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Anonyma - Eine Frau in Berlin
Originaltitel: A Woman in Berlin
Romanvorlage: Anonyma
Regie: Max Färberböck
Produktion: Deutschland/Polen 2008
Länge: 131 Minuten
FSK 12
ASIN: B001ISKFSA
Darsteller:
Nina Hoss – Anonyma
Jewgnei Sidichin – Andrej Rybkin
Irm Hermann - Witwe
Rüdiger Vogler – Eckhart
Ulrike Krumbiegel – Ilse Hoch
Rolf Kanies – Friedrich Hoch
Jördis Triebel – Bärbel Malthaus
Juliane Köhler – Elke
August Diehl – Gerd
Inhalt:
Quelle: AmazonApril 1945. Die Rote Armee marschiert in Berlin ein. In einem halb zerstörten Wohnhaus werden die Frauen Opfer von Vergewaltigungen. Eine von ihnen ist Anonyma (NINA HOSS), einst Journalistin und Fotografin. In der Not fasst sie den Entschluss, sich einen russischen Offizier zu suchen, der sie beschützt. Und es geschieht, worauf sie am wenigsten gefasst war. Es entsteht eine Beziehung zu dem Offizier Andrej (EVGENY SIDIKHIN), die sich wie Liebe anfühlt, wäre da nicht die Barriere, die sie bis zum Ende Feinde bleiben lässt.
Der Film stützt sich auf die Tagebuchaufzeichnungen einer bis zu ihrem Tod anonym gebliebenen Autorin, die als einzige Frau über die bis heute tabuisierten Vergewaltigungen deutscher Frauen durch Soldaten der Roten Armee am Ende des zweiten Weltkriegs berichtet hat. Das Buch ist ein einzigartiges historisches Dokument, das weltweit Aufsehen erregt und nach seiner deutschen Neuauflage im Jahre 2003 alle Bestsellerlisten gestürmt hat.
Die Hauptrolle der Anonyma spielt Nina Hoss (DIE WEISSE MASSAI), die im vergangenen Jahr für den Film YELLA bei den Internationalen Berliner Filmfestspielen mit dem Silbernen Bären als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. Auch alle weiteren Rollen sind prominent besetzt, darunter die Trägerin des Deutschen Filmpreises Sandra Hüller (REQUIEM), die Fassbinder-Ikone Irm Hermann, Jördis Triebel (zuletzt filmpreisnominiert für EMMAS GLÜCK), August Diehl (DIE FÄLSCHER), Wim Wenders-Star Rüdiger Vogler und Juliane Köhler (DER UNTERGANG). Alle sowjetischen Soldaten werden von russischen Schauspielern gespielt, darunter der Kino- und Theaterstar Evgeny Sidikhin.
Meine Meinung:
Eine zerbombte Straße in Berlin. Ein Luftschutzkeller voller verängstigter Menschen. Und dann kommen sie, die Sieger. Russen der Roten Armee stürmen die Häuser, den Keller, in dem sich die Frauen schutzsuchend in die hinterste Ecke gedrängt haben. Aber sie können den Männern nicht entkommen, sie nehmen, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht.
Mittendrin eine schöne blonde Frau: Anonyma. Mit starrem Gesicht lässt sie die Gewalt über sich ergehen. Bis sie beschließt, sich einen möglichst ranghohen russischen Soldaten zu suchen, der sie beschützt und als Gegenleistung dafür mit ihr schlafen darf. Sie findet den Offizier Andrej, der zunächst sehr zurückhaltend ist und sie nicht anrührt. Er wirkt traurig, ich konnte ahnen, dass ihm ein schweres Schicksal widerfahren ist.
Die Bewohner des Hauses arrangieren sich mit den russischen Besatzern. Sie laden die Männer ein, trinken, tanzen und feiern mit ihnen. Die Anwesenheit Andrejs und seiner Leute schützt alle. Als ein deutscher Soldat, der sich im Haus versteckt hält, beim Diebstahl von Lebensmitteln erwischt wird, deckt Andrej Anonyma, die die Anwesenheit des Soldaten im Haus verheimlicht hatte.
Zwischen den beiden entwickelt sich eine seltsame Beziehung. Sie fassen Vertrauen zueinander. Ich würde die Gefühle nicht als Liebe bezeichnen, aber zumindest Respekt und Sympathie empfinden sie füreinander.
Was mir an diesem Film besonders gut gefallen hat, war, dass die Russen nicht nur als gewalttätige Barbaren dargestellt werden. Es wird auch erzählt, was die deutschen Soldaten in Russland verbrochen haben. Auch sie haben Frauen geschändet, Kinder brutal ermordet. Das entschuldigt natürlich nicht das Verhalten der Sieger in Berlin, macht es aber zumindest verständlich.
Anonyma ist Journalistin und hat ihre Geschichte aufgeschrieben für ihren Lebensgefährten Gerd, der sich im Krieg befindet. Laut Abspann wurde das Buch bereits 1959 einmal veröffentlicht und hat damals großes Entsetzen ausgelöst. Die Geschichte sei eine Schande für die deutsche Frau, hieß es sogar. Die Autorin hat verfügt, dass das Buch erst nach ihrem Tod wieder veröffentlicht werden darf. Ich habe es bisher noch nicht gelesen, kann also nicht beurteilen, wie Max Färberböck die Romanvorlage umgesetzt hat. Aber der Film hat mich bewegt und nachdenklich gemacht. Ich kann ihn empfehlen.
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