Böttcher, Sven - Prophezeiung

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26 Feb. 2011 00:46 #1 von goat
Autor: Böttcher, Sven
Titel: Prophezeiung
Originaltitel: -
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 24. Februar 2011
ISBN-10: 3462042785
ISBN-13: 978-3462042788
Seiten: 448
Einband: gebunden
Serie: -
Preis: 19,95 €

Autorenportrait:

Sven Böttcher, Jahrgang 1964, schreibt seit einem Vierteljahrhundert Romane, Sach- sowie Drehbücher und entwickelt erfolgreich Fernsehformate. Das notwendigste Wörterbuch aller Zeiten (Der tiefere Sinn des Labenz) geht auf seine Kappe (sowie die Kappen von Douglas Adams & John Lloyd), ebenso eine Thriller-Trilogie um das werbende Großmaul Roland Kant und eine Reihe philosophischer Fantasy-Sci-Fi-Bastarde (Götterdämmerung, Wal im Netz, PsychoPathos). Seine vier letzten Thriller und Sachbücher veröffentlichte Böttcher unter Pseudonym, mit Prophezeiung meldet er sich unter seinem Klarnamen zurück.

Quelle: Verlagsseite / Klappentext

Inhaltsangabe:

Millionen Menschen sind vom Tod bedroht. Das Klima-Prognoseprogramm »Prometheus« sagt eine epochale Dürre in der Äquatorregion voraus, dazu einen Dauermonsun in den gemäßigten Breiten. Während Europa in den Wasserfluten versinkt, versucht die junge Klimaforscherin Mavie Heller die Welt zu warnen. Doch mächtige Gegenspieler wollen um jeden Preis verhindern, dass die Wahrheit bekannt wird...

Mavie Heller ist am Ziel ihrer Wünsche – sie hat einen Job am streng geheimen Klimainstitut IICO auf La Palma, wo man Klimadaten in bislang unbekanntem Ausmaß erhebt. Als Mavie sich das Prognoseprogramm genauer ansieht, fällt sie buchstäblich aus allen Wolken. Denn »Prometheus« liefert exakte Klimavorhersagen für praktisch jeden Ort der Erde – und sagt eine Katastrophe voraus. Die Prognose der Todesopfer: 400 bis 800 Millionen. Mavie wird ertappt und umgehend gefeuert; kurz darauf stirbt ihre Freundin, die Journalistin Helen, bei einem Unfall. Doch wer sollte ein Interesse an einer Geheimhaltung der »Prophezeiung« haben?

Die Vorhersagen treffen präzise ein. Der Regen im Norden hört nicht auf, im Süden wird es Tag für Tag wärmer und trockener. Beseelt vom Wunsch, möglichst viele Menschen zu retten, trägt Mavie – mithilfe eines überheblichen Nobelpreisträgers sowie einer Gruppe radikaler »Ökoaktivisten« und Computerfreaks – die »Prophezeiung« in die Welt. Und zahlt dafür einen hohen Preis...

Quelle: Verlagsseite / Klappentext

Meine Meinung

Mavie Heller, eine junge Klimaforscherin aus Hamburg kann eigentlich mit ihrem Leben ganz zufrieden sein. Sie hat einen gesicherten Arbeitsplatz, gute Freunde und eine tolle Wohnung. Trotzdem überlegt sie nicht lange und sagt zu, als ihr ehemaliger Professor und Mentor Fritz Eisele ihr zu einem Job im streng geheimen International Institute for Climate Observation (kurz: IICO) verhilft. Schon bald darauf sitzt Mavie im Flieger auf dem Weg nach La Palma. Der Vertrag, den sie unterschreibt, verpflichtet sie zur absoluten Geheimhaltung und würde bei Nichteinhaltung empfindliche Strafen nach sich ziehen. Aber Mavie freut sich so über ihre neue Arbeit, dass sie nicht weiter darüber nachdenkt und unterschreibt.

