Heidi Rehn: Tanz des Vergessens, Abschnitt 1

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05 Okt. 2015 06:32 #13 von Ikopiko

Original von Zabou1964
Über die politischen Verhältnisse weiß ich nicht viel, muss ich zugeben.


Mir gehts genauso...

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05 Okt. 2015 08:32 #14 von Heidi
Ihr Lieben,

sorry, dass ich mich erst jetzt wieder melde, aber mich hat es doch glatt mit einer fetten Erkältung erwischt und da lag ich Freitag ganz flach, Samstag habe ich mich mal an die frische Luft getraut, was total gut getan hat und gestern war ich, wie gesagt, wieder auf Tour mit "FräuleinLou", wozu ich euch auch gern mal mitnehmen würde. :knu:

Mir gefällt es sehr, wie unterschiedlich ihr auf die verschiedenen Figuren reagiert. Frida soll in der Tat zunächst etwas oberflächlich wirken, ebenso ist die Beziehung im Wiener Kleeblatt nicht ganz eindeutig. Letztlich sind sich alle ihrer Gefühle füreinander noch nicht so klar.

Prantl ist ein alter Grattler, wie man hier sagt, in gewisser Hinsicht (seine antisemitischen Hetztiraden z.B.) sogar sehr unberechenbar und gefährlich, aber in manchen Punkten (seine Liebe zu Franzi) auch wieder sehr schwach/angreifbar. Solche gibt es ja viele. Und letztlich ist er auch ein Kind seiner Zeit.

Die politischen/ historischen Hintergründe sind erschreckend wenig bekannt, das ist mir gestern bei meiner Tour auch wieder aufgefallen. Dabei sind jene Jahre 1919-1923 so entscheidend für die Münchner/ bayerische und letztlich auch deutsche Geschichte. Auffällig ist diese anfangs gewaltige Begeisterung für die Revolution, das Ende der Monarchie, die Einführung einer sehr sozialdemokratischen Republik, wobei die SPD da schon sehr eindeutig nach links driftet. Mit dem Scheitern der Räterepublik im Mai 1919 erfolgt dann eine radikale Abkehr von allem, was auch nur im Entferntesten als "links" "rot" und "revolutionär" gelten kann. Darauf baut die Progaganda der dann an die Macht gekommenen konservativen Regierung, noch dazu, wo viele Vordenker der Revolution Juden waren. Auch damit haben sie dann ein schlagkräftiges Argument gefunden, den Antisemitismus salonfähig zu machen. 1920 und 1927 gab es unter dem Ministerrpräsidenten Gustav Ritter von Kahr sogar erste Ausweisungen (!) von Juden aus München/Bayern. Das wurde dann von Berlin aus gestoppt und verhindert.
Mit all diesen Erlebnissen im Kopf nimmt es nicht Wunder, dass sich viele, so wie Lou, ins Vergessen stürzen. Sie erlebt das jeden Tag mit, noch dazu, wo es ohnehin schon schwer genug ist, sein eigenes Dasein in den Jahren der Inflation und der damit verbundenen Not zu organisieren.

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05 Okt. 2015 12:35 #15 von Zabou1964
Ich wünsche dir gute Besserung, Heidi.

Bei uns wurde diese Zeit im Geschichtsunterricht nicht behandelt. Den Ersten Weltkrieg haben wir kurz durchgenommen, den Zweiten Weltkrieg bis zum bitteren Erbrechen (was ja auch wichtig ist, aber eben nicht so intensiv, dass es einem aus den Ohren wieder rauskommt), die Zeit dazwischen wurde höchstens kurz angerissen.

Um so wichtiger und interessanter ist ja auch, dass es Autoren gibt, die diese Zeit ihren interessierten Lesern näher bringen.

Ich habe tatsächlich schon überlegt, dieses Jahr noch einen Kurztripp nach München zu unternehmen. Einmal natürlich um eine deiner Führungen mitzumachen. Zudem gibt es eine Kandinsky/Klee-Ausstellung in München, die ich gerne sehen würde. Ich habe gerade mal geschaut: Eine Zugfahrt hin und zurück kostet rund € 100,--, ein Einzelzimmer in einer Pension rund € 150,--. :denk:

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06 Okt. 2015 00:47 #16 von Tuppi
auch von mir gute und schnelle Besserung! :knu:

und danke für die Hintergrundinfos! Auf dem SmartPhone kann ich keine Sätze kopieren, sodass ich nicht auf einzelne Passagen reagieren kann, aber trotzdem lese ich sehr gerne, wie die Fedanken auseinander gehen...

Viele Grüße Nicole

EIN TAG OHNE LESEN IST KEIN GUTER TAG!

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06 Okt. 2015 07:43 #17 von Heidi
Danke euch! Langsam läuft die Nase langsamer.... :bg

@Zabou: Wäre wirklich toll, wenn Du einen kleinen Trip nach München unternehmen möchtest. Die Termine für die Führung freitags abends habe ich derzeit allerdings gecancelt, weil es da leider schon zu dunkel wird. Der nächste Sonntagtermin ist der 1. November, 11 Uhr. :bg

Die Zeit zwischen den Weltkriegen wurde auch bei uns im Geschichtsunterricht recht kurz abgehandelt, in der Oberstufe im Leistungskurs gar nicht mehr. Inzwischen habe ich Mailkontakt mit meinem früheren Geschichtslehrer aus der Oberstufe, der mich auf den Lehrplan verwies. Der sah damals tatsächlich nur wenige Stunden für diese Zeit vor, was meist zugunsten der Beschäftigung mit der NS-Zeit noch weiter verkürzt wurde. Generell bedauere ich, dass in der Schule nur Ereignisgeschichte - wer war wann an der Macht, führte welchen Krieg etc. - und eigentlich keine Gesellschaftsgeschichte gelehrt wird. Nur in Bezug auf Mittelalter - das sehe ich jetzt zum zweiten Mal (erst bei meiner Tochter, die gerade Abi hat, jetzt bei meinem Sohn in der 11) - wird hier in Bayern ausführlich das Ständemodell gelehrt. Das ist sicherlich wichtig, aber auch danach hat sich Gesellschaft verändert, denke ich. Deshalb beschäftige ich mich in meinen Romanen damit.

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15 Okt. 2015 20:55 #18 von manu1983
Nun habe ich es tatsächlich auch mal wieder geschafft ein Buch in die Hand zu nehmen.

Der erste Abschnitt ist gefallen.

Lou mag ich gerne, was ihr nun aber schon zwei Mal wiederfahren ist, finde ich schrecklich. Schon zwei Männer hat sie auf tragische Art und Weise verloren.

Die Arbeit und Franzi tun ihr da glaube ich ganz gut.

Jetzt bin ich gespannt, wie es mit Lou weiter geht. Vor allem darauf, wie sich die Beziehung zu Max entwickelt. Wird sie ihn wiedersehen?

Auf zum Abschnitt 2.

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