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Hein, Jakob: Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht
Titel: vor mir den Tag, hinter mir die Nacht
Originaltitel:
Verlag: Piper
Erschienen: September 2008
ISBN-10: 349205207X
ISBN-13: 978-3492052078
Seitenzahl: 174
Einband: HC
Serie: nein
Autorenportrait:
Quelle: AmazonJakob Hein wurde 1971 in Leipzig geboren und lebt als praktizierender Arzt mit seiner Frau und zwei Söhnen in Berlin. Mit seinem jüngsten Roman »Herr Jensen steigt aus« stand Jakob Hein wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Außerdem liegen von ihm bei Piper u. a. vor »Mein erstes T-Shirt«, das autobiografische Familienporträt »Vielleicht ist es sogar schön« und der Band »Antrag auf ständige Ausreise«.
Inhaltsangabe:
KlappentextBoris Moser sammelt Ideen, bevor sie verloren gehen. Als Rebecca seine „Agentur für verworfene Ideen“ betritt, weiß er, daß er sie nie mehr gehen lassen darf. Dafür erzählt er ihr sogar einen seiner eigenen streng geheimen, verworfenen Romananfänge...
Eigene Meinung:
Boris Moser hat sein Büro im ehemaligen Computerladen Pixelbrain. Er sammelt dort verworfene Ideen, mit denen die Leute nichts anfangen können. Eines Tages meldet sich Rebecca Kron bei ihm, da er auch die Telefonnummer des Computerladens übernommen hat. Eigentlich wollte sie nur ihren Computer reparieren lassen, aber nach dem Gespräch war sie neugierig und besuchte den komischen Kauz. Beim nächsten Besuch erzählte ihr Boris von seiner angefangenen Geschichte. Es geht um Sophia, die plötzlich bewußtlos auf der Straße zusammengebrochen ist und um drei Menschen, die auf ihre große Liebe warten.
Das Buch ist locker geschrieben. Man findet sich schnell zurecht und die Charaktere werden sehr gut dargestellt. Das Buch fängt ohne große Einführung an, sodaß man von Anfang an mittendrin steckt. Anfangs eine leichte Lektüre für Zwischendurch, die amüsant geschrieben ist. Nach ungefähr einem Viertel des Buches beginnt die Geschichte in der Geschichte. Und diese Geschichte beinhaltet wieder eine Geschichte. Während Boris über Sophia schreibt, erzählt diese in der Geschichte von Heiner, einem jungen Mann, der den Sinn des Lebens sucht.
Die einzelnen Seiten des Buches bestehen aus dickerem Papier. Ungewöhnlich ist, daß sich die Übersicht der einzelnen Kapitel nicht am Anfang sondern am Ende des Buches befindet. Auch unterscheidet sich der Stil des Buches deutlich von anderen Büchern, denn es geht nicht um eine einzige Geschichte, sondern in diesem Buch werden mehrere Kurzgeschichten zusammengefasst. Anfangs war es etwas verwirrend, die Sprünge zu verstehen. Aber am Ende versteht man die Zusammenhänge: Boris hat ein Buch begonnen in dem der Maulwurf (Sophias Arbeitgeber) seinerseits ein Buch begonnen hatte. Aber man muß das Buch zu Ende lesen, um den Zusammenhang wirklich verstehen zu können. Das Buch regt zum Nachdenken über das Leben an, welcher Sinn steckt darin und warum muß alles so kompliziert sein. Ein interessantes Buch mit einem offenen Ende...
Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen...
13.10.2008 - 61
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Meine Meinung:
Dieser Roman von Jakob Hein besteht eigentlich aus drei Geschichten, die ineinander verschachtelt sind. Den äußeren Rahmen bildet die Erzählung über Boris, der eine Agentur für verworfene Ideen gegründet hat. Er sitzt in seinem Laden Tag für Tag alleine und philosophiert vor sich hin, bis eines Tages die bildschöne Rebecca vor seinem Schreibtisch auftaucht und sich in sein Leben mischt.
Ihr erzählt er von einem Romananfang, in dem die junge Sophia auf der Straße zusammenbricht und vom Notarzt Sebastian gerettet wird. Als der nachts an ihrem Bett sitzt, erzählt sie ihm im Koma liegend per Gedankenübertragung von ihrem Leben und ihrer Gabe, die Wünsche aller Menschen erkennen zu können und dem Zwang, diese auch erfüllen zu müssen.
Den inneren Kern des Romans bildet dann die Geschichte von Heiner, der nach dem Sinn des Lebens sucht und von Wolf zu einer ungewöhnlichen Handlung verführt wird.
Jakob Hein versteht es auf grandiose Weise, die deutsche Sprache für seine skurrilen und doch philosophischen Geschichten zu gebrauchen. Es gibt in dem Buch Abhandlungen über das Zubereiten von Tee und Milchschaum oder über den Sinn des Reisens. Als ich das las, habe ich mich gefragt, ob das jemanden interessiert. Aber es ist mir jetzt noch gut im Gedächtnis, also hat es mich wohl bewegt und ich denke immer wieder daran.
Der Autor bringt immer wieder Nebenfiguren ins Geschehen, die eigentlich keine Bedeutung für die Geschichten, mich aber dennoch berührt haben. Da gibt es z.B. Iris, die gerne eine Freundin hätte, der sie all ihre Sorgen anvertrauen könnte. Oder der blinde Autor, der Sophia seinen Roman diktiert und dabei über seine Situation erzählt.
Die zentrale Geschichte, in der Heiner sich mit dem Sinn des Lebens beschäftigt, hat mich am meisten zum Nachdenken gebracht. Irgendwie sind wir immer unzufrieden und wenn wir bekommen, was wir uns so sehnlich gewünscht haben, dann ist es uns auch wieder nicht recht.
Dies war mein erstes Buch von Jakob Hein, aber ich habe mir heute schon „Herr Jensen steigt aus“ besorgt. Die restlichen Bücher des Autors stehen schon auf meiner Wunschliste.
Fazit: Obwohl dies kein Aufsehen erregender Roman mit enorm viel Handlung ist, hat er mich tief bewegt mit seiner außergewöhnlichen Sprache und zum Nachdenken gebracht.
Dieses Buch erhält von mir 5 von 5 Sternen.
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