Rehn, Heidi - Die Tochter des Zauberers - Abschnitt 2

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14 Okt. 2020 08:50 #1 von Zabou1964

New York, 1936: Erika hofft darauf, mit ihrem politischen Kabarett die Amerikaner für den Kampf gegen Hitler zu gewinnen. Dann lernt sie im Kreis der europäischen Exil-Künstler einen Mann kennen, der ihr mehr bedeutet, als sie jemals für möglich gehalten hätte – den Arzt und Lyriker Martin Gumpert, der fasziniert ist von ihrer Stärke und Unabhängigkeit. Bald muss sie sich entscheiden: Ergreift sie die Chance, sich als Kämpferin für Frieden und Freiheit zu etablieren, oder setzt sie ihr persönliches Glück an erste Stelle? Die bislang unbekannte Liebesgeschichte einer großen Frau, die sich in einer düsteren Epoche behaupten muss


Quelle: Aufbau Verlag
Kapitel 8 - 13 (Seite 85 - 153)

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25 Okt. 2020 15:26 #2 von Zabou1964
Endlich hat Erika ein Theater gefunden! Maurice hat da ein wenig nachgeholfen. Wie er schon ganz richtig sagte, hat er wahrscheinlich auch mal etwas anderes zu tun, als täglich mit Erika Theater zu besichtigen. Irgendwie wird das Theater aber nun ganz anders, als Erika es geplant hatte. Es sollte eine Bewirtung stattfinden und in der Nähe des Broadways sein. Aber ein Theater in der fünfzigsten Etage hat natürlich auch etwas Außergewöhnliches!

Erika und die Männer! Sie hat sowohl Martin als auch Maurice den Kopf verdreht. Und sie weiß selbst nicht, was sie will. Wenn demnächst jetzt auch noch Therese wieder auftaucht, ist das Chaos komplett.

Die Beschreibung der Jazzclubs fand ich großartig. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich mittendrin. Und wie gerne wäre ich das gewesen! Ella Fitzgerald bei einem ihrer ersten Auftritte zu erleben, muss unvergesslich gewesen sein.

Diese Miro stürzt Erika gleich in neue Nöte. Was denkt sie sich nur dabei? Jetzt liegt sie jedenfalls erst einmal im Krankenhaus. Wie gut, dass Martin gleich hilfreich eingegriffen hat. Ist Miro eigentlich auch eine reale Person?

Einen kleinen Tippfehler habe ich noch auf Seite 97 gefunden:

... sowie einen windigen Schreibtisch ...


Ich nehme an, es soll "winzigen" heißen, oder?

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26 Okt. 2020 11:34 #3 von Netha
Erika und ihre Gefühle, wie will sie das alles unter einen Hut bekommen. Martin der Ruhige, er weiß das Erika ihn mag, aber er gibt sich ganz verhalten, ich denke er kann warten.
Maurice der Alleskönner, er scheint sich sehr sicher zu sein Erika zu bekommen, aber mit Geld kann man eben nicht alles bekommen, auch wenn er sich geduldig zeigt. Tja und dann ist auch noch Therese auf dem Weg. Wie soll das werden. Ich denke Erika muss sich in dieser Hinsicht bald entscheiden. Ansonsten könnte das wohl alles nach hinten losgehen.

Die Beschreibung des New Yorker Nachtlebens in Harlem war sehr plastisch, habe im Kopfkino mitgetanzt und die unvergleichbare Ella Fitzgerald singen hören. Nach Ende dieses Abschnitts habe ich mir dann auch gleich mal wieder das Album mit ihr und Louis Armstrong angehört. Einfach herrlich.

Und es ist nun auch ein Theater gefunden, zwar nicht genau das was sich Erika so vorgestellt hatte. Und Maurice hatte natürlich wieder seine Finger mit drin. Nur ist das wirklich ein Theater? In luftiger Höhe, sehr ungewöhnlich, bin gespannt was daraus wird.

Während diesem Abschnitts kam mir auch das eine oder andere Mal die Frage in den Kopf, wie können die das alles bezahlen? New York kann doch nicht gerade günstig sein. Das Hotel , die ganzen Ausflüge und auch das Nachtleben mit oder ohne Drogen und einer Menge Alkohol. OK, der Vater wird bestimmt für etwas Unterhalt sorgen, aber das Feiern ist doch sehr oft und ausschweifend.

Und zu guter Letzt erscheint auch noch Miro auf der Bildfläche und ich habe das starke Gefühl, dass es Erika alles andere als erfreut.

Es ist eine Menge passiert in diesem Abschnitt und ich bin gespannt wie das weiter geht.

