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Berg, Alex - Dein totes Mädchen
Titel: Dein totes Mädchen
Originaltitel: -
Verlag: Knaur TB
Erschienen: 2. Mai 2013
ISBN-13: 978-3426513453
Seiten: 352
Einband: Taschenbuch
Serie: -
Preis: 9,99 €
Autorenportrait:
Alex Berg hat viele Jahre als freie Journalistin gearbeitet, bevor sie ihre ersten Spannungsromane verfasste. Ihre politisch brisanten Thriller "Machtlos" und „Die Marionette“ sowie ihr Roman "Dein totes Mädchen" haben die Leser im Sturm erobert. Hinter dem Pseudonym Alex Berg verbirgt sich die Autorin Stefanie Baumm. Mehr Informationen unter [URL] www.alex-berg.com [/URL]
Verlagsseite
Inhaltsangabe:
Caroline kann es immer noch nicht glauben, dass ihre Tochter Lianne tot ist. Ein tödlicher Verkehrsunfall hat die 26-Jährige aus dem Leben gerissen. Tage später stirbt auch der schuldige Autofahrer. Zerrissen von Trauer und Wut, flieht Caroline aus Hamburg in die Einsamkeit der schwedischen Wälder. Als sie das Haus ihrer Familie am See erreicht, wird sie von Erinnerungen überwältigt. Achtundzwanzig Jahre liegt ihr letzter Besuch zurück, doch es ist, als wäre sie nie fort gewesen. Und schnell wird klar, dass Caroline Schuldgefühle plagen, die über die Trauer weit hinausgehen. Umgeben von der tiefen Ruhe der schneebedeckten Wälder, entzieht sie sich immer mehr der Realität. Bis Kriminalkommissar Ulf Svensson, auftaucht, mit einem entsetzlichen Verdacht …
Quelle: Klappentext
Meine Meinung:
Vor 28 Jahren verließ die junge Caroline fluchtartig ihre Heimat Schweden und ließ damit nicht nur ihre Freunde, sondern auch Ulf, den Mann, den sie liebte und vorhatte zu heiraten ohne ein Wort zurück. Als nun plötzlich ihre 27-jährige Tochter durch einen Verkehrsunfall ums Leben kommt, kehrt Caroline zurück in ihr Elternhaus, um Ruhe zu finden. Und wieder lässt sie einen Mann, dem sie ein Eheversprechen gegeben hat, ohne eine Erklärung zurück. Doch den erhofften Frieden findet Caroline am See im Haus ihrer Eltern nicht. Zu viele schlechte Erinnerungen kommen wieder hoch, denn auch ihre Eltern hat Caroline damals durch einen Autounfall verloren.
Per Zufall fällt Ulf Svensson, der inzwischen Kriminalkommissar in Stockholm ist, ein Fax in die Hände, welches nur aufgrund einer nicht abgeänderten Kurzwahlnummer in seinem Büro ankommt. Es handelt sich um eine Anfrage zur Identitätsfeststellung ausländischer Verkehrssünder. Die Frau, die auf dem Radarfoto abgebildet ist, kommt Ulf irgendwie bekannt vor und plötzlich fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Um sicherzugehen, leitet er das Fax an das zuständige Amt weiter und bekommt zehn Minuten später die Bestätigung: Die Frau, die geblitzt wurde, ist Caroline, seine große Liebe, die ihn vor 28 Jahren verlassen hat. Ulf ist klar, dass Caroline nur auf dem Weg nach Härjedalen gewesen sein kann, zum Haus ihrer Eltern. Er beschließt, Caroline aufzusuchen, um endlich eine Antwort auf die eine Frage zu bekommen, die ihn all die Jahre begleitet hat und von der er meint, dass Caroline sie ihm schuldig sei. Doch nach und nach kommen immer mehr Dinge ans Tageslicht, die vielleicht doch besser im Verborgenen geblieben wären …
Ich bin zunächst mit völlig falschen Voraussetzungen an dieses Buch gegangen. Auf der Vorablesen-Seite war das Cover des Buches mit dem Zusatz Thriller abgebildet. In Wirklichkeit handelt es sich hier aber keineswegs um einen Thriller. Der Zusatz auf dem Cover hat sich mittlerweile jedoch von Thriller auf Roman geändert und damit kann ich mich schon eher anfreunden. Das Bild mit den Baumkronen und den Gänsen am Himmel verbreitet eine etwas melancholische und geheimnisvolle Stimmung, die aber hervorragend zum Thema passt. Obwohl es sich bei Alex Berg um eine deutsche Autorin handelt, ist es ihr sehr gut gelungen, den skandinavischen Schreibstil zu vermitteln und da der Schauplatz nun einmal Schweden ist, hätte Alex Berg ihre Arbeit gar nicht besser machen können. Die depressive Stimmung ist während des ganzen Verlaufs der Geschichte gegenwärtig. Gepaart mit den Landschaftsbeschreibungen hat mir dies sehr gut gefallen.
Interessant ist, wie die Autorin Carolines Geheimnis nach und nach entblättert. Der Leser weiß zunächst gar nichts von Caroline, außer dass ihr Kind ums Leben gekommen ist. Sehr schnell wird allerdings klar, dass Caroline nur schwer über ihre Gefühle reden kann und grundsätzlich lieber die Flucht ergreift, anstatt etwas zu erklären. Mit ihrem Verhalten verletzt sie die Menschen, die ihr wichtig sind. Aber das große Rätsel ist immer noch: Was genau ist damals passiert, dass Caroline gegangen ist? Und auch die Frage, nach dem Vater des Kindes, die sich einem zwangsläufig stellt, lässt sich vom Leser nicht einwandfrei beantworten. Somit wird es eigentlich immer noch geheimnisvoller und die Spannung wird immer weiter aufgebaut, sodass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte, so gefesselt war ich. Als es aber auf das Ende des Buches zuging, war es dann doch etwas zu viel des Guten. Zu viel Spannung und zu viel Drama, dass es einfach nur noch überladen wirkt, was für mich auch der Grund ist, einen Stern bei der Bewertung abzuziehen.
Die Charaktere kommen sehr authentisch rüber. Eigentlich konnte ich mich in alle gut hineinversetzen. Die persönlichen Dramen einer jeden einzelnen Figur – sei es nun Caroline, die erst ihre Eltern und Jahrzehnte später ihre Tochter durch einen Verkehrsunfall verliert, die Wut, die sich anstaut oder auch Ulf, der nie verstanden hat, warum Caroline ihn verlassen hat. Er möchte eine Antwort auf das „Warum“ und als er Caroline das erste Mal nach so langer Zeit wieder gegenübersteht, ist er vor lauter Wut, die er in sich trägt, nicht fähig mit ihr zu sprechen und steigt wieder in sein Auto. Alex Berg ist es gelungen, mir als Leser die Nähe zu den Protagonisten zu vermitteln. Das ist auch ein Grund, warum mich das Buch, nachdem ich es beendet hatte, sehr nachdenklich zurückgelassen hat – trotz des meiner Meinung nach nicht ganz geglückten „Showdowns“.
Auch wenn ich mir von dem Buch etwas ganz anderes versprochen habe, bin ich trotzdem nicht enttäuscht worden. Gerne bin ich beim nächsten Werk der Autorin wieder mit dabei und hoffe dann auf ein passenderes Ende, als es hier der Fall war. „Dein totes Mädchen“ bekommt von mir vier Sterne und eine Empfehlung.
Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.
Ernst Reinhold Hauschka
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