Dijkzeul, Lieneke - Vor dem Regen kommt der Tod

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23 Sep. 2011 08:35 #1 von Ikopiko
Autor: Dijkzeul, Lieneke
Titel: Vor dem Regen kommt der Tod
Originaltitel: De geur van regen
Verlag: Deutscher Taschenbuchverlag
Erschienen: 1. September 2011
ISBN-13: 978-3423248556
Seiten: 336
Einband: Taschenbuch
Serie: -
Preis: 14,90 €

Autorenportrait:

Lieneke Dijkzeul hat bereits mehrere Romane veröffentlicht. Sie gilt als eine der wichtigsten Krimiautorinnen der Niederlande.

Quelle: Verlagsseite

Inhaltsangabe:

Ein schauriges Ende eines schwülheißen Sommertages: Die junge Polizistin Renée wird an ihrer Wohnungstür überfallen und brutal niedergestochen. Sie überlebt mit knapper Not. Ein paar Tage später findet man eine Studentin in einem Keller, ermordet. Die Frauen scheinen wenig gemeinsam zu haben - bis auf ihre roten Haare. Inspector Paul Vegter stürzt sich in diesen Fall, denn er hegt für Renée mehr als nur kollegiale Gefühle. Bald ahnt er, dass der Mörder erneut zuschlagen wird. Auch Galeristin Vivienne ist rothaarig. Als sie ihren Mann immer wieder beim Lügen ertappt, wird sie von quälendem Misstrauen erfasst: Ist er der Killer? Ist sie sein nächstes Opfer?

Quelle: Verlagsseite

Meine Meinung:

Renée ist Polizistin. Als sie von einer Party nach Hause kommt, wird sie brutal überfallen. Ihr Überlebenswille rettet ihr das Leben. Der Täter flüchtet, nachdem er ihr eine römische I in den Bauch ritzt und ein Stück Kopfhaut samt Haar als Souvenir mitnimmt.

Renées Kollegen beginnen sofort mit den Ermittlungen. Und der Täter lässt auch nicht lange auf sich warten. Relativ kurze Zeit später wird erneut ein rothaariges Opfer gefunden. Ebenfalls skalpiert. Und in ihren Bauch wurde eine römische II geritzt …

Lieneke Dijkzeul wird nicht umsonst als die derzeit beste niederländische Thrillerautorin gehandelt. Obwohl in „Vor dem Regen kommt der Tod“ relativ früh aufgelöst wird, wer der Mörder ist, bleibt der Thriller bis zum Ende spannend. Es stellt sich schnell nicht mehr die Frage „Wer ist der Mörder?“ sondern man grübelt über die Gründe für die Morde und bangt um das Leben der Frau des Täters. Diese betrogene Ehefrau wächst einem ans Herz. Wie bei einer Schnitzeljagd fügt sie Hinweise zusammen und ist sich über die Machenschaften ihres Mannes im Klaren und will sie gleichzeitig nicht wahrhaben. Aber auch sie selbst steht schon lange auf der Todesliste.

Fazit:

Spannend bis zum Schluss. Ideal für das spätsommerliche Regenwetter.

Bewertung:

Ich gebe dem Buch fünf von fünf Sternen.

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27 Juni 2012 15:37 #2 von goat
Meine Meinung:

So passend es auch ist, sonderlich schön sieht das Cover dieses Thrillers nicht aus. Die Zeichnung eines roten Zopfes, aus dem Blut tropft macht auf mich eher den Eindruck, als hätte ich selber es gezeichnet – will heißen: Da war wohl ein absoluter Laie am Werk. Gelockt haben mich eher der markante Titel und der Klappentext.

Die junge Polizistin Renée Pettersen wird eines Nachts direkt vor ihrer Haustür überfallen und ins Haus gezerrt. Trotz ihrer Ausbildung gelingt es ihr nur bedingt, sich gegen den Täter zur Wehr zu setzen und wird recht schnell von diesem überwältigt. Nur dem Umstand, dass dieser durch das Klingeln an der Haustür gestört wird, verdankt Renée es, dass sie schwer verletzt überlebt. Mit letzter Kraft schafft es die junge Polizistin, ihren Freund und Vorgesetzten Paul Vegter per Handy zu informieren. Als dieser eintrifft, bietet sich ihm ein grausames Bild. Der Täter hat Renée skalpiert und ihr mit dem Messer eine Wunde im Bauchbereich zugefügt, die sich später als eine römische Eins herausstellt.

Pauls Ermittlungen, die sich zunächst auf Renées direktes Umfeld erstrecken, verlaufen alle im Sande und stellen sich in dem Moment als Sackgasse heraus, als eine Studentin tot aufgefunden wird – skalpiert, mit einer römischen Zwei in den Bauch geritzt. Die einzige Gemeinsamkeit, die zwischen Renée und der Studentin bestehen, sind ihre roten Haare.

