New Jersey, lebt seit 1965 im Ausland. Sie arbeitete als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und Saudi-Arabien. 1981 zog Donna Leon nach Venedig. Die ›Brunetti‹-Romane machten sie weltberühmt, doch die Barockmusik ist ihr nicht weniger wichtig. Sie förderte zahlreiche Einspielungen, neu das Orchester ›Il Pomo d’Oro‹. Heute lebt sie in Venedig und in der Schweiz.
Quelle: Verlagsseite
Inhaltsangabe:
Für Patta soll Brunetti diesmal nur pro forma in einem Kavaliersdelikt ermitteln: Er soll den Ruf des Bürgermeisters schützen, dessen künftige Schwiegertochter die Gesetze übertreten hat. Paola hingegen ist unerbittlich: Sie möchte wissen, was für ein Mensch der Tote war, der bei den Brunettis in der Nachbarschaft umgekommen ist. Dabei sieht alles zunächst nach einem Unfall aus: Die Schlaftabletten waren bunt wie Bonbons und der Junge nicht ganz richtig im Kopf. Doch tatsächlich: Je mehr Brunetti sich umhört, desto mehr Widersprüche kommen ans Licht, ja am Ende gar ein Mord. Niemand will etwas gewusst haben. Doch auch Nichtstun kann zum Verhängnis führen. Brunettis privatester Fall.
Quelle: Klappentext
Meine Meinung:
Die Korruption macht auch vor Venedigs Bürgermeister nicht Halt. Der Geschäftspartner seiner zukünftigen Schwiegertochter hat durch Bestechungsgelder, die geflossen sind, das Gesetz übertreten. Um den guten Ruf des Bürgermeisters zu wahren, hat Patta, selbstlos, wie er ist, seine Hilfe zugesagt und setzt mit Brunetti seinen besten Mann auf die Sache an. Diese eigentliche Aufgabe rückt jedoch in den Hintergrund, als Brunetti einen Anruf seiner Frau Paola bekommt und diese ihm mitteilt, dass ein junger Mann, der immer in der chemischen Reinigung arbeitete, tot aufgefunden wurde. Zunächst deutet alles darauf hin, als hätte dieser Selbstmord begangen mit Tabletten seiner Mutter. Der Junge, der für alle nur der Taubstumme war und etwas zurückgeblieben wirkte, wurde zwar von seinen Mitmenschen registriert, jedoch nie richtig wahrgenommen. Paola ist so erschrocken darüber, dass sie nicht einmal den Namen des Jungen kannten, dass sie ihren Mann bittet, etwas mehr über den Namenlosen herauszufinden.
Und Guido findet etwas heraus, nämlich, dass die Umstände seines Todes äußerst merkwürdig sind und alle Leute, die den Jungen kannten, sich in Schweigen hüllen, selbst dessen Mutter. Dass der Junge Davide hieß, ist alles, was Brunetti zunächst in Erfahrung bringen kann, ansonsten ist über Davide weder etwas bekannt, noch war er jemals irgendwo gemeldet. Es ist, als hätte es ihn nie gegeben und auch nach seinem Tod ist er genau so unsichtbar wie zu Lebzeiten.
„Das goldene Ei“ ist ein sehr leiser Krimi, der dieser Bezeichnung nicht so ganz gerecht wird, denn der kriminalistische Anteil ist eher gering. Aber um gut zu sein, muss ein Roman nicht immer spektakulär sein. Mir gefällt der Schreibstil von Donna Leon und wie sie ihren Charakteren Leben einhaucht. Ich liebe es, am Familienleben der Brunettis teilnehmen zu können, zu erleben, wie sie miteinander umgehen und eben auch, wie nahe ihnen das Leben oder in diesem Fall das Sterben ihrer Mitmenschen geht. Paolas Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass Davide nicht einfach aus dem Leben scheidet, ohne dass die Welt erfährt, was tatsächlich geschehen ist. Die Autorin beschreibt auf sehr interessante Art und Weise, wie die Wahrheit Stück für Stück an Licht kommt und es bieten sich einige Gelegenheiten zum Miträtseln. Die Auflösung jedoch hat mich sehr überrascht und mich auch sehr nachdenklich gestimmt.
Positiv anmerken möchte ich auf jeden Fall auch die detaillierten Beschreibungen der Handlungsorte. Ich war zwar noch nie in der Stadt der Liebe, aber Donna Leon hat mir zumindest das Gefühl gegeben, schon einmal dort gewesen zu sein und ich werde Brunetti bei seinem nächsten Fall gerne wieder begleiten. Von mir gibt es vier Sterne.
Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.
Ernst Reinhold Hauschka
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