Leimbach, Alida - Ostfriesenkind

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18 März 2017 21:18 #1 von goat
Autor: Leimbach, Alida
Titel: Ostfriesenkind
Originaltitel: -
Verlag: Gmeiner
Erschienen: 6. Juli 2016
ISBN - 10: 3839219515
ISBN-13: 978-3839219515
Seiten: 416
Einband: Taschenbuch
Serie: -
Preis: 11,99 €

Autorenporträt:

Alida Leimbach, Jahrgang 1964, ist in Lüneburg geboren und in Osnabrück aufgewachsen. Nachdem sie einige Jahre als Übersetzerin in Frankfurt am Main tätig war, studierte sie noch einmal: evangelische Theologie, Germanistik und Englisch für das Lehramt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.


Quelle: Klappentext


Inhaltsangabe:

Dunkle Geheimnisse Ostfriesland, 1952. Die junge Leni schuftet als Zigarrenmacherin in der Fabrik Deimann. Als sie sich mit Marga Deimann, der Tochter des Hauses, anfreundet, merkt sie bald, dass diese von ihrem Mann misshandelt wird. Leni selbst hat ihr Herz an Margas Bruder Richard verloren. Doch sie ahnt, dass auch ihre Liebe unter keinem guten Stern steht. Und sie soll recht behalten: Die unglücklichen Beziehungen beschwören eine Katastrophe herauf, die das Leben aller für immer verändern wird …


Quelle: Klappentext


Meine Meinung:

Wenn man in Ostfriesland wohnt, sind Bücher, die von Ostfriesland handeln, irgendwie Pflichtlektüre. Aus diesem Grunde bin ich auf den Roman von Alida Leimbach aufmerksam geworden. „Ostfriesenkind“ handelt von der jungen Leni, deren Traum es eigentlich ist, Friseurin zu werden. Da im Jahre 1952 das Geld jedoch knapp ist, zwingen ihre Eltern sie, als Zigarrenmacherin in der Fabrik Deimann zu arbeiten. Die Arbeit ist hart, denn sie muss an sechs Tagen in der Woche elf Stunden täglich Zigarren im Akkord wickeln. Ludwig Deimann betrachtet die Entwicklung auf dem Zigarrenmarkt mit Sorge. Auch die Hoffnung, dass sein Sohn Richard als Nachfolger in das Unternehmen einsteigt, muss er bald begraben. Diesem ist seine Malerei wichtiger und er möchte lieber Kunst studieren. Nun kann nur noch Tochter Marga die Firma vor dem finanziellen Ruin retten, und zwar durch eine Heirat mit dem Industrieellensohn Erich Kruskopp.

Auf ebendieser Hochzeit lernt Leni, die dort als Servicekraft aushilft, die beiden Geschwister kennen und verliebt sich sofort in Richard. Aber ihre Liebe steht unter keinem guten Stern und auch Erich Kruskopp, der mittlerweile in die Firma eingestiegen ist, entpuppt sich als brutaler Despot, was die Arbeitsbedingungen für alle Angestellten wesentlich verschlechtert. Schon bald kommt es zur Katastrophe …

Alida Leimbach erzählt die Geschichte von Leni auf zwei Zeitebenen. Der Leser lernt Leni zunächst im Jahr 2012 als alte Frau kennen. Diese bekommt Besuch von ihrer Tochter Kirstin, und als per Zufall der Name Richard Deimann fällt, beginnt Leni, von ihrer Zeit als Vierzehnjährige zu erzählen. Alida Leimbach hat einen unheimlich erfrischenden Schreibstil, die Geschichte fesselte mich von Beginn an. Das entbehrungsreiche Leben in der Nachkriegszeit wird von der Autorin sehr eindrücklich geschildert. Ich habe mich gut in die Lage der jungen Leni versetzen können und habe mit ihr gelitten. Eine Liebe in so kontroversen Gesellschaftsschichten kann nur selten eine Zukunft haben.

Und auch Marga bereut es zutiefst, einen Mann geheiratet zu haben, der sich als Tyrann entpuppt, der seine Frau immer wieder schlägt. Die Gründe für diese Hochzeit waren jedoch nicht ganz uneigennützig. Zum einen wollte sie die Fabrik vor dem finanziellen Ruin schützen und zum anderen konnte ihr Erich einiges mehr bieten als der Stallbursche Thies. Aber der Preis dafür war hoch, denn sie hat ihre große Liebe geopfert – auch wenn diese Liebe ebenso wenig standesgemäß gewesen wäre wie die zwischen Leni und Richard. Und doch hat Marga in all dieser Zeit die Liebe zu Thies nie losgelassen.

Mir gefallen die Charaktere in diesem Roman, weil Alida Leimbach sie sehr authentisch darstellt. Ihr Leben wird spannend erzählt und die Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen. Die Autorin hat sehr viel Dramatik mit eingebracht und gerade das hat mir an diesem Roman so gut gefallen. Ein Buch, in dem es nicht immer nur um Friede, Freude, Eierkuchen geht, kommt bei mir grundsätzlich gut an. In „Ostfriesenkind“ ist jede Menge Lokalkolorit enthalten und es hat Spaß gemacht, durch Leer oder Weener zu streifen.

Als Bonus gibt es im Anhang der Geschichte noch ein paar Rezepte von Lenis Oma Frida wie z. B. Labskaus, Apfelpfannkuchen, Bratkartoffeln mit Schinkenspeck oder Grünkohl mit Pinkel. Die Romane von Alida Leimbach stehen nun allesamt auf meinem Wunschzettel und für „Ostfriesenkind“ gibt es von mir fünf Sterne und eine dicke Empfehlung.

:*****:

Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.

Ernst Reinhold Hauschka

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