Hein, Jakob - Herr Jensen steigt aus

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18 Dez. 2008 22:20 #1 von Zabou1964
Autor: Jakob Hein
Titel: Herr Jensen steigt aus
Originaltitel:
Verlag: Piper
Erschienen: August 2006
ISBN 10: 3492250769
ISBN 13: 978- 3492250764
Seiten: 144
Einband: TB
Ort und Zeit der Handlung: Deutschland, Gegenwart


Inhalt:

Ist es die hohe Kunst des Nichtstuns, die Herrn Jensen treibt, oder verfolgt er nicht doch einen geheimen Plan? Als Briefträger schiebt er tagtäglich liebevoll Post in die Schlitze der Kästen. Eines Tages freigestellt, verlässt er seine Wohnung immer seltener. – Nicht das Alltägliche, nicht der Wahnsinn interessieren Jakob Hein, es ist der schmale Grat dazwischen. Seine kurze Geschichte von Herrn Jensen lotet mit großer Konsequenz die Tragik eines wunderlichen Lebens ebenso aus wie dessen unerhörte Komik.

Quelle: Piper Verlag

Eigene Meinung:

Herr Jensen ist Briefträger. Eigentlich hat er studiert, aber als er eines Tages bemerkt, dass sein Ferienjob als Briefträger wesentlich bequemer ist, als jeden Tag zur Uni zu gehen und sich den Kopf mit unnutzem Kram vollzustopfen, trägt er einfach weiter mit stoischer Ruhe nach seinem eigenen System die Post aus.

Eines Tages jedoch wird bei der Post rationalisiert. Da er es leider versäumt hat, aus seiner Aushilfstätigkeit eine feste Anstellung zu machen, ist er als erster draußen. Zunächst sucht er sich eine neue Aufgabe: Er schaut alle Talkshows im Fernsehen an und analysiert diese. Als er feststellt, dass diese Sendungen der pure Schwachsinn sind, wirft er sein TV-Gerät aus dem Fenster und macht etwas ganz ungewöhnliches: Nichts! Er verweigert jegliche Aufnahme von Informationen durch TV, Zeitung, Radio und steigert sich so mit der Zeit in einen Wahn.

Mit diesem Büchlein hat Jakob Hein mich durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt: Zuerst hielt ich Herrn Jensen, dessen Vornamen man übrigens im ganzen Buch nicht erfährt, für einen lethargischen Menschen, der jeden Tag stur seiner Beschäftigung nachgeht. Dann ging er mir mit seiner standhaften Verweigerung von Arbeit und der Suche nach derselben auf den Wecker. Später jedoch, als Herr Jensen unsere Gesellschaft überdenkt und sie durch die Verweigerung jeglicher Beschäftigung ändern will, hat der Autor mich zum Nachdenken gebracht.

Rennen wir nicht wirklich ständig irgendwelchen Beschäftigungen nach? Klar, wir gehen arbeiten um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber für die meisten ist es doch wirklich nicht mehr, oder? Und nach Feierabend konsumieren wir Informationen, die andere uns appetitgerecht servieren, ohne diese jemals ernsthaft zu hinterfragen. Und wenn wir wirklich mal einfach nichts machen, werden wir von unseren Mitmenschen schief angeschaut. Denn das süße Nichtstun und einfach mal nachdenken, das macht man doch als aktiver Mensch des 21. Jahrhunderts nicht, oder?

Wer immer schon mal vor Augen geführt bekommen wollte, woran unsere Gesellschaft krankt, sollte die Bekanntschaft von Herrn Jensen machen. Seine Sicht der Dinge ist eine interessante Perspektive.

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