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Vanek, Tereza - Schwarze Seide
Titel: Schwarze Seide
Originaltitel:
Verlag: Helmer Verlag
Erschienen: 2007
ISBN10: 3897412373
ISBN13: 978-3897412378
Seiten: 380
Einband: Paperback
Serie: keine
Autorenportrait:
Tereza Vanek, 1966 in Prag geboren, kam als Kind mit ihren Eltern nach Deutschland. Nach einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften arbeitete sie in London. Später kehrte sie nach Prag zurück, wo sie als Fremdsprachen-Dozentin tätig war. Heute lebt und arbeitet Tereza Vanek in München. Sie beschäftigt sich intensiv mit geschichtlichen Themen, die sie in ihren historischen Romane aufgreift.
Quelle: Helmer Verlag
Inhaltsangabe:
Quelle: Helmer VerlagLebenskünstlerin Natalja, Tochter eines russischen Grafen und einer deutschen Freidenkerin, ist fassungslos, als sie einer Einladung ins Haus ihrer verheirateten Jugendfreundin nach Bristol folgt. Die Familie, in der sie landet, erweist sich als erzkonservativ. Marie Luises Gatte ist nicht nur dominant, er besitzt zudem eine Plantage auf Jamaica, die er mit Sklaven betreibt. Seine Ehefrau scheint zwar nicht glücklich, genießt aber doch auch ihre Privilegien. Eine ihrer Leibeigenen ist die junge Schwarze Sadie. Natalja ist fasziniert von Sadies Stolz und beschließt, ein Porträt von ihr zu malen. Für Marie Luises Familie ist das eine offene Provokation. Während der Sitzungen überwinden die stolze Leibeigene und die revolutionäre Adelige allmählich die Schranken ihrer Vorurteile. Dann kommt es zum Eklat ...
Eigene Meinung:
Dieses Trade Paperback zieren die verschwommen dargestellten Gesichter einer schwarzen und einer weißen Frau. In der Mitte prangt ein schwarzer Balken mit dem Titel des Buches und einem Blumenornament. Diese Darstellung lässt gleich auf den Inhalt des Buches schließen und gefällt mir sehr gut.
Auf eine ungewöhnliche Art und Weise, nämlich in Tagebuchform, erzählt diese Geschichte von der außerordentlichen Liebe zwischen Natalja und der Sklavin Sadie. Der Leser wird zum einen mit den Gedanken der Gräfin Natalja Serbinskaja, einer russischen Malerin und Abenteuerin, zum anderen mit denen des Sklavenjungen Noa, dem Bruder der Schwarzen Sadie, vertraut. Dieses "Lesen in fremden Tagebüchern" erlaubte mir sowohl Einblicke in die englische Lebensweise im 18. Jahrhundert als auch in das Leben der Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen auf Jamaika. Besonders reizvoll fand ich auch, diese Geschichte aus der Sicht der unterschiedlichen Protagonisten zu erfahren.
Die Hauptfigur des Romans ist Natalja Serbinskaja, Tochter eines russischen Grafen und einer deutschen Freidenkerin. Sie verlor ihre Mutter früh und wuchs mit ihrem Vater und Jelena, einer Leibeigenen, die der Vater beim Glücksspiel gewonnen hatte, auf. Jelena ist ihr aber mehr eine mütterliche Freundin als eine Bedienstete. Durch diese Figur erfuhr ich viel über die Situation der Leibeigenen im Russland des 18. Jahrhunderts.
Einer Einladung Marie Luise Cavenders, einer Jugendfreundin Nataljas, ins Haus deren Mannes folgend, reisen die beiden Russinnen nach Bristol. Die recht unkonventionellen russischen Damen sind jedoch ungeliebte Gäste im Hause der Cavenders, einer erzkonservativen Familie, die auf Jamaika mit Sklaven eine Zuckerrohrplantage betreibt.
Natalja ist von der stolzen Sklavin Sadie, der Zofe Marie Luises, so fasziniert, dass sie beschließt, ein Portrait von ihr zu malen. Bei den Sitzungen zu diesem Bild kommen sich die beiden Frauen langsam näher. Als der französische Sklavenaufseher Malraux als Gast auftaucht, um mit dem Hausherrn die weitere Vorgehensweise auf der Plantage zu besprechen, überschlagen sich die Ereignisse und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Tereza Vanek hat in ihrem Buch nicht nur die Liebe der beiden ungewöhnlichen Frauen zueinander auf einfühlsame Art und Weise beschrieben. Sie gewährt dem Leser auch Einblicke in das Seelenleben der anderen Figuren. Sadies Bruder Noa schreibt aus seiner Sicht vom Leben seiner Familie auf der Plantage und in Bristol. Natalja schildert in ihrem Tagebuch das Schicksal der Leibeigenen Jelena, aber auch das unglückliches Leben Marie Luises an der Seite des kalten und überheblichen Alexander und dessen Mutter Sarah. Durch das Auftauchen des Aufsehers Malraux erfährt der Leser auch etwas über die Anfänge der Französischen Revolution und über den Sklavenhandel.
Dieser Roman ist sehr gut recherchiert. Die Autorin hat einige geschichtliche Daten, wie das Erscheinen eines erwähnten Buches, ein wenig verschoben. Das erklärt sie im Nachwort.
Ich konnte mich am besten mit Natalja identifizieren, weil sie ihren eigenen Kopf hat. Aber auch Sadie war mir sehr sympathisch, weil auch sie, soweit es ihr in ihrer Stellung als Sklavin möglich ist, ihren Stolz bewahrt.
Besonders fasziniert hat mich, dass ich die Tatsachen aus verschiedenen Blickwinkeln, also aus der Sicht Noas und Nataljas, betrachten konnte. Die Menschen wurden nicht eindimensional dargestellt, sondern auch deren Hintergrund wurde beleuchtet: Selbst der unsympathische Aufseher Malraux hat menschliche Seiten, die oberflächliche Marie Luise zeigt Gefühle und der eiskalte Alexander Cavender hat einmal geliebt.
Fazit:
Dieser Roman hat mich vollkommen in seinen Bann gezogen. Sehr sensibel wird die Liebe der beiden Frauen geschildert. Auch die anderen Figuren werden sehr gut beschrieben. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen und hoffe, dass Tereza Vanek bald noch weitere Bücher veröffentlichen wird. Ein großes Kompliment für dieses Erstlingswerk!
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