Liebe Grüße von Netha

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28 Okt. 2020 08:40 #4 von Heidi
Liebe Simone,

danke für den Hinweis. "Windig" gibt es allerdings als Adjektiv im Sinne von "nicht sonderlich stabil". Ein windiger Schreibtisch ist mehr so eine Art Behelfstisch, wacklig, nicht sehr fest gezimmert. Hier bei Erika ist es ein Tisch in ihrem Hotelzimmer, der eigentlich nicht als Schreibtisch sondern als Beistelltisch zu den Sesseln gedacht ist. Sie hat ihn umfunktioniert, um daran zu schreiben.

Wie schön, dass Dir die Jazzclubszene so gut gefallen hat! Um das zu schildern, habe ich einige Schilderungen von Erika und Klaus aus ihrem gemeinsamen Buch "Rundherum" über ihre erste Amerikareise 1928/29 ausgeschlachtet, ebenso die verschiedenen Darstellungen in zeitgenössischen Reiseführern. Ella Fitzgerald finde ich ohnehin eine großartige Sängerin. Ihre Stimme ist auch später noch genial gewesen. Wie muss sie in jungen Jahren, zu Beginn ihrer Karriere geröhrt haben? Das habe ich mir mit viel Phantasie und viel Musik im Hintergrund ausgemalt...

Miro ist eine reale Person, Erikas und Klaus´ langjährige Freundin Annemarie Schwarzenbach (1908-1942), eine Schweizer Schriftstellerin und Fotografin, Tochter eines international sehr erfolgreichen Seidenfabrikanten. Die im Text erwähnte Niederlassung in New York hat es ebenfalls wirklich gegeben. Miro, wie sie sich nennt, lernt Klaus und Erika Anfang der 1930er Jahre kennen, liebt Erika, verehrt sie und will, als Erika sie als Geliebte zurückweist, ihre Freundin und eine Art kleine Schwester sein. Im Haus der Familie Mann, die dann ja im Schweizer Exil lebt, war sie sehr heimisch. Ihre Mutter ist seltsamerweise eine sehr überzeugte Anhängerin Hitlers und unterstützt entsprechende Kreise in der Schweiz. Die Freundschaft von Miro zu Erika und Klaus war ihr also ein Dorn im Auge. Es wird vermutet, dass sie auch hinter den Angriffen nationalsozialistischer Prügeltrupps auf "Die Pfeffermühle" in Zürich steckt und so mit dafür gesorgt hat, dass das Kabarett in der SChweiz nicht mehr auftreten durfte. Miro ist stark drogenabhängig und reißt auch Klaus immer wieder in diese Spirale mit hinein.

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28 Okt. 2020 08:46 #5 von Heidi
Liebe Netha,

ja, Erika sitzt mit ihren Gefühlen zwischen allen Stühlen. Wie ihre jüngere Schwester Elisabeth so treffend sagt: sie ist eine Frau voller Leidenschaften in allem, was sie tut. Und sie liebt nun einmal auch sehr gern.

Natürlich ist New York schon damals nicht gerade günstig. Für Erika wie für viele Emigranten war die Frage, wie sie ihr Leben finanzieren, entscheidend. Erika und Klaus bekommen, wie Du richtig vermutest, regelmäßige Unterstützung von den Eltern. Katia und Thomas haben doch einen Großteil des Vermögens vor den Nazis retten können. Schon das Geld für den Nobelpreis 1929 hat Thomas Mann im Ausland angelegt. Ebenso wurden seine Bücher ja in vielen Ländern - vor allem auch in den USA - erfolgreich verkauft. Die Honorare standen also auch zur Verfügung.

Erika sucht jetzt explizit Sponsoren, um die Überfahrt der Pfeffermühle-Truppe wie auch deren und ihr eigenes Leben in den USA zu finanzieren. Das gelingt ihr mit Maurice, der Unterstützung von Vicki Baum, den Verlegern Alfred und Blanche Knopf ja auch relativ schnell. Außerdem schreibt sie weiter Artikel für Zeitungen, was auch ein bisschen Geld bringt. Und Klaus hält Vorträge, für die er ebenfalls Honorar erhält. "A bisserl was geht allweill", wie man in Bayern sagt - ein bisschen was geht also immer. Zum Glück.

Und wie das mit ihrer Liebe zu Martin, Maurice und dann auch Therese weitergeht, wird sich zeigen. :bg

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28 Okt. 2020 09:54 #6 von Zabou1964
Liebe Heidi,

in diesem Zusammenhang war mir das Wort "windig" tatsächlich noch nicht bekannt. Aber man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu. :lolo:

Es ist schon erschreckend, was Drogen mit der Psyche eines Menschen anrichten. Miro ist bestimmt eine liebenswerte Person. Aber ihr Verhalten im Bedford war absolut egoistisch. Letztendlich hat sie sich ja hauptsächlich selbst geschadet. Aber auch der Ruf der Freunde hätte ganz schnell Schaden nehmen können. Klaus scheint sich da - zumindest momentan noch - besser im Griff zu haben. Obowhl es schon schmerzt, zusehen zu müssen, wie er sich Stück für Stück selbst zugrunde richtet.

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