Michele, Rebecca - Die Farben der Schmetterlinge Abschnitt 3

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03 Feb. 2025 09:18 #25 von RebeccaM


Das fhängt ja schon mit ihrem Vater an. Du hast ja oben geschrieben, dass das damals eine andere Zeit war und da sie mündig war und ihr Vater alle Rechte dazu hatte, sie des Hauses zu verweisen. Aber ich bin trotzdem immer wieder traurig darüber, warum Eltern dies ihren Kindern antun. Wir haben ja schon herausgefunden, dass ihr Vater nicht gerade ein leichtes Leben führte mit seiner Krankheit. Aber dass sich ihre Mutter nicht mehr für sie eingesetzt hat, stimmt mich auch etwas nachdenklich. Klar, sie hatte nicht viel zu melden, weil sie ja „nur eine Frau“ war, aber trotzdem hätte ich mir ein kleines bisschen mehr Widerstand gewünscht.


 
Der Vater sagt ja zu Maria, dass die Mutter ihr nicht helfen wird - denn sie weiß, wo ihr angestammter Platz ist und was sich gehört. Aus heutiger Sicht schütteln wir darüber fassungslos den Kopf. Die Mutter hatte damals aber keine Möglichkeit, sich auf Marias Seite zu stellen und ebenfalls den Burgberg zu verlassen. Alle Türen wären ihr verschlossenen geblieben, auch die in der eigenen Verwandtschaft. Ihr Bruder Ferdinand war von Marias Plänen auch nicht begeistert. Geboren, aufgewachsen und erzogen war Eugenie nicht fähig, ein selbstbestimmtes Leben zu führen oder gar für ihren Unterhalt zu sorgen. Das sieht man ja dann später als sie nach Tübingen ziehen muss. Du hast den Abschnitt ja schon gelesen. 

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03 Feb. 2025 09:24 #26 von RebeccaM


Als Nächstes natürlich dann wieder ein großer Stein, in dem sie herausfindet, was mit Rudolf los ist. Schrecklich, sehr schrecklich, was mit ihm passiert. Und es ist wirklich schade, dass es ihr nicht vergönnt war, mit ihm eine glückliche Zukunft zu führen. Ich denke, wenn sie ihn an ihrer Seite gehabt hätte, wäre einiges doch etwas leichter gewesen. Denn wenn man den Rückhalt von einem Mann hat, der einem vielleicht ein kleines bisschen die Wege öffnen kann, beziehungsweise die Steine aus dem Weg räumt, wäre es doch etwas leichter gewesen. 


 
Um Rudolf hat es mir auch schon leidgetan. Wenn man den Faden weiterspinnt: Was wäre gewesen, wenn sie wirklich geheiratet hätten? Maria wäre ja unweigerlich auch mal schwanger geworden. Sichere Verhütungsmittel gab es damals nicht, außerdem hätte Rudolf - trotz aller Liebe - wohl nicht auf Kinder verzichtet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dann Hausmann geworden wäre und die Kinder erzogen hätte, damit Maria weiter ihren Traum leben kann. Selbst heute werden Männer noch belächelt, die zu Hause bleiben und die Frauen arbeiten.
Marias Freundinnen haben ihre Erfüllung in der Rolle als Ehefrauen und Mütter gefunden, wo gerade Gabriele trotzdem eigene Wege gegangen ist. Aber eben in der Rolle, die neben der der Ehefrau möglich war. Ein Studium abschließen und intensiv zu forschen, wäre Maria wohl nicht möglich gewesen. Wäre sie dann wirklich glücklich geworden oder hätte sie irgendwann Rudolf die "Schuld" gegeben, dass er ihre Träume verhindert hat?

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03 Feb. 2025 09:31 #27 von RebeccaM

Dass Maria das Abitur geschafft hat, hat mich dann sehr gefreut, aber ich hatte auch keine Zweifel daran. Trotzdem habe ich wirklich ein Lächeln auf den Lippen gehabt, als ich gelesen habe, dass sie bestanden hat. Ebenso dass ihre Großmutter anscheinend wirklich alle Kräfte zusammen genommen hat, bis sie das positive Ergebnis selbst hörte. Als sie starb, war ich schon etwas traurig,


 
Das klingt, als hätte ich mir das ausgedacht und ein wenig nach einem Klischee, aber es war tatsächlich so. Maria schildert in ihren Aufzeichnungen, dass die Großmutter unmittelbar, nach Maria das Abitur geschafft hatte, gestorben ist. 

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03 Feb. 2025 09:37 #28 von RebeccaM


Dann kommt natürlich die nächste Hürde mit dem Studium. Ich hab mich mit Maria wirklich auf den ersten Tag an der Universität gefreut und ich kann mir auch wirklich gut vorstellen, dass ihr diese Unverschämtheiten seitens der Männer entgegengebracht wurden: vor der Vorlesung 5 Minuten anwesend zu sein und erst rauszugehen, wenn alle den Saal verlassen haben, sich in irgendwelche Ecken zu setzen, damit sie ja nicht ins Blickfeld gerät oder Aufmerksamkeit erregt. Dann, dass sie nicht in die Mensa darf. Klar, dass jetzt für sie keine Toilette gebaut wurde, kann ich auch schon bisschen verstehen, weil alles recht kurzfristig war, aber dann vielleicht mal nachzudenken und zu sagen: Komm, wir geben ihr einen Waschraum im dritten Stock. Der ist nur für sie.
Ja, okay, in der heutigen Zeit ist es auch so, dass es Unisex-Toiletten gibt. Dann macht man halt irgendwie ein Zeichen an die Tür, wenn sie drin ist, geht in dem Moment halt mal keiner rein. Sie verbringt ja jetzt nicht Stunden da drin.
Die Professoren sind ja auch noch ne Nummer für sich. Ich hoffe, dass sie aber wenigstens an einem gerät, der sie etwas fördert oder sie sogar vielleicht noch einen für sich einnimmt, weil er merkt, das in Maria mehr steckt als äußerlich zu sehen ist.