Die meisten ihrer neuen Mitarbeiter begegnen ihr mit kühler Distanz. Ihr Kollege Thilo Beck, der sie einarbeiten soll, behandelt sie zunächst wie eine Anfängerin und ändert sein Verhalten erst, als Mavie ganz energisch ihren Unmut äußert. Von ihrer direkten Art imponiert, stellt er ihr Prometheus vor – ein Prognoseprogramm welches für jeden Ort der Erde das Klima vorhersagen kann. Doch Mavie merkt schnell, dass Becks Erklärungen recht dürftig sind und nur an der Oberfläche kratzen.

Als sie eines abends länger als die anderen im Terminal bleibt, siegt ihre Neugierde und sie verschafft sich mit Hilfe von Becks ausspionierten Passwort vorzeitig Zutritt zum Programm. Was sie dort liest, lässt ihr das Blut in den Adern gefrieren. Prometheus sagt eine Katastrophe voraus, die 400 bis 800 Millionen Todesopfer fordern soll. Es gelingt Mavie, ein paar Daten abzuspeichern und ihre Freundin, die Journalistin Helen zu informieren. Allerdings bleibt ihr kleiner Ausflug nicht unentdeckt und erst recht nicht folgenlos. Man feuert sie fristlos und bevor sie das Institut verlässt, muss Mavie sich einer Leibesvisitation unterziehen lassen. Man hat an alles gedacht – sogar daran, die Zeugen aus dem Weg zu räumen. Denn als Mavie erfährt, dass Helen einen tödlichen Unfall hatte, ist sie überzeugt, dass jemand nachgeholfen hat.

Mit Hilfe von Helens Bruder Philipp steht Mavie vor der schier unlösbaren Aufgabe, die Menschen vor der Katastrophe zu warnen und ihre einzige Chance ist der überhebliche Nobelpreisträger Leland Milett. Doch die Gegenseite versucht mit aller Macht zu verhindern, dass die Prognose nach außen dringt …

Auch wenn es zunächst so aussieht, als hätte ich mit meiner Zusammenfassung bereits den ganzen Inhalt verraten: Ich verrate nichts, was nicht auch im Klappentext steht. Für ein 400 Seiten starkes Buch ist das allerdings zugegebener Maßen recht viel. Aber ich gehe davon aus, dass der Verlag dadurch Leser ködern wollte, denn für mich hat der Thriller nicht die Spannung halten können, die der Klappentext vermuten ließ. Zu viele Längen, wissenschaftliche Erklärungen oder auch Wiederholungen haben das leider verhindert.

Etwas irritiert hat mich die fehlende Jahresangabe. Der Leser kann nur erahnen, dass die Geschichte in der nahen Zukunft spielt. Die Erderwärmung ist bei uns zwar bereits in vollem Gange, Feuerquallen in der Elbe, iAms oder so genannte „Cops“, Carbonpunkte, die der Bürger automatisch durch seinen täglichen Energieverbrauch sammelt, sind allerdings noch Zukunftsmusik. Die Vorstellung, all dies könnte bereits in einigen Jahren Wirklichkeit werden, ist nicht unbedingt sehr aufbauend – darüber zu lesen hat mich allerdings fasziniert.

Die Ausarbeitung der Figuren war etwas dürftig und Protagonistin Mavie hätten ein paar Gefühle mehr sicherlich gut gestanden. Da war mir sogar ihr etwas spleeniger Vater noch sympathischer als sie. Die Tatsache, dass man in Krisensituationen selbst dann untergeht, wenn man essenstechnisch vorgesorgt hat, hat mich noch sehr lange beschäftigt. Was nützt es, wenn man sich mit Konserven eingedeckt hat, die gut und gerne ein halbes Jahr und länger reichen würden, wenn niemand anderer dies getan hat? Wie lange hätte man seine Konserven für sich?

Alles in allem ist „Prophezeiung“ ein interessanter Ökothriller, der in Verbindung mit Politik natürlich ein heißes Eisen ist. Erschreckend ist es natürlich, den Spiegel der Gesellschaft vorgehalten zu bekommen, denn sie ist geprägt von Macht und Geld. Bleibt zu hoffen, dass die Prophezeiung niemals eintritt …


:****:

Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.

Ernst Reinhold Hauschka

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