Wahl, Caroline - Windstärke 17

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29 Mai 2024 13:16 #1 von Zabou1964
Autor: Wahl, Caroline
Titel: Windstärke 17
Originaltitel: ---
Verlag: Dumont
Erschienen: 15.05.2024
ISBN-13: 978-3-8321-6841-4
Seiten: 256
Einband: HC
Serie: ---
Preis: € 24,--


Autorenporträt:

CAROLINE WAHL wurde 1995 in Mainz geboren und wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie hat Germanistik in Tübingen und Deutsche Literatur in Berlin studiert. Danach arbeitete sie in mehreren Verlagen. 2023 erschien ihr Debütroman ›22 Bahnen‹ bei DuMont, für den sie mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis, dem Grimmelshausen-Förderpreis und dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde. Außerdem wurde ›22 Bahnen‹ Lieblingsbuch der Unabhängigen 2023. Caroline Wahl lebt in Rostock.


Quelle: Dumont Verlag

Inhaltsangabe:

Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt – auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg –, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frühstücken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen Skip-Bo, abends arbeitet Ida mit Knut in der »Robbe«. Und sie lernt Leif kennen, der ähnlich versehrt ist wie sie. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.
Nach ihrem gefeierten Debüt ›22 Bahnen‹ erzählt Caroline Wahl in ihrem unverwechselbaren Sound nun, wie Ida es mit dem Leben aufnimmt. Ein aufwühlender, intensiver und dabei ungemein tröstlicher Roman über Töchter, Schwestern und Mütter, über vermeintliche Schuld und das Verzeihen – sich selbst und den anderen.


Quelle: Dumont Verlag


Meine Meinung:

Nachdem mir bereits der Debütroman der Autorin – 22 Bahnen – sehr gut gefallen hatte, wollte ich natürlich auch den Nachfolger lesen. In diesem Roman geht es um Ida, die jüngere Schwester von Tilda, der Hauptfigur des ersten Buches. Wieder konnte mich die Autorin mit ihrem außergewöhnlichen Erzählstil sofort in ihren Bann ziehen.

Ida ist mittlerweile eine erwachsene junge Frau. Nachdem ihre Schwester Tilda zum Studieren nach Berlin gegangen war, blieb sie als 11-Jährige mit der alkoholkranken und depressiven Mutter allein.
Sie beginnt zu schreiben, um ihre Gefühle zu verarbeiten. Als sie – mittlerweile erwachsen – eines Tages nach Hause kommt, hat die Mutter sich das Leben genommen. Ida versinkt in Wut und Schuldgefühlen, schafft es nicht mal, zur Beerdigung der Mutter zu gehen. Schließlich verlässt sie die Wohnung und bricht alle Brücken zu ihrem alten Leben hinter sich ab. Zu Tilda, die mittlerweile in Hamburg lebt und eine Familie hat, will sie auch nicht. So landet sie auf Rügen, trifft dort Knut, in dessen Kneipe sie jobbt, und dessen Frau Marianne. Außerdem lernt sie Leif kennen, einen jungen Mann, der auch sein Päckchen zu tragen hat.

Idas Geschichte hat mich noch mehr bewegt als die von Tilda. Der Selbstmord der Mutter hat sie wütend und traurig zugleich gemacht. Streckenweise sucht sie sogar die Schuld bei sich. Ihre Wut schwimmt sie sich in der Ostsee weg. Sie schwimmt jeden Morgen bei Sonnenaufgang, egal wie das Wetter ist, bis zur völligen Erschöpfung. In Knut und Marianne, die sie spontan bei sich aufnehmen, findet sie eine Art Ersatzeltern. Marianne kümmert sich liebevoll um sie. Und dann ist da noch Leif, in den sich Ida Hals über Kopf verliebt. Die beiden kommen sich näher, aber Ida hat Angst vor der Nähe und bleibt vorsichtig. Wahrscheinlich ist die Angst vor einem weiteren Verlust zu groß.

Caroline Wahl hat eine ganz eigene Sprache. Ihre Sätze sind kurz und schnörkellos. Die Dialoge sind wie in einem Drehbuch geschrieben. Das hat mir Ida noch nähergebracht. Ich konnte ihre Wut, ihre Trauer, ihre Verletzlichkeit sehr gut fühlen.

Jetzt bin ich sehr gespannt, was Caroline Wahl als nächstes schreiben wird. In einem Interview hat sie erzählt, dass sie gerne mal einen Fantasyroman verfassen möchte. Das ist überhaupt nicht mein Genre – aber von Caroline Wahl würde ich es trotzdem lesen. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.


Fazit:

Trauerbewältigung auf Rügen

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