 
Wobei in Tübingen es für Maria möglich war, an den Vorlesungen direkt teilzunehmen. An anderen Universitäten in Deutschland, an denen Frauen geduldet wurden, mussten diese hinter eine Trennwand in den Hörsälen sitzen. Sie konnten zuhören, aber nicht sehen, was die Professoren unterrichteten. Maria war zwar nicht offiziell immatrikuliert, trotzdem durfte die Klausuren schreiben, die benotet wurden, und dann ihre Doktorarbeit, die ihr den Titel bescherte. 
An der Uni der Charité z.B., wo die Frauen hinter Holzwänden saßen, durften sie bis zum Anfang des 20.Jahrhundert keine Klausuren schreiben oder gar eine Doktorarbeit. Diese Frauen hörten zwar nur, einen wirklichen Nutzen daraus zogen sie jedoch nicht, geschweige denn, dass sie anerkannte Ärztinnen werden konnten. Das wird historisch recht korrekt in der Fernsehserie "Charité" geschildert.
Damals waren die Unis in Zürich und die Sorbonne in Paris schon wesentlich weiter. 

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03 Feb. 2025 11:43 #29 von Meggie


Als Nächstes natürlich dann wieder ein großer Stein, in dem sie herausfindet, was mit Rudolf los ist. Schrecklich, sehr schrecklich, was mit ihm passiert. Und es ist wirklich schade, dass es ihr nicht vergönnt war, mit ihm eine glückliche Zukunft zu führen. Ich denke, wenn sie ihn an ihrer Seite gehabt hätte, wäre einiges doch etwas leichter gewesen. Denn wenn man den Rückhalt von einem Mann hat, der einem vielleicht ein kleines bisschen die Wege öffnen kann, beziehungsweise die Steine aus dem Weg räumt, wäre es doch etwas leichter gewesen. 



 
Um Rudolf hat es mir auch schon leidgetan. Wenn man den Faden weiterspinnt: Was wäre gewesen, wenn sie wirklich geheiratet hätten? Maria wäre ja unweigerlich auch mal schwanger geworden. Sichere Verhütungsmittel gab es damals nicht, außerdem hätte Rudolf - trotz aller Liebe - wohl nicht auf Kinder verzichtet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dann Hausmann geworden wäre und die Kinder erzogen hätte, damit Maria weiter ihren Traum leben kann. Selbst heute werden Männer noch belächelt, die zu Hause bleiben und die Frauen arbeiten.
Marias Freundinnen haben ihre Erfüllung in der Rolle als Ehefrauen und Mütter gefunden, wo gerade Gabriele trotzdem eigene Wege gegangen ist. Aber eben in der Rolle, die neben der der Ehefrau möglich war. Ein Studium abschließen und intensiv zu forschen, wäre Maria wohl nicht möglich gewesen. Wäre sie dann wirklich glücklich geworden oder hätte sie irgendwann Rudolf die "Schuld" gegeben, dass er ihre Träume verhindert hat?
Sie war ja später mit Herwig zusammen. Hier gab es bestimmt auch die Regelung, dass keine Kinder "kommen sollen". Mit ihrem Wissen über Pflanzen hat sich Maria da bestimmt geschützt. Da Rudolf ja etwas offener war und ihr es ermöglichen wollte, zu studieren etc. wäre er vielleicht auch damit klar gekommen.
Spinnt man noch weiter, hätte sich Maria mit ihm vielleicht auch Kinder vorstellen können. Und bei ihrem Willen wäre es ihr sicherlich möglich gewesen, alles unter einen Hut zu bringen. Fränze und ihre Mutter wären bestimmt aufgegangen in der Erziehung. 
Zwar gäbe es sicherlich wieder Anfeindungen oder Beleidigungen, aber Maria hätte drüber gestanden. Da bin ich mir sicher. 


LG Meggie

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03 Feb. 2025 11:45 #30 von Meggie

Dass Maria das Abitur geschafft hat, hat mich dann sehr gefreut, aber ich hatte auch keine Zweifel daran. Trotzdem habe ich wirklich ein Lächeln auf den Lippen gehabt, als ich gelesen habe, dass sie bestanden hat. Ebenso dass ihre Großmutter anscheinend wirklich alle Kräfte zusammen genommen hat, bis sie das positive Ergebnis selbst hörte. Als sie starb, war ich schon etwas traurig,



 
Das klingt, als hätte ich mir das ausgedacht und ein wenig nach einem Klischee, aber es war tatsächlich so. Maria schildert in ihren Aufzeichnungen, dass die Großmutter unmittelbar, nach Maria das Abitur geschafft hatte, gestorben ist. 
So habe ich das nicht gemeint. Ich fand es einfach nur gut zu lesen, also schwarz auf weiß, dass sie das Abitur geschafft hat. Durch meine Vorrecherche bzw. durch den Klappentext vorne und hinten ist ja schon klar, dass sie es geschafft haben muss. Aber das sie den vielen Widrigkeiten, denen sie ausgesetzt war, getrotzt hat, finde ich einfach bewundernswert.


LG Meggie

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