Strunk, Heinz - Fleckenteufel

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08 Feb. 2009 21:45 #1 von Zabou1964
Autor: Strunk, Heinz
Titel: Fleckenteufel
Originaltitel:
Verlag: Rowohlt
Erschienen: Januar 2009
ISBN 10: 3499252244
ISBN 13: 978-3499252242
Seiten: 220
Einband: Broschiert
Serie:


Autorenportrait:

Der Musiker, Schauspieler und Schriftsteller Heinz Strunk wurde 1962 in Hamburg geboren. Er ist Gründungsmitglied des Humoristentrios Studio Braun und hatte auf VIVA eine eigene Fernseh-Show. Sein Buch , Fleisch ist mein Gemüse“ (rororo 23711), verkaufte sich über 300.000-mal. Es ist Vorlage eines preisgekrönten Hörspiels, einer ‚Operette’ im Hamburger Schauspielhaus und eines Kinofilms. Im Herbst 2008 erschien das zweite Buch des Autors, „Die Zunge Europas“, über das die Welt urteilte: „Spaß und Depression derart authentisch und gekonnt miteinander zu verbinden, ist eine große Kunst. Strunk beherrscht sie meisterhaft.“


Quelle: Rowohlt Verlag


Inhaltsangabe:

Deep in my heart, I do believe, we shall overcome some day. Ich atme tief ein. Meer, Holz, Salz, Mücken, verbranntes Stockbrot. Mein Arsch brennt wie das Osterfeuer, aber plötzlich laufen mir Tränen über das Gesicht: Ich spüre, dass ich so etwas wahrscheinlich nie wieder erleben werde. Wenn ich irgendwann einmal erwachsen bin, wird sich mein Herz verschließen und ich werde mich mit der Erinnerung an die paar glücklichen Momente von Kindheit und Jugend begnügen müssen.


Quelle: Rowohlt Verlag


Eigene Meinung:

Der sechzehnjährige Thorsten Bruhn fährt zum ersten Mal auf eine Familienfreizeit der evangelischen Kirche mit. Er kennt nur wenige der anderen Jugendlichen und ist entsprechend unsicher, ob er Anschluss findet. Die Reise geht nach Scharbeutz, in ein Ferienlager. Dort angekommen werden die Kinder in Zelten untergebracht, immer zu viert. Natürlich Jungen und Mädchen streng getrennt.

Thorsten ist ein Spätzünder. Während einige seiner Gefährten schon Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gesammelt haben und auch während der Freizeit die Gesellschaft der Mädchen anstreben, verliert Thorsten sich darin, eine Klassenkameradin anzuhimmeln und über den Sex mit anderen Jungen zu phantasieren. Außerdem hat er mit einer Verstopfung, den ewigen Andachten, blöden Spielen und schlechtem Essen zu kämpfen.

Angeregt durch das Thema kirchliche Ferienfreizeit, an der ich auch als Teenager teilgenommen habe, kaufte ich mir dieses Buch. Zumindest was dieses Thema anging, wurde ich nicht enttäuscht. Heinz Strunk beschreibt herrlich, wie Thorsten einen Platz in der Gemeinschaft sucht. Am Anfang will er sogar den Urlaub abbrechen und nach Hause fahren, weil er ein Außenseiter ist und niemand ihn beachtet. Zum Glück bleibt er dann aber doch an der Ostsee. Die Beschreibung der kindischen Spiele und des schlechten Essens erinnerte mich sehr an meine Freizeiten mit der Kirche. Ich habe oft laut lachen müssen.

Neben diesem Thema beschreibt der Autor die Orientierungslosigkeit eines Sechszehnjährigen. Kein Kind mehr, aber weit davon entfernt, erwachsen zu sein, beschäftigt er sich mit dem eigenen Geschlecht, schielt aber auch schon zu den Mädchen hin und malt sich aus, mit ihnen Sex zu haben. Da er für sein Alter sehr klein und wohl auch kein Adonis ist, bleibt es aber nur beim Träumen. Der Autor beschreibt sehr deutlich die Unsicherheit des Jungen, seine Versuche, zur Gemeinschaft zu gehören, es den coolen Typen krampfhaft nachmachen zu wollen.

Leider werden auch die Verdauungsprobleme Thorstens ziemlich genau und mit drastischen Worten geschildert. Ich finde es sympathisch, dass auch ein Junge mit der ungewohnten Umgebung diverse Probleme hat. Das zeigt, dass er sensibel ist. Ich hätte mir jedoch gewünscht, etwas weniger über die Aufenthalte auf der Toilette und die Blähungen zu lesen.

Zum Schluss etwas zu der Aufmachung des Buches: Es ist eine Kopie des Buches „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche. Das Cover ist blau und über dem Titel „Fleckenteufel“ ist ein Waschhandschuh abgebildet. Was sich der Verlag, der übrigens ein anderer ist als der der Kollegin Roche, dabei gedacht hat, ist mir vollkommen schleierhaft. Abgesehen von der freizügigen Schilderung intimer Vorgänge, gibt es absolut keine Parallelen.

Ich hoffe, dieses äußere Erscheinungsbild schreckt nicht die Leser ab, die mit Büchern wie „Feuchtgebiete“ nichts anzufangen wissen.

Fazit:

Mit viel Wortwitz und einigen derben Schilderungen erzählt Heinz Strunk zwei Wochen aus dem Leben eines Teenagers, der seinen Platz in der Gemeinschaft sucht.
Von mir gibt es vier von fünf Sternen.

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