Ober, Herr - Die Rechnung, bitte! Bekenntnisse eines Kellners

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16 Sep. 2010 18:59 #1 von goat
Autor: Herr Ober
Titel: "Die Rechnung, bitte!": Bekenntnisse eines Kellners
Originaltitel: Waiter rant
Verlag: Droemer/Knaur
Erschienen: 12. Juli 2010
ISBN-10: 3426783134
ISBN-13: 978-3426783139
Seiten: 351
Einband: Broschiert
Serie: -

Autorenportrait:

Herr Ober war nach seinem Studium zunächst im Gesundheitswesen tätig, bevor er mit 31 in verschiedenen Nobelrestaurants mit dem Kellnern anfing. Aus Gründen der Diskretion möchte Herr Ober als Autor anonym bleiben.

Quelle: Verlagsseite

Inhaltsangabe:

"Ich bin Kellner. Ich bringe das Essen der Gäste an ihre Tische, und als Gegenleistung bekomme ich Trinkgeld. Auf den ersten Blick sieht das wie ein leichter Job aus. Doch dem ist nicht so. Zwar sind 80 Prozent meiner Kunden die nettesten Menschen, die man sich vorstellen kann. Ich befürchte allerdings, dass der Anteil der Leute, die wissen, wie man sich in einem Restaurant benimmt, immer weiter abnimmt."

Quelle: Klappentext

Meine Meinung:
Der Verlag selber ordnet dieses Buch in das Genre Biografien ein. Ich persönlich sehe das etwas anders: Es würde sich um eine Autobiografie handeln, wenn Herr Ober über sein Leben von der Geburt bis jetzt geschrieben hätte. In diesem Buch geht es aber einzig um einen Abschnitt aus seinem Arbeitsleben, den er beschreibt.

Wer das Buch gelesen hat, wird wissen, warum sich Herr Ober nicht namentlich zu erkennen gibt. Einige pikante Details dürften ihm wohl Probleme bereiten, sollte öffentlich werden, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Ich habe mir das Buch aufgrund des Klappentextes gekauft, in der Hoffnung, etwas über die Erlebnisse mit den restlichen 20 Prozent seiner Kunden lesen zu können. Ein paar Beispiele waren auch aufgeführt. Einige waren ganz lustig, andere wiederum haben mich traurig den Kopf schütteln lassen. Größtenteils jedoch handelt das Buch eher von der Hierarchie der Angestellten untereinander und wer wen um sein Trinkgeld bringt. Dabei wird immer wieder betont, dass ein Kellner in Amerika von seinem Gehalt allein nicht leben kann. Er ist auf die Trinkgelder angewiesen. Es hätte gereicht, das einmal zu lesen und nicht immer und immer wieder.

Cholerische Chefs, Streit um die besten Schichten und ständige Ermahnungen an den Leser, wie sich ein anständiger Gast zu verhalten hat, bestimmen den größten Teil des Buches. Sogar im Anhang findet der Leser eine Liste mit 40 Tipps, wie man ein guter Gast wird. Und nicht zu vergessen: DAS TRINKGELD!!!!
Unter Tipp 35 (wie auch in mehreren Stellen im Buch): Geben Sie mindestens zwischen 15 und 20 Prozent Trinkgeld. Wenn Sie einen Lieblingskellner haben, geben Sie mindestens 20 Prozent oder sogar 25.
Oder Tipp 36: Zahlen Sie einen Teil Ihrer Rechnung mit einem Geschenkgutschein, dann achten Sie darauf, dass Sie auf die gesamte Summe der Rechnung Trinkgeld geben - nicht auf den Betrag, der übrig bleibt, wenn der Geschenkgutschein eingelöst ist.

Es klingt jetzt zwar wie ein Verriss, soll aber keiner sein. Ich möchte eigentlich damit nur zum Ausdruck bringen, dass Klappentexte leider viel zu oft falsche Erwartungen wecken. In diesem Fall hätte ich mir aufgrund des Klappentextes einfach nur mehr über die Erfahrungen im Umgang mit den Kunden gewünscht. Ich hätte mir mehr zum Schmunzeln gewünscht.

Aber ich gebe zu, das Buch hatte auch so seinen Reiz. Es ist schon interessant zu lesen, wie der Alltag eines Kellners aussieht und mit was für Problemen er zu kämpfen hat. Die Rache der Kellner bei unbeliebten Gästen allerdings, dürfte nicht bei jedem Leser gut ankommen. Obwohl wir uns nichts vormachen sollten - damit rechnen sollte man in jedem Restaurant. Also besser überlegen, bevor man sich mit einem Kellner anlegt, denn in die Küche kann man meistens nicht schauen ...

Herr Ober, der seine Erlebnisse zuerst in einem Blog veröffentlicht hat, war schreibtechnisch so überzeugend, dass seine regelmäßige Leserschaft ihn ermutigt hat, dieses Buch zu schreiben. Und auch wenn ich in diesem Fall mehr kritisiert als gelobt habe, so bekommt das Buch trotzdem eine Empfehlung von mir, denn ich wurde doch gut unterhalten und nur weil meine Erwartungen nicht erfüllt wurden, heißt das noch lange nicht, dass das Buch schlecht ist.

Also, vier Sterne von mir!

:****:

Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.

Ernst Reinhold Hauschka

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