Tuomainen, Antti - Der Heiler

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27 Aug. 2012 20:21 #1 von goat
Tuomainen, Antti - Der Heiler wurde erstellt von goat
Autor: Tuomainen, Antti
Titel: Der Heiler
Originaltitel: Parantaja
Verlag: List Hardcover
Erschienen: 10. August 2012
ISBN-13: 978-3471350829
Seiten: 224
Einband: Broschiert
Serie: -
Preis: 14,99 €

Autorenportrait:

Antti Tuomainen wurde 1971 geboren und war früher als Werbetexter tätig. Heute arbeitet er als Autor und freier Journalist. Der Heiler war in Finnland ein großer Erfolg bei Lesern und Kritikern und stand wochenlang an der Spitze der Bestsellerliste. Antti Tuomainen lebt mit seiner Frau in Helsinki.

Quelle: Klappentext

Inhaltsangabe:

Die Liebe deines Lebens in den Händen eines Killers. Du allein kannst sie finden. Helsinki, im Ausnahmezustand. Ein Irrer, der mordet und Heilsbotschaften verkündet. Eine Journalistin, die ihn stellen will. Und dabei spurlos verschwindet. Es gibt nur einen, der sie retten kann. Ihr Mann macht sich verzweifelt auf die Suche. Er würde alles für sie tun. Doch das Böse ist stärker als die Liebe.

Quelle: Klappentext

Meine Meinung:

Helsinki ist im Ausnahmezustand. Die durch den Menschen verursachte jahrzehntelange Umweltverschmutzung hat einen Klimawandel zur Folge, unter dem die Menschen in Helsinki schwer zu leiden haben. Die Wasservorräte werden knapp und viele flüchten in ihrer Not. Plünderungen sind an der Tagesordnung und die Polizei ist heillos überfordert. Private Sicherheitsfirmen sorgen auf ihre Art und Weise für „Ordnung“.

Inmitten dieses Chaos verschwindet plötzlich die Journalistin Johanna Lehtinen während einer Recherche. Ihr Mann, der Dichter Tapani, ist davon überzeugt, dass seine Frau entführt wurde. Er findet heraus, dass der sogenannte „Heiler“, ein radikaler Umweltschützer, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, um seine Botschaft zu verkünden, Kontakt zu Johanna aufgenommen hat. Von der Polizei kann Tapani keine Hilfe erwarten und er wendet sich an den Verlag und auch an gemeinsame Freunde. Doch er stößt auf eine Mauer des Schweigens. Anscheinend will ihm niemand helfen und er muss feststellen, dass er seine Frau nicht so gut kennt, wie er gedacht hat. Schließlich macht er sich allein auf die Suche nach dem Menschen, der offenbar so einiges an Geheimnissen vor ihm hatte …

Mich hat das Cover des Buches als Erstes angezogen. Passend zum Klappentext präsentiert es sich düster und Unheil verkündend mit den schaurig aussehenden kahlen Bäumen in der Dämmerung. Aber haben der Klappentext und die Leseprobe letztendlich auch gehalten, was sie versprachen?

Es fällt mir etwas schwer diese Frage mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten. Vergleiche ich den Klappentext mit meiner Erwartungshaltung, muss ich eigentlich sagen, nein, denn der Klappentext war mal wieder zu reißerisch und irreführend. Auch die Bezeichnung Thriller trifft es nur teilweise. Lasse ich den Klappentext allerdings außen vor und gehe ohne eine Erwartungshaltung an das Buch heran, dann bekomme ich eine zwar sehr düstere aber auch von sehr intensiven Gefühlen geprägte Geschichte präsentiert, die es auf ihre Art geschafft hat mich zu überzeugen.

Die Geschichte lebt von ihren Charakteren und der Intensität ihres Handelns. Dabei ist es egal, ob es nun Tapani ist, der seine innig geliebte Frau mit einer immensen Verzweiflung sucht oder der Heiler, der so von seinem Einsatz für den Umweltschutz überzeugt ist, dass er Menschen tötet, die in seinen Augen verantwortlich für den Klimawandel sind, der Helsinki in den Ausnahmezustand gestürzt hat.

Ich habe mich beim Lesen der Leseprobe gefragt, wie Antti Tuomainen mit nur 224 Seiten auskommt, auf denen er das Thema der verschwundenen Journalistin, dem Ausnahmezustand in dem von einer ausgebrochenen Pest, Überschwemmungen und Kämpfen um Wasservorrat die Rede ist. Dazu kommt „Der Heiler“, der ganze Familien ermordet. Nachdem ich das Buch beendet habe, muss ich feststellen, dass 224 eigentlich viel zu kurz waren, einiges nur angerissen wurde und es Stellen im Buch gab, die mich sehr unbefriedigt und auch ratlos zurückgelassen haben. Eine davon ist der letzte Satz der Geschichte.

Die ganze Stimmung des Romans wirkt sehr bedrückend, wenig Hoffnung versprechend und auch das permanent schlechte Wetter schlägt aufs Gemüt. Aber trotzdem passt es zur Geschichte, sie muss einfach so sein. Alles andere hätte mich dann wohl auch enttäuscht, wenn der Klappentext schon nicht hält, was er verspricht. Dass die Geschichte in der Ich-Form aus Sicht von Tapani geschrieben ist, hat mich persönlich noch viel intensiver am Geschehen teilhaben lassen.

Wer jetzt glaubt, ich habe zu viel verraten, weil ich auf manches näher eingegangen bin, der irrt. Noch immer stellt sich die Frage, welche Geheimnisse Johanna vor ihrem Mann hatte und was und wie viel sie mit dem Heiler verbindet. Und die alles entscheidende Frage ist: Lebt Johanna überhaupt noch?

Es ist schon gut, dass ich einige Tage mit einer Rezension zu diesem Buch gewartet habe, weil ich mit etwas Abstand über einige Dinge oder auch Figuren ganz anders denke. Auch gibt es Figuren, die es wert gewesen wären, etwas mehr darüber zu schreiben – mehr über sie zu erfahren, ihnen mehr Raum zu lassen. Unter anderem denke ich da an den Taxifahrer Hamid.

Ich habe nun schon einiges an Rezensionen zu „Der Heiler“ gelesen und habe mir schon vorher gedacht, dass manch Leser enttäuscht sein wird, dass die Erwartungen an den Thriller, den man laut Klappentext erwartet hat, nicht erfüllt wurden. Hier geht es nicht vorrangig um den Heiler, sondern um die Suche Tapanis nach seiner Frau. Aus einem anderen Blickwinkel gesehen, ist der Roman es trotzdem wert gelesen zu werden, ohne zu verurteilen. Einzig die geringe Seitenzahl hält mich davon ab, dem Buch fünf Sterne zu geben. Die Geschichte an sich ist schon sehr tiefgründig, und trotzdem hätte der Autor noch etwas mehr ins Detail gehen können, etwas mehr herausarbeiten können. Deswegen gibt es von mir vier Sterne.

:****:

Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.

Ernst Reinhold Hauschka

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