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Jonuleit, Anja - Der Apfelsammler
Titel: Der Apfelsammler
Originaltitel: -
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Erschienen: 1. Juli 2014
ISBN-13: 978-3423260176
Seiten: 368
Einband: Broschiert
Serie: -
Preis: 14,90 €
Autorenporträt:
Anja Jonuleit wurde in Bonn geboren, lebte einige Jahre im Ausland und studierte Italienisch und Englisch. Sie arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, bis sie anfing, Romane und Geschichten zu schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Friedrichshafen.
Quelle: Klappentext
Inhaltsangabe:
Nach der Trennung von ihrem Freund reist Hannah nach Castelnuovo in Umbrien, um das Erbe ihrer geliebten Tante Eli anzutreten: ein kleines Steinhaus voller Rätsel. Beim Aufräumen fallen ihr alte Briefe von Eli in die Hände, und sie beginnt zu lesen … In diesen Tagen erkundet Hannah Castelnuovo, Elis zweite Heimat. Als sie zufällig auf ein Grundstück mit seltsam verbrannten Obstbäumen gelangt, wird sie unsanft von dort vertrieben. Dorfbewohner erklären ihr später, dass der schroffe Fremde harmlos und seine Leidenschaft das Züchten alter Obstsorten sei. Aus unerfindlichen Gründen hatte sich Eli einst mit dem »Apfelsammler« angefreundet, und auch Hannah sucht seine Nähe. Ist er der Schlüssel zu Elis Geheimnis?
Quelle: Verlagsseite
Meine Meinung:
Abgestimmt auf den Titel und den Inhalt des Buches, ist das Cover ein echter Blickfang. Allein die Farbgebung der typisch italienisch dargestellten Landschaft, verbreitet eine wohlige Atmosphäre und sowohl der durchgeschnittene Apfel als auch die Apfelblüte, die sich glänzend vom Rest des Bildes abheben, sorgen dafür, dass ich den Duft des Sommers geradezu riechen kann.
„Der Apfelsammler“ erzählt die Geschichte der jungen Journalistin Hannah, die nach Umbrien reist, um den Verkauf des Hauses ihrer verstorbenen Tante Eli vorzubereiten. Beim Aufräumen fallen ihr ein paar achtlos weggeworfene beschriebene Blätter in die Hände, die sich als Brief ihrer Tante an sie herausstellen und Elis komplettes Leben offenbaren – ein Leben voller Entbehrungen, einem schlechten Elternhaus, einer großen Liebe und einem ebenso großen wie gut gehüteten Geheimnis, welches Hannah nun versucht zu enthüllen. Noch ahnt sie nicht, dass diese Enthüllungen ihr ganzes Leben verändern werden …
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen und es handelt sich um zwei Erzählstränge, die erst zum Ende hin zusammenführen. Durch die Erzählweise in der Ich-Perspektive habe ich das Gefühl, sehr nahe am Geschehen zu sein. Interessant ist, dass abwechselnd aus Hannahs und Elisabeths Sicht erzählt wird. Wobei die Schilderungen Elisabeths in Briefform in diesem Moment ja eigentlich Rückblenden für den Leser sind, da sie ja mittlerweile verstorben ist. Anja Jonuleit hat mich mit ihren Charakteren begeistert. Hannah und Eli sind sich vom Wesen her sehr ähnlich, denn beide sind mutig und legen eine ungeheure Stärke an den Tag. Sehr berührt hat mich Elis Schicksal, die ihrem Leben trotz der Niederlagen immer noch etwas Gutes abgewinnen kann und sich bis zum Schluss nicht unterkriegen lässt. Eigene Belange stellt sie zum Wohle ihrer Mitmenschen zurück und beklagt sich fast nie.
Auch Hannahs innere Zerrissenheit, ihr schlechtes Gewissen, ihre Tante so lange nicht besucht zu haben, obwohl sie bei ihr aufwuchs, bringt die Autorin sehr gut rüber. Ein weiterer Charakter, der mir sehr gefallen hat, ist der Apfelsammler Matteo Di Lauro, den Hannah als mürrischen Eigenbrötler kennenlernt. Dieser steckt voller Geheimnisse steckt und taut nur sehr langsam nach und nach auf. Neben den gut ausgearbeiteten Protagonisten finden sich sehr detaillierte Landschaftsbeschreibungen rund um den Ort Castelnuovo. Auch die Szenen der Apfelernte in Di Lauros Garten, die immer wieder begleitet werden von seinen mürrischen Bemerkungen Hannah gegenüber, konnten mich begeistern.
Anja Jonuleits Schreibstil ist so herrlich unaufdringlich. Die Geschichte plätschert so dahin, ohne jemals langweilig zu wirken. Einfach angenehm und gleichzeitig fesselnd. Für mich ist „Der Apfelsammler“ garantiert eins der Highlights in diesem Jahr und aus diesem Grund empfehle ich es gerne weiter und vergebe fünf Sterne.
Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.
Ernst Reinhold Hauschka
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