Zur gleichen Zeit keimt in der 37-jährigen Galeristin Vivienne Verbruggen ein grausamer Verdacht auf. Ihr um Jahre jüngerer Mann John scheint im Berufsleben doch nicht so erfolgreich zu sein, wie er vorgibt. Um seine Schulden zu begleichen, versucht er Geld von Vivienne zu bekommen. Als diese dann auch noch feststellen muss, dass ihr Mann sie betrügt, beginnt sie, ihn zu beschatten und findet dabei immer mehr Beweise, die darauf hindeuten, dass John der von der Polizei gesuchte Mörder ist. Und er scheint sein nächstes Opfer schon gefunden zu haben, denn Viviennes Haare, auf die sie immer so stolz war, sind genau so rot wie die beiden anderen Opfer …

Lieneke Dijkzeul lässt den Leser recht schnell wissen, wer der Täter ist und setzt ihn damit sozusagen auf die Zuschauerbank. Dies mag vielleicht nicht jedem gefallen, weil er sich um die kriminalistische Feinarbeit der Täterfindung betrogen sieht. Mir persönlich hat es nichts ausgemacht und fand es genauso spannend, der Polizei bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Hier kommen allerdings die Ermittlungsarbeiten etwas zu kurz, weil eher Paul Vegters Privatleben beleuchtet wird. Die Ermittlungen hat hier eindeutig die Galeristin Vivienne aufgenommen und es war nicht minder spannend zu sehen, wie sie Puzzlestück um Puzzlestück zusammenfügt. Interessant hierbei ist ihre Reaktion auf die Entdeckung, dass ihr Mann ein gesuchter Mörder ist. Aber darauf werde ich etwas später noch eingehen.

„Vor dem Regen kommt der Tod“ beginnt sehr rasant und blutig. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Es geht keineswegs so weiter. Freunde von Thrillern mit vielen Schockmomenten und blutigen Details werden hier mit Sicherheit enttäuscht sein. Die Autorin hat das Hauptaugenmerk auf die Darstellung ihrer Charaktere gelegt. Aus diesem Grunde hätte die Bezeichnung Psychothriller es etwas genauer getroffen. Lieneke Dijkzeul beleuchtet Taten von mehreren Perspektiven, sodass eigentlich kein spezieller Protagonist auszumachen ist, was die Geschichte zusätzlich belebt.

Die authentischen Beschreibungen der Figuren haben es mir leicht gemacht, mich in sie hineinzuversetzen – auch wenn ich manche Reaktionen nicht so ganz nachvollziehen konnte. Am Besten mitfühlen konnte ich mit Renée. Ihre Angst nach dem Überfall war immer greifbar. Alleine die Vorstellung, nach so einer grausamen Erfahrung wieder in den Alltag überzugehen, ist für mich nicht möglich. Und auch Renée als Polizistin schafft es nicht, ihren Alltag zu meistern. Sie zieht vorübergehend bei Paul ein, weil sie nicht allein an dem Ort bleiben kann, wo die schreckliche Tat passiert ist. Und auch Paul, der immer noch mit dem Tod seiner Frau zu kämpfen hat, erträgt es nach zwei Jahren nicht, mit einer Frau unter einem Dach zu leben. Und genau das ist doch das Leben. Hier ziehe ich vor Mevrouw Dijkzeul den Hut – authentischer hätte sie es gar nicht rüberbringen können.

Auch die Figur der Vivienne: eine wohlhabende und erfolgreiche Galeristin, die unendlich stolz auf ihre wallende rote Mähne ist. In ihrem Inneren aber kämpft sie gegen ihr schwaches Ego. Immer wieder fragt sie sich, warum Paul ausgerechnet sie geheiratet hat, denn durch ein verkürztes Bein ist sie auf einen Gehstock angewiesen und ist mit ihren 37 Jahren ein ganzes Stück älter als ihr Mann. Die Selbstzweifel plagen sie immer öfter und die Bestätigung, dass er sie nur wegen ihres Geldes geheiratet hat, erhält sie auch in dem Moment, in dem sie feststellt, dass Paul sie mit einer anderen Frau betrügt. Und hier möchte ich noch einmal auf die zuvor erwähnte Reaktion eingehen. Vivienne flüchtet nicht, wie ich eigentlich vermutet hatte, sondern nimmt all ihren Mut zusammen und geht in die Offensive.

Dem aufmerksamen Leser dürfte nicht entgangen sein, dass Lieneke Dijkzeul diese beiden Charaktere einer kompletten Wesensänderung unterzieht. Die toughe Polizistin, die gelernt hat, sich durchzusetzen und zu verteidigen, wird plötzlich zum eingeschüchterten Menschen, der es nicht schafft, ohne Hilfe klarzukommen. Und die von Selbstzweifeln geplagte Vivienne wächst plötzlich über sich hinaus.

Zum Täter habe ich bewusst nicht viel geschrieben, da es sich für euch noch lohnen soll, das Buch zu lesen. Und ihr wollt ja schließlich auch nicht wissen, wie die Geschichte endet …

„Vor dem Regen kommt der Tod“ bekommt von mir vier Sterne und eine Empfehlung an die Leser, die sich mit einem Psychothriller arrangieren können, der zum größten Teil unblutig verläuft.

:****:

Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.

Ernst Reinhold Hauschka

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