Thömmes, Günther - Der Papstkäufer

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20 Mai 2013 01:10 - 06 März 2024 08:12 #1 von goat
Autor: Thömmes, Günther
Titel: Der Papstkäufer
Originaltitel: -
Verlag: Gmeiner
Erschienen: 13. August 2012
ISBN-13: 978-3839212974
Seiten: 371
Einband: Broschiert
Serie: -
Preis: 12,90 €

Autorenportrait:

Günther Thömmes stammt aus Bitburg in der Eifel. Er ist gelernter und studierter Bierbrauer. Nach über 20 Jahren als Weltreisender in Sachen Bier und Brauereien, machte er sich 2010 mit der kleinen Erlebnisbrauerei »Bierzauberei« am Rand des schönen Wienerwalds selbstständig. In der mittlerweile als »Kleinbrauerei des Jahres« ausgezeichneten »Bierzauberei« braut Thömmes obergärige Bierspezialitäten und freut sich über bierinteressierte Besucher. Er hat zahlreiche Fachartikel zu den Themen Bier und Brauhistorie veröffentlicht. 2005 erschien sein amüsantes Bier-Lexikon »Jetzt gibt es kein Bier, sondern Kölsch«, 2010 der Bildband »Die Geschichte der Brunner Brauerei 1790-1930«. 2008 gab er sein Debüt als Romanautor. [url] www.bierzauberer.info [/url]


Quelle: Klappentext

Inhaltsangabe:

ZIELE DER FUGGER Der Augsburger Kaufmann Johannes Zink ist selbst in der korrupten Zeit zu Beginn der Renaissance eine ungewöhnliche Erscheinung. Als Faktor von Jakob Fugger in Rom tut er alles, um seine Ziele und die der Fugger durchzusetzen. Fürsten, Bischöfe und Kardinäle stehen in seinem Sold. Die Palette seiner Untaten ist vielfältig. Eines Tages schießt Zink nicht nur mit der Bestechung des Papstes über das Ziel hinaus …


Quelle: Klappentext

Meine Meinung:

Augsburg im 15. Jahrhundert. Als jüngstes von vier Kindern wächst Johannes Zink unter Aufsicht von unterschiedlichen Ammen in einfachen Verhältnissen auf. Seine Mutter ist bei der Geburt gestorben und der Vater – Kaufmann von Beruf – hat keine Zeit und auch keine Muße, sich um den kleinen Jungen zu kümmern. Erst als Johannes acht Jahre alt ist, nimmt sich der Vater die Zeit, ihn in den grundsätzlichen Dingen zu unterrichten. Für Johannes ist schnell klar, dass auch er Kaufmann werden will und sein Ehrgeiz bringt ihn ins Haus der Fugger, wo er von nun an als Buchhalter tätig ist. Zusammen mit dem jüngsten der Gebrüder Fugger begibt sich Johannes auf Lehrreise nach Venedig und Rom.

Im Jahr 1501 wird Johannes Zink Faktor des Fugger-Kontors in Rom. Dies verschafft ihm die Möglichkeit, alle Schwächen dieser Zeit auszunutzen und daraus Kapital zu schlagen. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich die römische Fuggerbank zur Zentrale päpstlicher Ablässe. Johannes Zink weiß das ausschweifende Leben der Päpste gut für sich zu nutzen und manipuliert, was das Zeug hält. Er bringt es sogar zur Ernennung zum Päpstlichen Familiar und kann sich somit der weltlichen Gerichtsbarkeit entziehen. Ein Freifahrtschein für Johannes Zink …

Geld, Macht und Korruption – darum geht es in Günther Thömmes Werk „Der Papstkäufer“. Fakt und Fiktion treffen aufeinander und es ist dem Autor gelungen, beides gut miteinander zu verweben, sodass eine interessante Mischung aus historischer Geschichte mit kriminalistischer Handlung entstanden ist.

Thömmes' Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer Skrupellosigkeit kommen sie sehr authentisch rüber. Allem voran Johannes Zink, aber auch seine Geschäftspartner zeichnen sich durch ihre detailliert beschriebene Habsucht aus. Dabei ist es unerheblich, ob es die Seite betrifft, die sich Geld leiht, um den exklusiven Lebensstil zu finanzieren und Schuldenberge ohne Ende hinterlässt oder eben die Figuren wie Johannes Zink, die ihre Position ausnutzen, um solche Leute zu ködern und damit nicht nur sie, sondern komplette Städte in den Ruin zu treiben.

Wer einen dicken Bauch hatte, der konnte sich etwas leisten. Sich der Völlerei hinzugeben war zu dieser Zeit völlig normal. Anstand und Sitte kamen in diesen Kreisen viel zu kurz und auch sexuelle Übergriffe an Kindern waren keine Seltenheit. Fasziniert hat mich nicht nur Johannes Zinks eigennützige und skrupellose Vorgehensweise, sondern auch die Bestechlichkeit und Naivität der Päpste. Ich bin ehrlich, im Geschichtsunterricht hätte man mir die Geschichte der Fugger wohl nicht auf so interessante Art und Weise beibringen können. Zwar war ich zu Schulzeiten auch schon eine große Leseratte, historische Romane jedoch gehörten damals noch nicht zu meinem bevorzugten Lesegenre. Wäre das anders gewesen, hätte mich auch die Geschichte Martin Luthers wesentlich mehr interessiert. „Der Papstkäufer“ greift auch hier einige geschichtliche Fakten auf. Hilfreich ist auf jeden Fall die im Anhang aufgeführt Tabelle mit den geschichtlichen Daten, die einem einen guten Überblick verschafft.

An dieser Stelle möchte ich auch wieder betonen, dass der Gmeiner-Verlag ein Cover gewählt hat, welches wieder hundertprozentig zur Geschichte des Romans passt. Hier ist das Porträt des Papstes Leo X. zu sehen, der im Buch auch eine entscheidende Rolle spielt. Keinem anderen Verlag gelingt die Coverauswahl so gut wie dem Gmeiner-Verlag. Ein ganz dickes Lob von meiner Seite.

Insgesamt punktet der Roman durch eine interessante Geschichte, in die trockene Fakten geschickt mit eingebunden sind. Als störend empfand ich die stellenweisen Längen, bei denen der Autor sich an einer Sache festgebissen hat und seitenweise darüber schreibt. So habe ich die ein oder andere Seite überblättert. Aus diesem Grund ziehe ich bei der Bewertung auch einen Stern ab. Alles in allem kann ich „Der Papstkäufer“ empfehlen. Für Fans von Krimis und historischen Romanen ist er genau das Richtige. Vier Sterne gibt es von mir.

:****:

Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.

Ernst Reinhold Hauschka
Letzte Änderung: 06 März 2024 08:12 von Meggie.

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