Gould, Edith - Der Karpfen im Froschteich

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30 Juni 2024 06:13 #1 von SarahF
Autor/in: Edith Gould
Titel: Karpfen im Froschteich
Originaltitel:-
Verlag: SP
Erschienen: 2024
ISBN: 9783952599105
Seiten:365
Einband: TB
Serie: -
Preis: 16,90€

AUTORENPORTRAIT
Sie wurde 1982 geboren und lebt mit ihrer Familie und einem Hund in der Schweiz. Nach langer Tätigkeit als Putzfrau, hat sie eine Schreibausbildung gemacht und erweckt nun ihre eigenen Geschichten. 

INHALTSANGABE
Katja weiß, wie es ist, wenn man einsam auf dem Schulhof steht. Als sie auf Vera und Jessica von ihrer Pfadfindergruppe trifft, merkt sie erst wie einsam sie wieder ist, seit ihre beste Freundin nach Australien ausgewandert ist. Dummerweise sind ihre alten Freundinnen erfolgreich, während sie Pflege studiert. Kurzer Hand beschönigt sie ihren Job und kauft gebraucht Designermode. Doch dann wird ihr Studium auf Eis gelegt, ihr Lügenleben ist so teuer, dass sie sich nicht mal ein Auto leisten kann, und zu allem Überfluss planen die Mädels eine erlesene Party mit einem Partyboot. Zeit die Wahrheit zu sage oder einfach mehr arbeiten, um ihren damaligen Schwarm, der ebenfalls eingeladen zu gefallen. 

MEINE MEINUNG
Karpfen im Froschteich - ist ein zauberhaftes Buch, wenn es nach dem Cover geht. Gleichzeitig hat mich der Titel samt dem Klappentext und dem Hinweis auf Liebe, Freundschaft und Humor neugierig gemacht. 

Katja ist eine Figur, die wirklich authentisch umgesetzt wurde. Chaotisch und liebenswert. Dass sie auf reich macht, ist nur nachvollziehbar, denn viele Menschen möchten sich besser hinstellen. Auch Sybille, Mehmet, Philomena und all die anderen Figuren haben ihre Eigenarten und sind toll. Das und der wirklich lockere, leichte Stil sind das Highlight des Buches. 

Ihr hört sicher das Aber, denn das Buch zeigt, dass Geschmäcker verschieden sind. Während alle das Buch genial finden, tat ich mich schwer, legte es öfters zur Seite und war froh, als ich es endgültig zuklappen konnte. Während ich bei anderen Büchern wirklich deutlich erklären kann, woran es lag, kommt es mir hier in der Tat irgendwie albern vor, eben weil der Stil und die Figuren sind wie sie sind - toll. 

Ich versuche es daher einfach mal zu erklären. Im ersten Kapitel werde ich gleich reingeworfen. Eine Art Kündigung steht im Raum, es wird angedeutet warum, in einem späteren Kapitel auch kurz erklärt, aber am Anfang fühlte ich mich in die Geschichte katapultiert, wartete auf eine Rückblende, eine Erklärung oder Ähnliches. Stattdessen geht sie danach zu ihrer Schicht und hier wird dann ausführlich die Arbeit in der Pflege beschrieben. Anscheinend ist es in der Schweiz anders, da sie nicht nur alte Menschen betreut, sondern auch frischgebackene Mütter oder kranke Personen. Danach erlebe ich Katja hysterisch beim Shoppen, wie sie ihrem Vermieter immer wieder die Tür vor der Nase zuschlägt. Auch hier gibt es später erst eine Erklärung, warum sie den Schrank nicht reinholt. Im nächsten Kapitel geht sie dann mit ihren Freundinnen in ein Nobelrestaurant und hat nur Geld für einen kleinen Salat. Die Feier wird angesprochen und im nächsten Kapitel ist sie bei Mehmet, der für sie wie Familie ist, isst dort, weil es günstiger ist und ich erfahre mehr über den nicht mehr frischen Vorfall auf der Arbeit. Ehe es danach wieder auf Arbeit geht. Hier pausiere ich mal die Wiedergabe. Ich kam da einfach nicht rein. Ich lese die Szenen, sie sind wie gesagt gut geschrieben, aber der Funke bleibt aus. Ich will damit sagen, ich fühlte nicht mit Katja. Die Emotionen blieben irgendwie auf der Strecke. Ich würde gerne lachen/schmunzeln bei lustigen Szenen, wie dem Urinbeutel oder als sie mit dem Auto über den Tisch gezogen wird. Sie verkauft ihr Auto, das sie sich wegen der Kosten nicht leisten kann für 150 Franken. Zum Verständnis: Auch in der Schweiz liegen die Preise für gebrauchte Autos höher. Uralte Unfallfahrzeuge bringen dort 300 Franken. Aber ich spüre nicht ihre Verzweiflung, Scham oder ähnliches. Zudem empfand ich es teils sehr sprunghaft. Einzeln super gelesen, aber es bleiben manchmal Fragen offen, die in der Szene mit Gedanken oder Erklärungen für Witz gesorgt hätten. Die Antworten gibt, allerdings erst ein paar Kapitel später. Bei Mord, Drama oder so okay, aber wenn es um so was geht, wie ein festgeschraubter Schrank, dann hätte mich das in der ersten Szene interessiert. 

Zwischendrin kommen neue Leute dazu, neue Jobs, aber die Emotionen bleiben auf der Strecke. Dabei ist sie nicht unkreativ. Andere Leser feiern zum Beispiel die Flirtline, während ich den Teil okay fand, aber nicht einmal die Mundwinkel hoben sich leicht beim Lesen. Ich habe selbst mal in so einer Flirtline gearbeitet, wenn auch nur Chat, aber es gibt dort so krasse und lustige Typen, Erlebnisse. Außerdem ist es unlogisch, dass sie den gleichen Kunden, bei dem sie abgebrochen hat, wieder zugeteilt bekommt. Zumindest direkt hintereinander. Die Klopfgeräusche fand ich naja. Mit den richtigen Emotionen hätte ich mich womöglich gekringelt. 

Das zieht sich leider bis zum Ende. Es ist schön, dass sich entwickelt und am Ende zu sich stehen kann. Es ist lesbar, ich mag Katja und die anderen, aber jetzt einen Tag später, sitze ich am Pc, schreibe die Rezension und habe kein Bild von Katja im Kopf. Dafür ihren Namen. Was echt selten ist. Normalerweise habe ich ein mieses Namensgedächtnis und eher Bilder im Kopf. Hier die Namen und eben die grobe Handlung. 

Mag nur mir so gehen, aber ich bin nun einmal ehrlich. Ich fühlte mich weder von der Geschichte selbst, noch den Emotionen mitgenommen. Stil und die Grundfiguren sind jedoch 5 Sterne. Daher kann ich nur sagen, lest eine Leseprobe, gefällt euch das, dann ist es eure Sommerlektüre.  Gerade, weil der Stil echt toll ist. Kein „Schulaufsatz-Stil“ wie man es manchmal hat, sondern sehr gut. 

BEWERTUNG knapp ⭐️⭐️⭐️

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